Die Erschließungsarbeiten in vier Urbanisationen von Andratx sind beendet. Bürgermeister Llorenç Suau kündigte im Rahmen einer Informationsveranstaltung am Freitagmittag im Segelclub des Küstenortes auch den baldigen Baubeginn in den übrigen Siedlungen an. Rund zwei Dutzend ausländische Bürger waren der Einladung gefolgt. "Wir wollen für Transparenz sorgen", sagte Suau. "Die Leute sollen sehen, was wir mit ihrem Geld machen."
In zweijähriger Arbeit sind die Urbanisationen Puig de s'Espart, La Noria, Cala Egos und Can Borràs mit Trink- und Abwasserleitungen, Strom- und Telefonkabeln sowie Bürgersteigen und Laternen ausgestattet worden. Die Straßen wurden frisch asphaltiert. Insgesamt belaufen sich die Investitionen auf knapp fünf Millionen Euro. In Kürze soll die offizielle Bauabnahme stattfinden, von da an wird die Gemeinde für den Erhalt der Infrastruktur zuständig sein. Auch die Müllabfuhr soll dann in die Siedlungen fahren, die allesamt nördlich des Hafens liegen (siehe die Grafik).
Noch funktioniert nicht alles einwandfrei. Mehrere Anwohner, die zu der Infoveranstaltung gekommen waren, kritisierten zum Beispiel die weiterhin fehlende Straßenbeleuchtung, die nach wie vor überirdisch verlaufenden Telefonkabel sowie Schuttberge. Und dennoch: Der Fortschritt ist unübersehbar. Dafür braucht man nur einmal durch eine der anderen Urbanisationen zu fahren, in denen die Erschließungsarbeiten noch nicht begonnen haben. Selten liegen Luxus und Verfall so nah beieinander.
Tiefe Schlaglöcher, kaputte Laternen, keine Kanalisation - der Kontrast zu den millionenteuren Villen ringsherum ist frappierend. Tanklastwagen karren regelmäßig Trinkwasser auf die Hügel, in den Gärten gibt es Sickergruben für das Abwasser. Ihre Abfälle müssen die Anwohner zur Mülltonne im Tal bringen.
Eigentlich sollten die Erschließungsarbeiten längst in allen Urbanisationen beendet sein. Das auf zwei Jahre angelegte Projekt wurde bereits im Jahr 2008 präsentiert, hat sich dann aber immer weiter verzögert. Die Gesamtinvestition in allen zehn Urbanisationen liegt bei knapp 44 Millionen Euro, 33 Millionen davon werden auf die Anwohner umgelegt. Diese müssen ihren Anteil, der je nach Grundstücksgröße variiert, in vier Quoten überweisen.
Die Bauarbeiten beginnen erst, wenn 75 Prozent der ersten Quote bezahlt sind. In Monport, Valleluz, Marmassen und Biniorella ist das jetzt der Fall, in Costa de Andratx (Cala Llamp) sind 72 Prozent der ersten Quote bezahlt, in La Mola erst 50 Prozent. Bürgermeister Suau hofft, dass nun auch die säumigen Zahler ihren Anteil überweisen, damit die Bauarbeiten endlich losgehen können.
Lange Zeit war es jedoch ausgerechnet die Informationspolitik des Rathauses, die die Bürger verunsicherte. Zahlungsbescheide mit unverständlichen oder schlicht falschen Daten wurden verschickt, viele Anwohner bekamen überhaupt keine Benachrichtigungen. Diejenigen, die vorschriftsmäßig gezahlt hatten, fragten sich, wo ihr Geld geblieben sei und wann endlich die Bauarbeiten beginnen würden. Eine Welle von Einsprüchen und Klagen war die Folge und zog das Prozedere in die Länge. Jetzt seien die Probleme aber gelöst, beteuert Suau. Außerdem setze man voll auf Transparenz. Weitere Informationstreffen seien geplant.
Die Urbanisationen von Andratx wurden zum Großteil bereits vor Jahrzehnten erschlossen. Verantwortlich für den Bau der Infrastruktur waren die damaligen Bauunternehmer, die ihrer Verpflichtung aber nicht nachkamen. Darum hat die offizielle Bauabnahme durch die Gemeinde in den Urbanisationen bis heute nicht stattgefunden. Ähnliche Probleme gibt es auch in vielen anderen Inselgemeinden.