Mit überraschend vielen Freisprüchen ist auf Mallorca der größte Strafprozess in der Geschichte der Balearen zu Ende gegangen. Lediglich elf der 47 Angeklagten wurden am Montag zu Haftstrafen zwischen einem und sieben Jahren verurteilt. In dem Verfahren ging es um den "Drogen-Supermarkt" in der berüchtigten Elendssiedlung Son Banya, unweit des Flughafens.
Freisprüche gab es unter anderem für die Clanchefin "La Paca". Sie bleibt jedoch im Gefängnis, weil sie bereits in einem anderen Verfahren zu einer 16-jährigen Haftstrafe verurteilt worden war.
Auch der einzige deutsche Mitangeklagte T. S., für den die Staatsanwaltschaft ursprünglich 13 Jahre Gefängnis beantragt hatte, wurde Medienberichten zufolge freigesprochen. Seinen Stiefvater hat das Gericht wegen illegalen Waffenbesitzes zu einem Jahr Freiheitsstrafe verurteilt, ein Strafmaß das in Spanien üblicherweise zur Bewährung ausgesetzt wird.
Der Grund für die Freisprüche: Die Richter erklärten die abgehörten Telefonate für unzulässig. Zwar seien sie von Staatsanwälten und dem Ermittlungsrichter autorisiert gewesen. Allerdings bewertete das Gericht das Vorgehen als unverhältnismäßig.
In Polizei- und Justizkreisen stieß das Urteil auf massive Kritik. Die spanische Tageszeitung "Ultima Hora" kommentierte am Dienstag die jahrelangen Polizeiermittlungen im Drogensumpf von Son Banya – die sogenannte "Operation Kabul" – sowie den kostenintensiven Prozess als "Justizfiasko" von "afghanischen" Ausmaßen.
Gegen einen Teil der Angeklagten war wegen gleicher Vorwürfe bereits in Barcelona verhandelt worden. Ihr Verfahren in Palma wurde von den Richtern ebenfalls für nichtig erklärt.
Unter dem Strich reichten die Beweismittel aber für elf Urteile mit einer Strafdauer von insgesamt 56 Jahren. Ein Großteil der Beschuldigten gehört zur Gruppe der Sinti und Roma.
Der Staatsanwaltschaft und den Verurteilten steht nun der Weg in die Berufung offen. (mic/as)