Ab dem 3. April blickt die komplette Segelwelt auf Spanien. Dann wird vor Valencias Küste der Herausforderer des Alinghi-Teams für das Finale des America's Cup ermittelt. Erstmals seit 125 Jahren wird die renommierteste Regatta überhaupt in Europa ausgetragen. Dank des Alinghi-Sieges 2003 gegen das Neuseeländische Schiff, durften die Schweizer den Austragungsort für die 32. Ausgabe der Superweltmeisterschaft im Hochseesegeln bestimmen. Üblicherweise ist es das Siegerland. Da die Schweiz aber über kein Meer verfügt, machte sich das Team auf die Suche nach einem geeigneten Austragungsrevier. Neapel, Marseille, Lissabon, Valencia und Palma wurden favorisiert.
Aus mallorquinischer Sicht war lange vor der Entscheidung klar, dass für eine Regatta dieser Kategorie nur die Bucht von Palma in Frage kommen kann. Es wurde hoch gepokert – und verloren. Am 26. November 2003 entschied sich das Team Alinghi für Valencia. Palma hatte sich nicht weit genug aus dem Fenster gelehnt, um den Zuschlag für das Mega-Sportereignis zu erhalten. Valencia einigte sich mit den Schweizern und zog das Milliardengeschäft an Land. Seitdem ist Spaniens drittgrößte Stadt weltweit in aller Munde und wird es noch lange sein. Denn der America's Cup ist keine Eintagsfliege. Die Ermittlung des Alinghi-Herausforderers zieht sich maximal bis zum 12. Juni hin. Erst ab dem 23. Juni werden die Schweizer gefordert.
Insgesamt elf Teams aus neun Ländern treten gegeneinander an, um den Eidgenossen den Pokal zu entreißen. Zum ersten Mal in der Geschichte des America's Cup kämpft auch ein deutsches Schiff um die Trophäe: die „Germany 1” mit dem United Internet Team Germany an Bord.
Die Austragung des America's Cup unterscheidet sich erheblich von der anderer Regatten. Es ist ein Match Race. Jeweils zwei Boote treten gegeneinander an. Wer gewinnt, bekommt einen Punkt, wer verliert, keinen. Bereits seit 2004 können im Rahmen sogenannter Acts Punkte für dem America's Cup gesammelt werden. Der letzte Act findet vom 3. bis zum 7. April statt. Das Alinghi-Team segelte bereits sehr erfolgreich bei den vorangegangenen Acts mit, allerdings außer Konkurrenz. Es ist automatisch für das Finale qualifiziert.
Richtig spannend wird es aber erst ab dem 16. April. Denn mit den bislang gesammelten Punkten aus 13 Acts wird lediglich die Setzliste für den vorentscheidenden Louis Vuitton Cup (16. 4. bis 12. 7.) festgelegt, bei dem der Alinghi-Herausforderer ermittelt wird. Wer auf der Liste vorne liegt, hat Matchvorteile, da er sich erst gegen schwächere Konkurrenten „einsegeln” kann.
Nach jeweils zwei Jeder-gegen-jeden-Races kommen die vier besten Boote ins Halbfinale (ab 14. 5.). Der Semifinalist mit den meisten Punkten hat das Recht, aus den drei verbleibenden Teams sich seinen Matchgegner auszuwählen.
Die beiden Halbfinale werden nach dem Modus „Best of seven”
ausgetragen. Das heißt, wer vier Siege erringt, hat gewonnen.
Das Finale (am 1. 7.) des Louis Vuitton Cups ist nach fünf Siegen
entschieden. Der damit ermittelte Herausforderer muss sich dann in
maximal neun Regatten gegenüber den Schweizern behaupten. Wer fünf
Siege aufweist, hat den America's Cup (ab 23. 7.) gewonnen.
Die Einzelregatten des America's Cup bestehen aus äußerst schnellen und relativ kurzen Abschnitten. Es wird ein sogenannter Up-and-Down-Kurs gesegelt, der zuerst drei Seemeilen gegen den Wind gekreuzt werden muss. Meist entscheidet sich bereits unmittelbar nach dem Start das Race. Spätestens aber nach dem ersten Kreuzen sind die Rollen zwischen Jäger und Gejagtem verteilt. Auf dem Weg zur Boje bieten sich dem Verfolger kaum noch Möglichkeiten, das Blatt zu wenden, denn die in Führung liegende Yacht wird alles versuchen, dem Verfolger im wahrsten Sinne des Wortes den Wind aus den Segeln zu nehmen. In 75 Prozent der Fälle, so die Statistik, gewinnt das beim Start führende Schiff.
Um noch mehr Spannung in die Formel 1 der Meere zu bringen, wurde das Reglement für den 32. America's Cup leicht modifiziert. Anstelle einer Wendeboje wird es eine Art Tor geben. Dieses wird von zwei in einer Entfernung von sechs Bootslängen platzierten Bojen gebildet. Die Steuermänner haben die Wahl, welche der beiden Marken sie umkreisen. Der zurückliegenden Yacht wird so eine Chance geboten, Boden auf den Führenden gutzumachen und diesen dann möglicherweise mit herrschendem Rückenwind zu überholen.
Der America's Cup wird seit 1851 ausgetragen und wurde bis 1953 ausschließlich von amerikanischen Schiffen gewonnen. War der erste Sieger noch mit einem Schoner unterwegs, prägen heute High-Tech-Boote das Bild. Seit 1992 werden die Wettkämpfe nur noch mit Booten der „International America's Cup Class” (IACC) ausgetragen. Die Länge, Verdrängung wie auch die Segelfläche müssen dabei einer Formel entsprechen, die zu Rumpflängen zwischen 20 und 28 Meter führt.
Eine durchschnittliche IACC-Yacht misst 26 Meter und ist vier Meter breit. Ihr Gesamtgewicht darf 24 Tonnen nicht überschreiten. Die Crewgröße beträgt 17 Personen, plus einen Gast (meist der Eigner) und einen Schiedsrichter. Ein wettkampftüchtiges Schiff schlägt leicht mit sechs Millionen Euro zu Buche.j