Es war am Donnerstag, dem letzten Tag im August, als Manolo Barahona vom Chef der Guardia Civil in Palma, Oberst Alejandro Hernández, einen Anruf bekam. Eigentlich nicht der Rede wert, schließlich pflegten die beiden seit langem eine enge Freundschaft. "Hernández fragte mich, ob ich vielleicht noch einen Tisch für sieben seiner Freunde am Abend im Lokal hätte", erinnert sich Manolo, Besitzer und Seele des kleinen Kultrestaurants Bodega Barahona alias Casa Manolo in Ses Salines. "Ich fragte ihn, ob er nicht ganz bei Trost sei, so kurzfristig reservieren zu wollen, da das Restaurant auf den letzten Platz ausgebucht sei." Doch Oberst Hernández blieb hartnäckig. "Manolo, amigo, es sind wichtige Leute, lass mich nicht hängen", soll der Chef der Guardia Civil gebettelt haben.
"Letztendlich habe ich ihm den Wunsch erfüllt, und unser separates Speisezimmer vorbereiten lassen. Ohne zu wissen, dass es sich bei den Gästen um König Felipe und sechs seiner Freunde handelte", erzählt Manolo. "Geärgert hat mich im Nachhinein, dass ich es eigentlich hätte besser wissen müssen." Grund: Bereits im August 2004 hatte ein hochrangiger Offizier der Nationalpolizei von Palma in der Casa Manolo einen Tisch für zwei Personen unter dem Namen "Señores Rodríguez” reservieren lassen. Wie sich herausstellte, handelte es sich bei dem Paar um den damaligen Kronprinzen Felipe und seiner Frau Letizia, die nur wenige Wochen zuvor geheiratet hatten. "Mir war es anfangs peinlich, dass ich den beiden den kleinen Tisch am Eingang zugewiesen haben, doch als ich fragte, ob sie vielleicht an einem geräumigeren Platz nehmen möchten, schüttelten sie nur mit den Köpfen. Der, an dem sie sitzen würden, sei perfekt, sagten sie ganz bescheiden. Das werde ich nie vergessen", so Manolo.
Das damals aufgenommene Bild vom heutigen spanischen Königspaar hängt ebenso wie jenes von Felipes besagtem Blitzbesuch in der kleinen Gaststube im vorderen Teil des Lokals an der Wand – neben unzähligen weiteren Fotografien ehemaliger Gäste, alten Zeitungsausschnitten, Vereinswimpeln aus aller Welt sowie diversen anderen Nachlässen.
Hier nahm vor über 50 Jahren die Erfolgsgeschichte der Casa Manolo ihren Lauf. Zwar war die Bodega Barahona bereits 1945 von den Vorfahren Manolos dank Schanklizenz als Bar eröffnet worden, doch erst 1972 verwandelte sich die Wirtschaft in ein richtiges Restaurant. Ein Jahr später übernahm der heutige Inhaber Manolo das Lokal von seinem Vater und begann im Laufe der Zeit, dort neben einfachen Gerichten auch Tapas anzubieten.
Seit 1990 existiert die "Bodega Barahona Casa Manolo" als Gastwirtschaft, an dessen Tischen im Laufe der Jahre auch Prominente aus aller Welt Platz genommen haben. Grund dafür sind neben den hausgemachten Tapas-Spezialitäten vor allem die zahlreichen Fischgerichte, die hier serviert werden. "Wenn ich jetzt sage, dass bei uns nur beste Zutaten verwendet werden, klingt das abgedroschen, ist aber leider wahr", sagt Manolo mit dem für ihn typischen, spitzfindigen Humor.
In Sachen Fisch kann man in der Casa Manolo eigentlich nichts falsch machen, er stammt fangfrisch vor allem aus den Gewässern zwischen Colònia Sant Jordi und dem an der Südostküste vorgelagerten Archipel Cabrera, der seit Anfang der 1990er Jahre zu Spaniens einzigem maritimen Nationalpark erklärt wurde. Von dort her kommt unter anderem der Tintenfisch, der im Lokal auf zwei Arten serviert wird: Als Vorspeise in Stücken mit Zwiebeln gebraten oder als am Tisch mit Olivenöl und Gewürzen zubereitete Hauptspeise.
Unter der Stammkundschaft beliebt ist auch der Hummer mit Pommes und Spiegeleiern, ein Rezept, das ursprünglich aus Menorca stammt. Gleiches gilt für den ebenfalls von der Nachbarinsel herübergeschwappten Langusteneintopf, der auf Mallorca nur in sehr wenigen Feinschmeckerrestaurants serviert wird.
Manolo selbst lobt an seinem Restaurant, das mittlerweile von seinen Kindern geführt wird, eine mallorquinische Spezialität vom Lande, die Paprika-Schmierwurst Sobrassada, die in der Casa Manolo dank hauseigenem Rezept und spezieller Zutaten zu einer "echten Delikatesse", so Manolo, wurde.
Als ursprüngliche Bodega bietet das Lokal zudem eine reichhaltige Auswahl an einheimischen und nationalen Tropfen. Wer es einfach mag, bestellt sich am besten ein Glas Rotwein des Hauses und dazu einen Teller mit fein geschnittenem Serrano-Schinken und etwas Brot.
Der Ruhm des Lokals unter einheimischen wie ausländischen Gästen hat natürlich auch seinen Preis. Der macht sich aber weniger auf der Rechnung als an der Tatsache bemerkbar, dass das Lokal zwischen Mittwoch und Sonntag – Montag und Dienstag ist Ruhetag – in der Regel sehr gut besucht ist. Eine Tischreservierung ist an allen Abenden und an den Wochenenden auch mittags mehr als ratsam. Die Küche ist zwischen 13 und 16 Uhr sowie von 19 bis 22 Uhr geöffnet.
Das gilt übrigens auch für den spanischen König. Und: Wer bisher der Meinung war, dass gekrönte Staatsoberhäupter in ihrem Land für Speis und Trank nichts zahlen müssen, der irrt gewaltig. "Natürlich hat Felipe seine Rechnung bezahlt, das wäre nach all dem Aufwand, den wir hatten, ja noch schöner gewesen", scherzt Manolo. Ob er auch Trinkgeld gegeben hätte? "Ja, 20 Euro. Das war in Ordnung." Und sollte sein Kumpel Oberst Hernández von der Guardia Civil noch einmal fragen, ob er für einen gewissen Herrn Rodríguez ein Tisch bestellen könnte, würde Manolo sofort zusagen.