Der Sonntag war ein denkbar schlechter Tag für einen Demonstrationszug. Es regnete ohne Unterlass. So gesehen, war es für die Veranstalter ein Riesenerfolg, dass immerhin 500 Menschen einen Sternmarsch absolvierten, um die Vollendung der Bahnlinie Manacor-Artà einzufordern. Bekanntlich hat die PP-geführte Balearen-Regierung die Arbeiten an dem Prestigeprojekt ihrer Vorgängerin stoppen lassen - aus finanziellen Gründen, wie sie betont.
Aufgerufen zu dem "Marsch für den Zug" und der nachfolgenden Versammlung in Son Servera, an der knapp 2500 Menschen teilnahmen, hatte eine Bürgerinitiative für den Zug. Unterstützung bekam sie von den Bürgermeistern der Orte, die an der Linie liegen - sofern sie nicht der PP angehören (wie der Alkalde von Manacor).
"Die Region hat gesprochen. Sie hat gesagt, dass sie die Bahn will", meinte Son Serveras Stadtoberhaupt Josep Barrientos nach der Demonstration. Für die Befürworter der Bahnlinie steht fest, dass die Entscheidung der Balearen-Regierung für den Baustopp nicht finanzielle, sondern rein politische Gründe hatte.
In dieser Meinung bestärkt wurden sie vergangene Woche durch einen Besuch der Bürgermeister von Son Servera, Artà und Sant Llorenç im Verkehrsministerium in Madrid. Der zuständige Generaldirektor dort bekräftigte den Willen der Zentralregierung, die Finanzierungsvereinbarung einzuhalten und die ausgehandelten Teilbeträge zu überweisen, sofern die Ausgaben korrekt begründet würden.
Die Regierung in Palma bestreitet diese Darstellung. Bis Ende 2010 habe Madrid nur 28 Millionen Euro überwiesen, während die Regionalregierung unter dem früheren Ministerpräsidenten Francesc Antich schon Aufträge im Wert von 220 Millionen Euro vergeben habe. Der Baustopp sei also einzig und allein aus finanziellen Gründen erfolgt.
Die Klagen über stockende Zahlungen aus Madrid sind nicht neu. Die Finanzierung der Balearen ist vor allem immer dann ein Streitpunkt, wenn in Madrid eine andere Partei regiert als auf den Inseln.
Die MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora" äußerte ihr Unverständnis über die zögerliche Zahlungsmoral der Zentralregierung. In seiner Sonntagsausgabe berichtete das Blatt über das ehrgeizige Schnellzugprogramm der Regierung Zapatero. Dafür würden allein in diesem Jahr 5,8 Milliarden im Haushalt bereitgestellt, während das gesamte Projekt Artà-Bahn mit 240 Millionen Euro auskomme.
Die Wiederaufnahme der alten Bahnlinie in den Nordosten der Insel war allerdings auch schon vor den Finanzierungsproblemen umstritten. Nicht zuletzt die von Enteignungen betroffenen Anwohner wiesen wiederholt darauf hin, dass die Linie wirtschaftlich keinen Sinn mache.