Die Welt der Römer auf den Balearen heißt eine Ausstellung, die am Mittwoch, den 9. November in der Kulturstiftung La Caixa im Gran Hotel in Palma eröffnet wird. Rund 200 Exponate – große Skulpturen, Abbildungen der Götter, Amphoren, Keramik, Spielzeug und Grabsteine – geben einen umfassenden Einblick in eine Welt, die das Leben auf den Inseln mehrere Jahrhunderte lang bestimmte und bis heute Spuren hinterlassen hat. Parallel dazu dokumentiert eine Ausstellung in Alcúdia die Ausgrabungen der Römersiedlung seit 1923.
Die Römer kamen erst spät nach Mallorca. Zumindest im Rahmen römischer Geschichte. Als sie eintrafen, im Jahr 123 vor Christus, lag die Gründung Roms schon gut 600 Jahre zurück.
Die geographische Lage der Insel ließ im westlichen Mittelmeer einen Berufszweig erblühen, der die römische Schiffahrt zwischen der iberischen Halbinsel, wo bereits viele Römer siedelten, und dem Mutterland Italien empfindlich störte: Die Piraterie, die auf Mallorca einen wichtigen Stützpunkt hatte.
Der römische Feldherr Cecilius Metellus landete in der größeren Bucht im Norden der Insel, der Bucht von Alcúdia. Er nannte die Insel „Balearis Major” oder auch „Majorica”, die Größere – im Gegensatz zu „Balearis Minor” oder „Minorica”, dem heutigen Menorca.
Die Römer gründeten, wie sie es immer nach Eroberungszügen taten, eine Stadt, die sie Pollentia, die Mächtige nannten. Aus ihr ging das heutige Alcúdia hervor. Im Süden der Insel legten sie den Grundstein zu einer weiteren Stadt: Palmaria, die „Siegespalme”, das heutige Palma.
Und sie bauten Straßen. Die jetzige Verkehrsverbindung zwischen Palma und Alcúdia über Consell, Binissalem und Inca, folgt immer noch dem ehemaligen Lauf der Römerstraße. Nach und nach verband ein dichtes Straßennetz Märkte im Inneren der Insel mit den Befestigungen an der Küste. Über den Torrentes, den Wildwasserläufen, die häufig Gebirge und Ebene miteinander verbinden, wurden Brücken gebaut, wie noch heute in Pollença zu sehen ist.
Macht war ein Instrument, das die Römer zu handhaben verstanden. Sie wussten auch, dass man Truppen und Bürokratie, sprich Beamte, bei Laune zu halten hat. Rasch erhielt die Stadt Pollentia deshalb ein Theater, ein kleines zwar, aber ausreichend für die Freizeitbedürfnisse der Besatzer und ihrer Familien.
Das Ruinenfeld in Alcúdia, das die Anlage der Siedlung zeigt, liegt der heutigen Stadt gegenüber und wird von Archäologen weiter freigelegt. Die Römer kannten zwei verschiedene Arten von Siedlungen: urbane und bäuerliche. Bislang haben die Forscher das bäuerliche Mallorca in den rund 500 Jahren römischer Herrschaft auf der Insel nur wenig untersucht, obgleich die Landwirtschaft neben dem Handel in allen römischen Provinzen die Haupterwerbsquelle war. Auf Mallorca gab es vornehmlich Getreide– und Obstanbau sowie Viehzucht.
Die römischen Siedlungen bestanden aus mehreren Häusern, deren Räume sich immer um einen Patio gruppierten. Die Zahl der Häuser konnte sehr unterschiedlich sein. Die Ländereien selbst waren stets nach einem ausgeklügelten Feudalsystem aufgeteilt, meist in Form von Latifundien. Viele der heutigen „Llogarets”, der kleinen Orte auf Mallorca, gingen aus diesen Siedlungen hervor. Nach den bisherigen Forschungen kann man davon ausgehen, dass römische Dörfer sich etwa bei Colònia de Sant Jordi, Porreres, Porto Cristo, Sa Pobla, Inca sowie zwischen Sóller und Pollença befunden haben, wie die Römerbrücke dort beweist. Darauf lassen oft rein zufällige Funde – wie ein Bacchuskopf bei Manacor, Mauern– und Brunnenreste bei Sineu oder Gräber im Süden der Insel – schließen. Auch am heutigen Cap Formentor muss es eine Siedlung namens „Bocchoris” gegeben haben. Vermutlich waren die größten Siedlungen die von Manacor, Santa Maria, Santanyí und Colònia de Sant Jordi. Hier wie auch in Palma gab es Häfen. Die bisherigen Funde der Unterwasserarchäologen aus der Römerzeit stammen aus dem zweiten bis vierten Jahrhundert nach Christus, als sich die Herrschaft der römischen Kaiser schon dem Ende zuneigte. Folglich muss es auch in der Spätzeit noch Verbindungen zwischen Mallorca und anderen Teilen des römischen Reiches gegeben haben. Man vermutet heute die reichhaltigsten Funde in der Nähe der Insel Cabrera, bei El Toro im Südwesten und vor Porto Cristo.
Die Römer waren knapp 500 Jahre auf der Insel. Auch wenn aus jenen Tagen wenig Sichtbares erhalten ist, der römische Einfluss ist bis heute spürbar: Die Römer brachten Wein und Oliven nach Mallorca, sie intensivierten die Landwirtschaft. Und sie brachten ihre Sprache mit, die in einigen Ortsnamen – zum Beispiel Llucmaior = Größerer Ort – immer noch deutlich ist.
„El món romà a les Illes Balears”, ab 9. November, Kunststiftung La Caixa im Gran Hotel, Palma, Plaça Weyler 3. Geöffnet bis 26. Februar von Dienstag bis Samstag 10-21 Uhr, Sonntag 10-14 Uhr.
Das Museu Monogràfic in Alcúdia (gegenüber der Kirche) zeigt bis 23. Dezember die Dokumenten-Sammlung „De Pollentia a Alcúdia”.