Mallorca Magazin: Was bedeutet der Strand für die Gemeinde Campos?
Guillem Ginard: Es Trenc ist ein wunderbarer Schatz. Und den gilt es auch zu wahren. Ich bin fest entschlossen, dieses letzte Paradies zu schützen und vor allem, Wege zu finden, dass sich der Strand wieder regenerieren kann. Das hat man in den letzten 30 Jahren versäumt.
MM: Bereits 1999 sprach Antich davon, Es Trenc zum Naturpark zu machen. Dann wurde dies für Anfang 2009 angekündigt – wie steht es darum?
Ginard: Wir stecken noch mitten in den Ausarbeitungen des dafür nötigen Landschaftsschutzplanes. Eine komplizierte Sache – es geht ja nicht nur um den öffentlichen Strand, sondern auch um das Hinterland, das Privatmännern gehört. Ursprünglich hatten sie erwartet, ihre Grundstücke eines Tages kommerziell nutzen zu können, wie es an anderen Stränden der Fall ist. Schon zu lange hat man ihnen Abfindungen versprochen, aber nie bezahlt. Ich verstehe ihren Unmut, aber ich sehe auch, dass der Umweltschutz vorgeht.
MM: Wer trägt denn derzeit die Kosten für die Instandhaltung des Strandes?
Ginard: Ganz allein die Steuerzahler der Gemeinde. Wir bekommen keinerlei Unterstützung, das kommt weder dem Schutz des Strandes zugute, noch sorgt es hier bei den Bürgern für gute Stimmung. Sie haben das Gefühl: Zu uns kommen alle an den Strand, das Geld aber lassen die Touristen woanders. Wir haben alleine nicht die Mittel, um dem verheerenden Parkplatzproblem Herr zu werden.
MM: Die Parkplatzgebühr ist ja recht happig – in Ses Covetes gilt eine 5'50 Euro-Pauschale. Hochgerechnet dürfte allein dieser Stellplatz rund eine halbe Million pro Jahr erwirtschaften. Wohin fließt das Geld?:
Ginard: Die Parkplätze sind in Privatbesitz. Und eigentlich illegal, weil im Naturschutzgebiet. Sind sie voll oder will einer nicht zahlen, stellt er seinen Wagen irgendwo in den Dünen ab – das ist natürlich verheerend für die Natur. Wir haben schon versucht, einen der Parkplätze verlegen zu lassen, doch dann wäre er auf einem Gelände gewesen, dass allein für landwirtschaftliche Nutzung ausgeschrieben ist. Der Inselrat lehnte den Antrag deswegen ab. Mir schwebt vor, dass die illegalen Parkplätze in naher Zukunft geschlossen und durch gemeindeeigene ersetzt werden. Ich habe vor, das dort eingenommene Geld in den Umweltschutz fließen zu lassen. Damit könnte viel bewegt werden.
MM: Wie würden diese Parkplätze dann aussehen?
Ginard: Ganz wichtig: Außerhalb des Naturschutzgebietes. Irgendwo, wo sie niemanden stören. Bewachte Stellplätze mit Duschmöglichkeiten und vor allem minutengenauer Abrechnung. Und dann von dort aus einen kostenlosen Shuttlebus zum Strand. Diese Lösung wäre gleichzeitig auch eine Zugangsbeschränkung: Wenn der Parkplatz voll ist, ist das Limit am Strand erreicht.
MM: Bei wie vielen Besuchern ist das der Fall?
Ginard: Auch in Studien der Universität der Balearen ist nie eine konkrete Zahl genannt worden. An Werktagen im Sommer dürften wir im Moment bei 8000 bis 10.000 Besuchern liegen. Es Trenc zuliebe halte ich ein Maximum von 8000 Menschen sinnvoll.
MM: Welche weiteren Pläne haben Sie?
Ginard: Es Trenc macht unsere Gemeinde sehr attraktiv. Allerdings konzentriert sich das Interesse vor allem auf den Sommer. Dies gilt es zu entzerren: Eine Vogelwarte wäre zum Beispiel eine tolle Sache, wo man die seltenen Vögel, die im Feuchtgebiet überwintern, beobachten könnte. Mir schwebt auch vor, das Dorf und Es Trenc mehr miteinander zu verbinden. Zum Beispiel, indem man hier Pferde oder Fahrräder mieten kann, mit denen man dann zum Strand fährt. Wir sind derzeit dabei, unser Netz an Radfahrwegen auszubauen, 17 neue Strecken haben wir seit Kurzem, nun gehen wir 15 weitere an. Wanderherbergen wären ebenfalls eine schöne Sache, inwieweit wir diese rund um Es Trenc anbieten können, wird der neue Landschaftsschutzplan zeigen.
MM: Und die Infrastruktur am Strand?
Ginard: Es gibt derzeit insgesamt sechs Bars. Was uns Sorgen macht, ist der Botellón. Jetzt schon laufen die Mülleimer regelmäßig über, hier werden wir ebenfalls ansetzen müssen. Es ist ausdrücklich verboten, Trinkgelage am Strand abzuhalten, auch Glasflaschen darf man nicht mitnehmen – aber nur die wenigsten halten sich daran. Es gibt neun Einsatzkräfte vor Ort, die im Fall die Badegäste zurechtweisen. Aber bei 10.000 Besuchern ist es schwer, den Überblick zu behalten. Hier ist jeder Einzelne und sein Gutwill gefragt. An dieser Stelle sei einmal betont, dass die ausländischen Strandnutzer, allen voran die Deutschen und die Engländer, das meiste Verständnis dafür zeigen, dass zum Schutz des Es Trenc hier verantwortungsbewusstes Verhalten ganz besonders gefragt ist.
MM: Sind Sie zuversichtlich, was die Zukunft angeht?
Ginard: Unbedingt. Aber wir brauchen schnell Unterstützung. Die Diskussion zieht sich 30 Jahre. Wir müssen endlich handeln, statt nur zu reden.