Mittwoch, 14. April
Nachdem er rund 200 Jahre relativ Ruhe gegeben hatte, bricht der isländische Vulkan Eyjafjallajökull aus und spuckt riesige Mengen Lava-asche in den Himmel. Auf der nordischen Atlantikinsel bebt die Scholle, schmelzendes Gletscherwasser überflutet den südlichen Teil des Eilands. Rund 700 Menschen müssen ihre Häuser verlassen.
Donnerstag, 15. April
Die Aschewolke breitet sich aus und lähmt den Flugverkehr in Nordeuropa. Irland, England Norwegen, Schweden Dänemark und sperren ihre Flughäfen. Hinzu kommen die Benelux-Staaten, in Frankreich werden 37 Airports geschlossen.
Die ersten Mallorca-Flüge sind von der Sperrung des Luftraums betroffen. In Palma fallen 44 Flüge aus, es sind vor allem Verbindungen nach England (41), Belgien (1) und Schweden (1).
Europaweit sagen die Airlines ein Viertel ihrer 28.000 geplanten Tagesverbindungen ab.
Freitag, 16. April
Die Aschewolke wächst. Die Sperrung des Luftraums muss auf weitere Staaten ausgedehnt werden. Der Lavastaub am deutschen Himmel weitet sich im Laufe des Tages von Nord nach Süd aus. Am Abend werden die letzten Airports in Baden-Württemberg und Bayern geschlossen. Es folgen Sperrungen in der Schweiz und Österreich. In Spanien müssen rund 800 Flüge aus den oder in die gesperrten Gebiete abgesagt werden.
Am Airport Palma bilden sich lange Schlangen vor den Flugschaltern. Viele Briten kommen nicht weg, müssen mit Umbuchungen und Wartefristen von einer Woche rechnen.
Nach Angaben der Airlinevereinigung IATA haben die Fluggesellschaften Umsatzausfälle vontäglich 148 Millionen Euro.
Abends am Airport Palma: Son Sant Joan ist weitgehend verwaist. Die Passagiere haben sich Hotelzimmer genommen. Weder sind Feldbetten noch schlafende Reisende anzutreffen.
Samstag, 17. April
Der Eyjafjallajökull stößt weiter Asche aus. In den meisten Staaten in Nord- und Mitteleuropa können Passagiermaschinen weder starten noch landen. Lediglich in Südeuropa ist der Luftraum teilweise noch offen.
Auf den Routen von und nach Mallorca müssen rund 50.000 Menschen am Boden bleiben. Von den 504 programmierten Starts und Landungen in Son Sant Joan können lediglich 135 erfolgen (27 Prozent). Offen sind vor allem die Verbindungen auf das spanische Festland.
Die Urlauber, die die Insel nicht verlassen können, finden hauptsächlich in den Hotels an der Playa de Palma - in Flughafennähe - Unterkunft. Die rund 40.000 Plätze bei Palma sind nach Angaben der Hotelverbände weitgehend ausgelastet.
Wer aufgrund des Flugverbots nicht nach Mallorca gelangen kann, storniert seine Urlaubsbuchung. Das sind bereits 35 Prozent aller Reservierungen für die kommende Woche.
Der Reisekonzern TUI startet in der Nacht zum Sonntag die erste Rückholaktion für Mallorca-Urlauber: Eine Maschine bringt die Gäste nach Barcelona, mit Bussen geht es weiter nach Frankfurt.
Sonntag, 18. April
Die Lavawolke erreicht den spanischen Luftraum. Seit morgens 8 Uhr sind elf nordspanische Airports, darunter Barcelona, gesperrt. Auf den Flughäfen von Palma und Menorca wird der Betrieb um 12 Uhr vollständig eingestellt. Die Schließung in Palma dauert offiziell bis 15.30 Uhr. Danach werden auch die nordspanischen Airports wieder geöffnet. Aufgrund der chaotischen Zustände im europäischen Luftraum steigen in Palma bis abends kaum Flugzeuge auf.
