Die Playa de Palma wird mit Videokameras bestückt, um die
zunehmende Kleinkriminalität an dem Stran unter Kontrolle zu
bekommen. Gut so, werden viele Urlauber spontan sagen; die Ferien
werden sicherer. Kritiker der staatlichen Spanner werden dabei
gerne mit dem Spruch abgetan: "Wer sauber ist, hat nichts zu
verbergen." Auch Monaco ist schließlich komplett videoüberwacht,
und die betuchten Bewohner freuen sich darüber, dass sie ihr
Geschmeide ohne Risiko in den Straßen des Fürstentums zur Schau
tragen können.
Sicherlich wird diese „Big Brother”-Aktion in Punkto Sicherheit
positive Effekte zeigen. Aber die Frage ist, zu welchem Preis. Wo
geht es anschließend weiter mit der Überwachung des täglichen
Lebens? Wer setzt die Grenzen? Und wer kontrolliert die
Kontrolleure? Werden sie nicht versucht sein, ihre lichtstarken
Zoom-Objektive auf harmlose Liebespärchen zu richten?
Es wird mir persönlich sehr unwohl bei dem Gedanken, dass Polizisten ein komplettes Viertel per Kamera überwachen. Das ist eine ganz andere Qualität als die (in Palma schon praktizierte) Video-Kontrolle einer vielbefahrenen Kreuzung. Der Staat sollte mit der Beobachtung und Kontrolle seiner Bürger – oder der Gäste – sehr, sehr zurückhaltend agieren. Die Playa de Palma hat zwar Probleme, sie ist aber kein Chikago der Neuzeit. Es ist nicht gerechtfertigt, den gesamten Strandabschnitt ins Visier zu nehmen, zumal die Gauner schnell herausbekommen werden, in welchen Ecken sie unbeobachtet sind.
Das beste Argument gegen die elektronischen Augen: Es gibt Alternativen. Die wirksamste Methode, um Kleinkriminelle – um sie handelt es sich im Wesentlichen an der Playa de Palma – abzuschrecken, ist die Polizeipräsenz. Wenn genügend Lokalpolizisten auf Streife sind – in Uniform und Zivil – und den Ganoven auf diese Weise signalisieren, dass dies nicht ihr Revier ist, wird die Playa de Palma auch schnell wieder zur Ruhe kommen.
Personal kostet zwar Geld, aber die Sicherheit der Urlauber muss der Stadt diese Investition Wert sein. In anderen Stadtvierteln führt Palma gerade die Kontaktbereichsbeamten ein – die kennen ihre Pappenheimer und vermitteln den Bürgen das Gefühl, beschützt zu sein. Dieser Weg ist allemal besser, als die Visionen Orwells in die Tat umzusetzen.