Mit einer Kundgebung mit mindestens 25.000 Teilnehmern in Palma ist am Donnerstagabend der siebte Generalstreik in der Geschichte der Balearen zu Ende gegangen. Zur Höhe der Streikbeteligung lagen stark abweichende Angaben seitens der Gewerkschaften und der Regierungsbehörden vor.
Die spanische Tageszeitung "Ultima Hora" titelte in ihrer Freitags-Ausgabe "Todos contentos" (Alle zufrieden). Demnach bezeichneten die Gewerkschaften den Generalstreik als "Erfolg", während die Delegation der Zentralregierung auf Mallorca, zuständig für die Polizeibehörden, einen friedlichen Verlauf bei niedriger Beteiligung konstatierte. Andere Inselmedien bewerteten den Streik als "gewerkschaftliche Niederlage".
Der spanienweite Streik hatte sich gegen die Arbeitsmarktreform der konservativen Regierung in Madrid gerichtet.
Der Flughafen von Palma blieb zur Überraschung der Airlines und Reiseveranstalter vom Generalstreik weitgehend unberührt. Von den 232 programmierten Flügen fielen lediglich 24 aus, rund zehn Prozent. Die meisten davon waren Verbindungen der irischen Fluggesellschaft Ryanair, die bereits im Vorfeld des Streiks ihre Palma-Flüge abgesagt hatte.
Ursprünglich war befürchtet worden, dass jeder zweite Flug ausfallen könnte. Die Tourismusbranche auf den Balearen rechnete es den Gewerkschaften an, hier mit Augenmerk gehandelt zu haben. Es seien dadurch negative Schlagzeilen in den touristischen Quellmärkten verhindert worden.
Am Donnerstagabend zogen nach Gewerkschaftsangaben rund 60.000, nach Polizeiangaben 20.000 Menschen durch Palmas Innenstadt. Der Demonstrationszug führte von der Plaça d'Espanya über die Avendinas zur Plaça Major. Hier waren neben den balearischen Gewerkschaftsführern von UGT und Comisiones Obreras auch sozialistische Oppositionspolitiker an der Spitze des Zuges zugegen.
An einem zweiten Protestmarsch mit antikapitalistischen und anarchistischen Gewerkschaften (CNT) sowie Organisationen der "Empörten" beteiligten sich rund 4000 Teilnehmer. Beide Demonstrationszüge trafen in der engen Conquistador-Straße beim Parlament aufeinander, was zu Spannungen führte. Nur mit Vernunft und "ruhig Blut" seien Auseinandersetzungen vermieden worden.
Mit massiver Kritik reagierte UGT-Sprecher Manuel Pelarda auf die Planungen der Delegation der Zentralregierung, die die Marschroute der Demonstrationszüge genehmigt hatte. Ein Streit in dem Engpass hätte unabsehbare Folgen haben können, so Pelarda. Er forderte den Rücktritt des Delegierten der Zentralregierung, José María Rodríguez.
Deutlich unterschiedlich wurde die Streikbeteiligung seitens der Gewerkschaft und der Behörden beziffert. Im Einzelnen:
Beteiligung laut Gewerkschaften (in Prozent) – laut Behörden (in Prozent)
Flughafen: 85 – 50
Handel: 50 – 5
Busbetriebe: 100 – 65
Schulen: 50 – 23
Gesundheitswesen: 40 – 7
Gerichte: 9 – 5