Vor den Erfolg haben die Götter den Schweiß gesetzt. Vor den Kauf einer „Tarjeta” extra viel Schweiß. Wo kriegt Tourist die „Ich geb' was für die Umwelt und krieg' dafür Prozente”-Karte her? Erster Versuch: die Touristen-Info an der Plaça Espanya in Palma.
„Die Karte müssen sie im Reisebüro kaufen. Die gibt es hier überall”, knurrt die Info-Dame. Ach, so! Nach Rückfrage zieht sie widerwillig ein Info-Blatt über die Tarjeta aus einem Versteck. Tourist erfährt mehr: Die „Tarjeta” wird auch von Fluggesellschaften, Hotels und Autovermietungen verkauft.
Zweiter Versuch im Reisebüro „Mallorca Tours” in der Calle Sant Miquel. „Tarjeta Verde? Was soll das sein?”, wundert sich die Angestellte. Ihr Rat: „Gehen Sie zur Touristen-Info.” Ach, so.
Dritter Versuch: das Iberia-Büro in der Avinguda Joan March. „Ich kenn' so eine Karte nicht. Versuchen Sie es mal bei der Touristen-Info”, rät die Mitarbeiterin. Öfter mal was Neues... Vierter Versuch: das Reisebüro „Viajes Campus” in der Sant Miquel. „So eine Karte gibt es hier nicht”, die deprimierende Auskunft.
Schweißtreibende 29 Grad, die Nerven liegen blank. Die nächsten Versuche am Paseo Marítimo. 2000 Schweißperlen später bei der Autovermietung „Rent Konik”. Die Auskunft: „Die Tarjeta Verde? Hab' ich noch nie was von gehört.” Ja, ja...
Sechster Versuch: das Hotel „Palas Atenea”. „Sie wollen die Tarjeta Verde? Die kostet zehn Euro”, erklärt der Rezeptionist. „Aber hier gibt es die nicht?” „Doch, doch. Kein Problem.” Das Wunder von Palma!
In einem grün-weißen Umschlag ist alles, was das Herz des umweltfreundlichen Urlaubers begehren soll. Die „Tarjeta”, eine Gratis-Postkarte mit Sonnenuntergang, ein gedrucktes Dankesschreiben („Schönen Aufenthalt und kommen Sie bald wieder!”), eine Info-Broschüre (sechssprachig), ein Quittungszettel über zehn Euro und eine Übersichtskarte, wo man Rabatt bekommt.
Hat sich die Mühe gelohnt: Was bringt Tourist die „Grüne
Karte”?
Erstes Tarjeta-Angebot im Test: Strandliegen. Aufs Mieten gibt es
zehn Prozent – allerdings nur an bestimmten Stränden im Osten der
Insel. Zum Beispiel in Cala Millor. Steht zumindest im
Prospekt.
Aber die Träume vom Sonnenbad zum Sonderpreis zerplatzen, als Liegenwächter Anaoudo (58) zum Kassieren kommt: „Ich bin nicht autorisiert, Rabatt zu geben. Der Chef hat gesagt, dass da irgendwas kommen soll. Bis jetzt ist noch nichts geklärt.” Umweltschutz fängt für Anaoudo ganz anders an: „Die sollten hier lieber mal ein paar Toiletten am Strand aufstellen.”
Zweites Tarjeta-Angebot im Test: ein Tagesticket der Inca-Bahn. „Bis jetzt wollte das noch niemand haben”, erklärt der Stations-Beamte in Manacor: „Das Ticket kostet 7'50 Euro. Wenn Sie jetzt nach Palma fahren wollen, kaufen Sie besser das normale.” Für 3'70 Euro. Damit sich das Tarjeta-Ticket lohnt, muss der Urlauber anscheinend 24 Stunden im Zug hocken.
Drittes Tarjeta-Angebot im Test: Golfplätze. „Pula Golf” in Son Servera. „Wo haben Sie denn die Karte her?”, wundert sich Maria Gajin (28): „Damit kriegen Sie hier zehn Prozent. Aber kein Tourist weiß, wo er das Ding herkriegt. Wir werden auch andauernd gefragt, wissen es aber auch nicht. Das ist alles schlecht organisiert.” Keine neue Erkenntnis.
Viertes Tarjeta-Angebot im Test: das Castell de Bellver in Palma. Laut Prospekt gibt es hier einen Spezial-Eintrittspreis. Laut Prospekt. Und „spezial” war bis jetzt schon einiges. „Der Eintritt kostet zwei Euro”, fordert Burg-Wärter Eduardo Haro (48). Kein Preisnachlass mit der „Grünen Karte”? „Bis jetzt hat uns noch keiner was gesagt. Aber gut, dann bezahlen Sie eben nur einen Euro.” Ein Mega-Erfolgserlebnis!
Nach Rücksprache mit Kollegen weiß Eduardo übrigens mehr: Für die Tarjeta-Kunden sollen extra grüne Eintrittskarten gedruckt werden. Irgendwann mal. „Dann soll es so zehn, vielleicht auch 25 Prozent Rabatt geben. Weiß hier aber auch keiner genau”, gibt der Burgwärter bekannt. Die Rabatt-Mission „Grüne Karte” wird zur Aufklärungs-Aktion.
Fünftes Angebot im Test: der Palau March in Palma. Im Museum soll es zehn Prozent geben. Und – das zweite Wunder von Palma – es gibt sie! Ohne Erklärungen. „Es waren schon ein paar Leute hier damit. Aber nicht viele”, meint Mitarbeiterin Guadalupe Ferrerez (29).
Der letzte Tarjeta-Test im Parkhaus Parc de la Mar in Palma. Zehn Prozent soll es auch hier geben. Soll! Am Kassenautomat steht nichts, Nachfrage bei Parkwärter José Daniel Navarro Moreno (28): „Sie sind die erste mit so einer Karte – aber kein Problem.” Sagt's und tippt irgendwas in den Computer ein. Noch ein Wunder von Palma? Tatsächlich, sogar das dritte an diesem Tag.
Fazit: Auch beim „Tarjeta verde”-Kauf das Kleingedruckte lesen. Da steht nämlich: „Die Liste der im Angebot enthaltenen Einrichtungen kann jederzeit und ohne vorherige Ankündigung geändert werden. Die Stiftung übernimmt keine wie immer geartete Verantwortung ...” Heißt soviel wie: Lieber Tourist, keiner weiß was, aber versuchen Sie doch einfach mal Ihr Glück. Einen stressfreien Urlaub!