Im Fall des in Algerien entführten mallorquinischen Helfers Enric Gonyalons hat sich die spanische Außenministerin Trinidad Jiménez eingeschaltet. Bei ihrem Besuch in Marokkos Hauptstadt Rabat am Dienstag sprach sie mit ihrem marokkanischen Amtskollegen Taib Fasi Fihri auch über den Entführungsfall. Die Kooperation mit Marokko sei schon in früheren Fällen von großem Nutzen gewesen, sagte sie in einer anschließenden Pressekonferenz.
Der 29 Jahre alte Enric Gonyalons, dessen Familie in Marratxí wohnt, war in der Nacht auf Sonntag, 23. Oktober, in Tinduf, im algerischen Teil der Westsahara mit zwei weiteren Mitarbeiterinnen der humanitären Hilfsorganisation Mundubat entführt und dabei leicht verletzt worden. Ein Bekennerschreiben gibt es noch nicht. Die Algerische Befreiungsfront FLN ordnet die Täter dem Umfeld der Al-Kaida zu, das spanische Außenministerium spricht von "Terroristen".
Es handelte sich um den ersten Entführungsfall überhaupt in dieser Gegend. Nach wie vor arbeiten dort 50 ausländische Helfer. Es befinden sich auch mehrere Mallorquiner im Hilfseinsatz, zum Beispiel Helfer der hiesigen Organisation Vacaces en Pau. Die Organisationen haben ihre Sicherheitsmaßnahmen mit Hilfe der örtlichen Polizei verstärkt.
Außer dem Mallorquiner Gonyalons wurden noch eine spanische und eine italienische Helferin entführt. Gonyalons, der im Baskenland lebt, gilt als erfahrener Mitarbeiter der Hilfsorganisation. Er war schon auf den Philippinen, in Palästina, Kolumbien, Kamerun und Ruanda im Einsatz. In Algerien hat er seit sieben Monaten im Flüchtlingscamp für Saharabewohner in Rabuni gearbeitet. Dort war er für die Verteilung von Nahrungsmitteln und die Gesundheitsversorgung zuständig.
Zum Ablauf der Entführung gibt es nur wenige Anhaltspunkte. Nach Angaben der örtlichen Behörden waren die Entführer mit Allradfahrzeugen über die Grenze nach Mali gekommen. Gonyalons war anscheinend am Lesen, als die bewaffneten Entführer kamen. Darauf lässt ein Buch auf dem Boden schließen. Anschließend leistete er offensichtlich Widerstand. Ein Blutfleck auf dem Boden, wo er sich noch kurz zuvor aufhielt, weist darauf hin. Nach Angaben der NGO Mundubat, konnte man nicht mit so einem Vorfall rechnen. Die Gegend gelte als ruhig. Sie erlebten zum ersten Mal so eine Entführung, sagte eine Sprecherin gegenüber der Tageszeitung "Ultima Hora".