Mit diesem Projekt wird sich Miquel Barceló, der bekannteste lebende mallorquinische Künstler, in seiner Heimat ein Denkmal setzen: Am vergangenen Donnerstag wurden die Verträge zur Umgestaltung der Kapelle Sant Pere in Palmas Kathedrale unterzeichnet. Der Kostenvoranschlag beläuft sich auf 3'5 Millionen Euro. Ein erster Teilabschnitt des künstlerischen Eingriffs, die Installation einer Keramikmauer mit religiösem Motiv, soll bereits bis Juni 2003 fertig gestellt sein.
Die Keramikmauer, die mindestens 200 Quadratmeter einnehmen wird, soll die wunderbare Vermehrung von Brot und Fisch darstellen. Barceló stellte den Vertretern von Kirche und Balearenregierung ein Modell seiner geplanten Arbeit vor. Es zeigt eine Jesus-Figur, umgeben von kleinen und großen Fischen und Brot. „Ich arbeite seit wenigen Jahren mit Keramik. Es ist eine neue Sache, und mir scheint sie angebrachter für diesen Raum als etwa Fresken”, sagte der Künstler.
Die Schaffung des Mauerbilds für die Kapelle stellt eine künstlerische und handwerkliche Herausforderung dar, soll es doch an einem Stück entstehen: Wenn da etwas schief geht, muss der Künstler von vorne beginnen. Für diese Arbeit wird Barceló modernste Technologie benutzen. Beim Schaffensprozess werden seinen Worten nach Risse entstehen, die das Werk in etwa drei Meter große Teile trennen werden. Diese werden dann wie ein Puzzle in der Kathedrale montiert.
Für die Keramikmauer rechnet Barceló mit einem Bedarf von 300.000 Kilo Tonerde. Zur Bemalung sollen 2000 Kilo Lack verwendet werden. Gebrannt wird das Kunstwerk in einem 1000 Grad heißen Ofen, der eigens für dieses Projekt gebaut werden muss. Um das Mauerbild anzubringen, kalkuliert Barceló mit 1500 Verankerungen aus Stahl.
Zum ersten Teil des Barceló-Projekts, für das 2'5 Millionen Euro ausgegeben werden, gehören auch ein neuer Altar, ein Kandelaber sowie 16 Stühle. Das Mobiliar soll bis Dezember 2004 in der Kathedrale stehen. Für diesen Teil des Projekts verzichtet Miquel Barceló ausdrücklich auf Honorar. Der zweite Teil umfasst die Gestaltung von fünf Kirchenfenstern für eine Million Euro.
Dafür gibt es noch keinen Abgabetermin. Auch die Motive stehen noch nicht fest. Klar ist, dass unaufdringliche Farben für die Fenster gewählt werden sollen, um einen „spirituellen Effekt” bei der Beleuchtung zu erreichen. Durch die Kirchenfenster wird Licht auf das Mauerbild einfallen – um zu verschiedenen Uhr- und Jahreszeiten unterschiedliche Stimmungen zu erreichen.
Welchen Anteil Barcelós Honorar am Kostenvoranschlag ausmacht, wurde nicht bekannt gegeben. Der balearische Tourismusminister Celestí Alomar sprach bei der Präsentation des Projekts von einer „rentablen Investition”. Es präge das Image Mallorcas, und die Nachricht von der Kunst in der Kathedrale werde um die Welt gehen. Mallorcas Bischof Teodoro Úbeda unterstrich mehrfach, wie zufrieden die Kirche mit den Vorschlägen Barcelós sei.
Der Künstler habe die Anregungen des Ordenskapitels berücksichtigt. Auf die Frage, ob denn angesichts des Hungers in der Welt eine Millionen-Ausgabe gerechtfertigt sei, sagte er, dass der Verzicht auf das Projekt die Probleme des Hungers auch nicht lösen würde.
Miquel Barceló und der Bischof, in seiner Funktion als Präsident der eigens zu diesem Zweck gegründeten Stiftung „Art a la Seu” (Kunst in der Kathedrale), unterzeichneten die Verträge. In der Stiftung sitzen unter anderem Vertreter der Balearenregierung wie der balearische Ministerpräsident Francesc Antich. Er betonte, dass auch Fundatur, die Stiftung mallorquinischer Geschäftsleute, die die neue Yacht des Königs finanziert hatte, einen Beitrag leiste.