Nicht wenige Urlauber, die im Osten von Mallorca durch Felanitx fahren, wundern sich über das ebenso prachtvolle wie verfallene Gebäude "Sindicat" am Ortsrand. In dem 1919 errichteten Bau wurde einst reichlich Wein gekeltert, den eigens eine Agrarkooperative produzierte. Jetzt prüft das Rathaus den Kauf des örtlichen Wahrzeichens.
Die Gemeinde erwägt, von ihrem Vorkaufrecht Gebrauch zu machen. Sie sieht sich unterstützt von dem illustren Künstler Miquel Barceló, dem wohl größten Sohn des Dorfes, wenn man die Legende, Christoph Kolumbus stamme in Wahrheit aus Felanitx, außer Acht lässt.
Das Gebäude ist seit 1997 im Besitz eines Winzers aus Binissalem, der für das Anwesen 2009 noch sechs Millionen Euro forderte. Damals gab es Überlegungen, dem mallorquinischen Weinbau in der Kellerei ein eigenes Museum zu widmem. Institutionen wie die Balearen-Regierung und der Inselrat, der über den Denkmalschutz des Hauses zu wachen hat, konnten damals jedoch die Mittel zum Kauf letztlich nicht beisteuern.
Jetzt ist spanischen Medienberichten zufolge von rund vier Millionen Euro Kaufpreis die Rede. Das Rathaus setzt auf eine halb öffentliche, halb private Aktion, um die Immobilie erlangen zu können. Der Name "Miquel Barceló" soll dann Interessierte aus aller Welt nach Felanitx locken.
In der Weinkooperative war noch 1991 Rebsaft verarbeitet worden. Das Gebäude misst 6500 Quadratmeter, das Grundstück 22.000 Quadratmeter. Der Bau der Ortsumfahrung, der vor ein paar Jahren erfolgte, führt die Asphalttrasse dicht an einem Gebäudeflügel vorbei.
Nicht jeder Bürger ist begeistert über die Kaufoption. Medien zitierten so manche Stimme, die sich für eine Enteignung des Gebäudes ausspricht, da der Eigentümer es jahrelang zur Ruine habe verkommen lassen.
Die Zentrale der auch "Es Sindicat" genannten Kooperative war von dem berühmten Inselarchitekten Guillem Forteza entworfen worden.