Harmlose Touristenattraktion oder grausame Tierquälerei? Die Rundfahrten durch Palmas Altstadt und an der Playa de Palma per Pferdekutsche sorgen immer wieder für heftige Auseinandersetzungen zwischen Gegnern und Befürwortern. In der vergangenen Woche nun starb eines der Tiere mitten in Palmas Altstadt (Foto).
"Das ist eine einzige Quälerei", kritisieren Tierschützer schon seit Jahren. Auch Urlauber empören sich immer wieder angesichts der oft dürren Pferde, die gesenkten Hauptes stundenlang in der prallen Sonne herumstehen, bevor sie dann die mehrere hundert Kilo schweren Kutschen samt Insassen durch die Altstadtgassen ziehen müssen. Andere wiederum nehmen den Service ohne Bedenken in Anspruch - wie übrigens seit Jahren auch die spanische Königsfamilie. Am Dienstag ließ sich Königin Sofía erneut samt Anhang bei einer Kuschfahrt durch Palma fotografieren. Und das, obwohl sie bereits in früheren Jahren dafür kritisiert wurde, auf diese Weise für das umstrittene Angebot zu werben.
Direkt an der Kathedrale ist einer der offiziellen Standorte, die den Kutschern von der Stadt zugewiesen wurden. "Wir sind Dienstleister", sagt einer von ihnen. "Unser Angebot wird von vielen Touristen geschätzt." Die Pferde würden stets gut behandelt und bekämen ausreichend Futter sowie Wasser. Außerdem wiege seine Kutsche lediglich 300 Kilo. Zum Beweis hebt er kurzerhand das Hinterrad an. "Sogar eine Ziege könnte die ziehen."
Tatsächlich bestätigen auch Tierschützer, dass sich die Situation etwas gebessert hat. Die jahrelange Kritik habe durchaus zu Veränderungen geführt. "Optimal ist es aber noch lange nicht", sagt Maxi Lange, Koordinatorin der Föderation der Tierschutzvereine auf den Balearen (Baldea). "Wir fänden es gut, wenn die Kutschen gar nicht mehr existieren würden." Zumindest aber müsste es strengere Kontrollen und schattige Plätze geben. "Tiere sind keine Sachen." Einige Politiker fordern die Einführung des Acht-Stunden-Tages für Kutschpferde.
Bislang ist das traditionelle Gewerbe in Palma durch eine städtische Verordnung geregelt. Diese schreibt die jährlichen tierärztlichen Untersuchungen der Pferde vor und verpflichtet die Kutscher, ihre Tiere nicht zu überanstrengen oder gar zu misshandeln. Bei Verstößen gegen die Vorschrift drohen Geldbußen. Die erforderlichen Lizenzen vergibt die Stadt Palma, die die Kutschfahrten offenbar als touristisches Angebot beibehalten will. Immerhin gibt es sogar wie bei den Taxis eine offizielle Preisliste, aus der hervorgeht, wie teuer welche Strecke ist.
Dass sich etwas ändern muss, räumt man aber ein, bei der Stadt. So sollen ab sofort keine Pferdekutschen mehr an der Straße Antoni Maura stehen, wo es keinen Schatten gebe. Die Kathedrale dagegen wird bis auf Weiteres offizieller Standort bleiben, auch wenn die Sonne dort zu manchen Tageszeiten erbarmungslos brennt. Unterstände könnten an der Stelle wegen des Denkmalschutzes nicht installiert werden, heißt es bei der Stadtverwaltung. Allerdings sei die Hitze ohnehin nicht schuld gewesen am Tod des Pferdes in der vergangenen Woche. Laut Tierarzt war eine geplatzte Arterie die Todesursache.