Die Bekanntgabe des Abschlussberichts durch den Ermittlungsrichter José Castro verzögerte sich zu Wochenbeginn um 24 Stunden. Kein Wunder: Das Dokument ist so umfangreich, dass der Richter es über das vergangene Wochenende nicht zu vollenden schaffte. Doch seit vergangenen Dienstag weiß der ehemalige balearische Ministerpräsident und frühere spanische Umweltminister Jaume Matas nun, worauf er sich einzustellen hat: Beschuldigt der Korruption und bis zu zwölf Delikten wie Bestechung, Geldwäsche, Urkundenfälschung, Rechtsbeugung und Untreue im Amt, muss er eine Kaution von drei Millionen Euro aufbringen, um nicht in Untersuchungshaft genommen zu werden. Das ist eine der höchsten Summen, die je für einen mutmaßlich korrupten Politiker in Spanien verhängt wurden.
Matas wurden 72 Stunden Frist eingeräumt, um das Geld bei Gericht einzuzahlen. Aufgrund der Oster-Feiertage hat er damit faktisch bis Mittwoch, 7. April, Zeit, die Kaution zu hinterlegen. Wegen Fluchtgefahr wurde dem Beschuldigten zudem der Reisepass abgenommen.
Den Ausweis wird Jaume Matas in nächster Zeit ohnehin nicht benötigen. Wie am Mittwoch bekannt wurde, beendete Matas nach der Verhängung der richterlichen Auflagen gegen ihn sein Anstellungsverhältnis beim US-Unternehmen Pricewaterhouse Coopers. Matas hatte seit seiner Wahlniederlage 2007 in den USA gelebt und zuletzt bei der Firma als Umwelt-Berater gearbeitet.
Das Gericht folgte mit seiner Entscheidung dem Antrag der Staatsanwaltschaft, die bereits vergangene Woche eine Kaution von drei Millionen Euro gefordert hatte, nachdem Matas insgesamt bis zu 15 Stunden vor dem Richter Rede und Antwort gestanden hatte.
Der Ermittlungsrichter ließ in seinem 150 Seiten starken Bericht anklingen, dass er angesichts der Schwere der Delikte auch eine höhere Kaution bewilligt hätte, wenn eine solche von der Staatsanwaltschaft beantragt worden wäre. Die Antworten, die Matas auf die Fragen der Justiz formulierte, überzeugten den Richter in keiner Weise. „Es ist klar, dass Herr Matas gekommen ist, um sich über die Normalsterblichen lustig zu machen”, schreibt Castro. Der Ex-Politiker habe mit plumpen Manipulationen und konstruierten Belegen versucht, seine Verantwortlichkeit für die Kostenexplosion beim Bau der Radsporthalle Palma Arena zu verschleiern. Der Bau, der statt der veranschlagten 48 Millionen Euro am Ende gut das Doppelte kostete, ist der Hauptaspekt, auf den sich die Justiz konzentriert. Bis zu einer Eröffnung des Prozesses könnten aber noch viele Monate vergehen, auch weil die Ermittlungen weiter andauern. So soll unter anderem geprüft werden, ob Matas möglicherweise abgezweigte Gelder aus diesem Bauprojekt in die USA transferierte.
Matas hat in der Vernehmung die Verantwortung für den Bau zwei untergeordneten Mitarbeitern zugewiesen. Für den Richter besteht aber kein Zweifel daran, dass diese ohne Matas' Beitrag und Zustimmung die vielfältigen und aufgelisteten Vergehen und Rechnungsbetrügereien nicht hätten ausführen können.
Entgegen den Aussagen von Matas hält es der Richter zudem für „absolut sicher”, dass der Politiker der wahre Besitzer einer ermittelten Luxus-Immobilie in Madrid sei. „Es erscheint unmöglich, dass das Ehepaar Matas mit seinem deklarierten Einkommen solch ein Vermögen ansammeln konnte, noch dazu bei solchen Erwerbungen und einem absolut verschwenderischen und zur Schau stellenden Lebensstil”, stellt der Richter fest. Das Strafmaß für alle Matas vorgeworfenen Vergehen summiert sich auf 64 Jahre Haft. Sollte es zu einem Urteil kommen, würde die Höchststrafe 24 Jahre betragen.