Der Mietwagenanbieter Goldcar sorgt auf Mallorca erneut für Schlagzeilen – und nicht im positiven Sinne. Wiederholt berichteten Kunden bereits in der Vergangenheit von fragwürdigen Geschäftspraktiken und unangemessenem Verhalten des Personals. Vor drei Tagen kam es am Flughafen Palma aber zu besonders chaotischen Szenen, als zahlreiche Urlauber plötzlich unerwartet hohe Zahlungen leisten sollten, um ihr bereits gebuchtes und bezahltes Fahrzeug überhaupt in Empfang nehmen zu können.
Muskelmann fungierte als "Problemlöser"
Was war passiert? Am Abend des 28. Oktober bildeten sich ungewöhnlich lange Warteschlangen vor dem Mietwagenschalter des Anbieters am Flughafen. Berichten von MM-Lesern zufolge entstanden die Verzögerungen durch Konflikte zwischen angereisten Urlaubern und dem Personal von Goldcar. "Beteiligt war insbesondere ein auffällig tätowierter und muskulöser Mitarbeiter, der offensichtlich als 'Problemlöser' fungierte und immer dann gerufen wurde, wenn 'Buchungsfragen' aufkamen", so MM-Freund und Rechtsanwalt Thomas K., der selbst in der Schlange stand, um seinen gebuchten Mietwagen abzuholen.
Laut Augenzeugenberichten wies dieser Mitarbeiter die Kunden wiederholt darauf hin, dass ihre zuvor über eine Buchungsplattform getätigte Zahlung ausschließlich eine Art Reservierung, nicht jedoch die eigentliche Fahrzeugmiete abdecke. Dies führte zu Irritationen und Empörung unter den Kunden, da sie oft bereits im Voraus den vollständigen Mietbetrag bezahlt hatten, beispielsweise über Plattformen wie "Do You Spain" oder "Billiger Mietwagen".
"Doch anstatt eines üblichen Aufschlags, wie für eine Zusatzversicherung – eine bereits bekannte Praxis – wurden vielfach bis zu dreifache Kosten für das Fahrzeug verlangt", berichtet Thomas K. dem Mallorca Magazin. "Der Mitarbeiter erklärte, dass die Zahlungsbestätigung der Plattform sowie der Zahlungsnachweis auf Kreditkartenabrechnungen nicht ausreichend seien und forderte stattdessen eine Rechnung als Beweis – eine Forderung, die die Gäste nicht erfüllen konnten und die die Situation weiter eskalierte", so der Goldcar-Kunde weiter.
"Frauen weinten, Männer drohten mit rechtlichen Schritten"
Die Atmosphäre am Schalter habe sich zunehmend aufgeheizt. "Enttäuschte und frustrierte Reisende gerieten in heftige Diskussionen, Frauen brachen in Tränen aus und Männer drohten verzweifelt mit Polizei und rechtlichen Schritten", so K. Weiter. In einigen Fällen sei Gästen als "letzte Möglichkeit" angeboten worden, die geforderten Beträge direkt am Schalter zu bezahlen oder den Schalter zu verlassen und ein Taxi zu nehmen. "Wer sich widersetzte, wurde darauf hingewiesen, dass andernfalls der Sicherheitsdienst gerufen werde", so der MM-Leser.
In ihrer Not hätten viele Betroffene Kontaktinformationen ausgetauscht, um sich später über mögliche rechtliche Schritte abzustimmen, so der Leser. "Einige versuchten, kurzfristig bei anderen Anbietern ein Fahrzeug zu finden, während andere sich tatsächlich an die Polizei wandten." Einige Kunden – darunter auch K. Selbst – hätten auf das Fahrzeug verzichtet. "Ich wollte auf keinen Fall mehr bei Goldcar mieten", so K., der jetzt versucht, sein über eine Buchungsplattform bezahltes Geld zurückzubekommen.
Das raten die Mietwagen-Experten
Dass es am Flughafen Palma regelmäßig zu solchen Vorfällen kommt, bestätigt MM auch ein Sprecher des bei vielen deutschen Mallorca-Urlauber beliebten Vermietportals "Billiger Mietwagen". "In der Regel wird versucht, eine teurere Versicherung zu verkaufen", so der Experte. "Der Mietpreis gilt, auch wenn man über einen Drittanbieter bucht, als bezahlt. Es darf auf keinen Fall sein, dass er erneut verlangt wird", so der Sprecher.
"Billiger Mietwagen" rät, auch am Schalter ausgehändigte Papiere genau zu lesen, bevor man etwas unterschreibt. "Wenn es Ärger gibt, sollten Kunden zunächst bei dem Portal anrufen, über das sie den Mietwagen gebucht haben", so der Sprecher.
Bereits Millionenstrafen in der Vergangenheit
MM hat auch Goldcar mit den Vorwürfen konfrontiert. Ein Sprecher der Europcar-Mobility-Gruppe, zu der Goldcar gehört, konnte sich zu den Praktiken am Flughafen nicht äußern, bot aber an, den Einzelfall des Lesers, der sich bei MM gemeldet hat, zu prüfen. Gegen Goldcar war wegen "unlauteren Geschäftspraktiken" bereits inder Vergangenheit von der italienischen Wettbewerbsbehörde Autorità Garante della Concorrenza e del Mercato (AGCM) ein Bußgeld in Höhe von zwei Millionen Euro verhängt worden. Zwei Jahre später folgte erneut eine Strafe in Höhe von 680.000 Euro.