Nach einem unrühmlichen Streit in der deutschen evangelischen Gemeinde und einer Reihe von kurzfristigen Übergangslösungen bekommen die deutschsprachigen Protestanten auf Mallorca zum Monatsende einen neuen Pfarrer. Oberkirchenrat Klaus-Peter Weinhold wird seinen Dienst offiziell am 1. Februar antreten und vorerst in jenem Pfarrhaus wohnen, das zuletzt zwischen seinem Vorgänger Thomas Witt-Hoyer sowie dem Kirchenvorstand auf Mallorca für Zwietracht gesorgt hatte. Die Amtszeit des neuen Pfarrers ist nach Angaben der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) auf sechs Jahre festgelegt.
Klaus-Peter Weinhold, geboren 1950 in Gießen, ist augenscheinlich ein Pfarrer zum Anfassen. Jemand, der einen kräftigen Schlag drauf hat, und sei es auch nur mit der blanken Handkante beim Volleyball. Auf der Internetseite der EKD präsentiert sich Weinhold mit Tennis– und Hockeyschläger in der Hand. Seit 1992 ist er der offizielle Sportpfarrer der EKD. Als Seelsorger begleitet er die deutschen Mannschaften zu den Olympischen Sommer– und Winterspielen.
Doch Hochwürden sind selbst sportlich: Klaus-Peter Weinhold spielte aktiv Volleyball in der Bundesliga und von 1971 bis 1978 in der Nationalmannschaft. Heute hält er sich indes als „Ausgleich zum theoriebeladenen Alltag” an Aktivitäten wie Bergwandern, Mountainbike fahren und Segeln. Alles Sportarten, die sich auf Mallorca vortrefflich ausüben lassen.
Gegenüber MM zeigte sich Klaus-Peter Weinhold über seine
neue Aufgabe hocherfreut: „Ja, der Flieger geht am 29. Januar”,
klang es nahezu euphorisch durch das Telefon. Nach 15 Jahren Dienst
als EKD-Funktionär reize es ihn, „wieder eine andere Art von Leben
zu führen.” Gemeinsam mit seiner Frau Brigitte, die ihn nach
Mallorca begleiten wird, habe er „Lust auf neue Begegnungen”.
Klaus-Peter Weinhold ist eine Direktentsendung der EKD nach
Mallorca. Denn die Entscheidung für den Pfarrer wurde diesmal ganz
ohne das Votum der Inselgemeinde getroffen. Aus Zeit– und wohl auch
aus Kostengründen verzichtete der balearische Kirchenvorstand auf
das aufwendige Wahlverfahren zur Neubesetzung der Stelle.
Gleichwohl scheinen die EKD-Patriarchen mit ihrer Wahl für Klaus-Peter Weinhold zahlreiche Belange der Kirchengemeinde und ihrer besonderen Situation auf der Residenten– und Urlaubsinsel mitbedacht zu haben. Denn Weinhold ist neben seiner bisherigen Funktion als Sportpfarrer auch Referent für Freizeit, Sport und Jugend. 1996 übernahm er die Geschäftsführung des Evangelischen Arbeitskreises Freizeit-Erholung-Tourismus in der EKD. Dieser Kreis unterstützt mit Studientagen und Seminaren „den konstruktiven und kritischen Dialog” mit den Einrichtungen der Freizeit– und Tourismuswirtschaft. Die Fachausschüsse des Arbeitskreises beschäftigen sich mit Kur– und Urlauberseelsorge, Ferien– und Freizeitangeboten sowie Familienerholung.
Vor diesem Hintergrund sieht Weinhold sein neues Heim im Pfarrhaus günstig gelegen. „Gerade im Raum Arenal und an der Playa de Palma arbeiten viele Menschen im Tourismus. Für die will ich Ansprechpartner sein.” Auch sonst findet Klaus-Peter Weinhold das Pfarrhaus am Ortsrand von Arenal nicht übel. Er hat sich dort bereits umgesehen. Das Pfarrhaus verfüge über eine gute Anbindung, man sei schnell auf der Autobahn, auch der Flughafen sei leicht zu erreichen. Sicherlich stünden im Haus ein paar Arbeiten an, Fliesen seien undicht, und einige Fenster auch. „Aber da kann ich mich kümmern. Da packe ich selbst mit an”, sagt Weinhold.
Wie stellt sich Weinhold seine neue Aufgabe vor? Auch hier greift der Sportpfarrer gerne auf Fachbegriffe aus seinen beruflichen Arbeitsbereichen zurück. Er sehe sich eher als Trainer oder Mannschaftskapitän. „Es geht darum, ein bisschen zu coachen und selbst mitzumachen.” Weinhold sieht sich als „Moderator vielfältiger Interessen”, der „gemeinsam mit den Menschen vor Ort” etwas bewegen wolle. Noch ein Ziel hat sich der Geistliche gesetzt: „In die Gemeinde sollen wieder ein paar junge Leute kommen.” Mit jungen Menschen hat Klaus-Peter Weinhold am eigenen Leib viel Erfahrung gesammelt. Drei Kinder haben er und seine Frau großgezogen, die heute im Alter 32, 25 und 24 allesamt berufstätig sind oder studieren. „Die Kinder sind längst aus dem Haus, und wir selbst haben auch keine Eltern mehr. Von daher passte das Angebot, nach Mallorca zu gehen, einfach in unsere Lebenssituation. Wir beginnen somit unsere dritte Lebensphase – im Beruflichen.” Weinholds Ehefrau muss indes noch ein paar Monate in Deutschland bleiben. Die Lehrerin kann erst zum Sommer aus dem Schuldienst ausscheiden. Für Weinhold selbst stehen aufregende Wochen an. Seine offizielle Einführung im Beisein des Bischofs von Mallorca ist für den 5. März vorgesehen. Und das ist, angesichts einer jahrtausendealten Institution wie der Kirche, „relativ kurzfristig”.