Angesichts der Vollsperrung versuchen Tausende von Reisenden, ein Fährticket zu ergattern. Im Hafen bilden sich lange Schlangen.
In Palma erfolgen lediglich 43 der geplanten Starts und Landungen. Mehr als 40.000 Passagiere auf den Mallorca-Routen sind von dem weitgehend lahmgelegten Drehkreuz betroffen.
Am Nachmittag werden in Deutschland vorübergehend fünf Airports geöffnet. Air Berlin will aus Palma rund 1000 Pauschalurlauber nach Berlin ausfliegen. Die Menschen sind bereits am Airport Son Sant Joan, als Tegel wieder geschlossen wird. Die Passagiere müssen wieder in die Hotels zurück.
In der Nacht zum Montag bringen vier Sonderflüge insgesamt 700 TUI-Kunden von Palma nach Barcelona, wo sie mit Bussen nach Frankfurt befördert werden.
Montag, 19. April
Das in weiten Teilen Europas herrschende Flugverbot wird allmählich gelockert. Die EU-Verkehrsminister geben grünes Licht, damit 40 bis 45 Prozent der geplanten Flüge stattfinden können.
Die deutsche Airline Condor fliegt Mallorca-Urlauber des Reiseveranstalters Thomas Cook nach Salzburg aus, wo das Flugverbot am Morgen aufgehoben wurde.
Mit einer Ausnahmegenehmigung startet mittags eine Air-Berlin-Maschine in Palma mit rund 210 Passagieren und landet um 15.23 Uhr in München. Bis zum Abend finden zehn weitere Rückholflüge nach Deutschland statt.
Seit Ausbruch der Krise mussten 80.000 Passagierflüge gestrichen werden, betroffen waren sieben Millionen Menschen. Die sechs größten Airlines bezifferten die Umsatzverluste auf 600 Millionen Euro. Hinzu kommen krisenverursachte Kosten von 140 Millionen Euro.
In Palma werden 190 der geplanten 479 Starts und Landungen absolviert. 38.000 Menschen bleiben am Boden.
Massive Buchungsstornierungen in den mallorquinischen Hotels für die kommenden zehn Tage veranlassen so manchen Hotelier, die für Mitte April geplante Öffnung um zwei Wochen auf Anfang Mai zu verschieben.
Dienstag, 20. April
Nach Angaben des Deutschen Reiseverbandes (DRV) sind seit Ausbruch der Krise insgesamt 230.000 deutsche Urlauber von den Flugstreichungen betroffen. 130.000 von ihnen hatten sich Ausland aufgehalten.
Die TUI fliegt mit 17 Maschinen rund 2500 Mallorca-Urlauber aus.
Mittwoch, 21. April
Die Staatssekretärin im spanischen Verkehrsministerium, Concepción Gutiérrez, besucht den Flughafen Palma, um sich über den Umbau des C-Terminals zu informieren.
Allgemeine Entspannung macht sich breit: Ab elf Uhr ist der Luftraum über Deutschland wieder komplett freigegeben. Rewe Touristik geht davon aus, dass die Flüge von Air Berlin, Condor, TUIfly und SunExpress wieder "planmäßig durchgeführt" werden können. Auch der Reiseveranstalter Tui meldet "seit 0.00 Uhr wieder Normalbetrieb": Rund 3500 Gäste treten ihren Urlaub wie gebucht an.
Insgesamt, so der Deutsche Reiseverband (DRV), seien seit vergangenen Freitag über 100.000 deutsche Urlauber von Reiseveranstaltern zurückgeholt worden; noch rund 20.000 Gäste - zumeist auf Fernstreckenzielen - warten noch auf ihre Rückreise.
Mallorca betreffend gibt der Air-Berlin-Direktor für Spanien, Álvaro Middelmann, bekannt, dass es sich heute noch um einen "Tag des Übergangs" handle, ab Donnerstag sei wieder "normaler Betrieb" zu erwarten.