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Drei Haftbefehle und zehn Festnahmen im Polizeiskandal

Heimliche Tonaufnahmen auf der Wache, illegale Fotos im Bordell

Palmas Polizeichef Joan Mut (in Uniform), begleitet von seinem Anwalt, auf dem Weg zu seiner Vernehmung durch die spanische Nationalpolizei. | Foto: Alejandro Sepúlveda

| Carrer del Llaut, Palma de Mallorca |

Im Ermittlungsverfahren gegen korrupte Polizisten an der Palya de Palma werden nach zehn Festnahmen immer mehr Details bekannt. Die Ermittlungsrichterin erließ am Donnerstag Haftbefehl gegen drei Beamte, die Männer können jedoch gegen Kaution auf freien Fuß kommen. Das Rathaus suspendierte als Arbeitgeber sechs der beschuldigten Beamten.

Wie die spanische Tageszeitung Ultima Hora berichtete, wurde der Hauptkommissar der Lokalpolizei, Joan Miquel Mut, am Mittwoch mehrere Stunden von seinen Kollegen der spanischen Nationalpolizei vernommen. Dabei wurden dem vollkommen konsternierten Beamten auch Tonbandaufnahmen vorgespielt, die ein ihm untergebener Polizist im vergangenen Jahr während einer Dienstbesprechung heimlich aufgezeichnet hatte.

Der Untergebene gilt als Zeuge, der die Anti-Korruptionsstaatsanwaltschaft über das Gespräch informiert hatte. Er war in eine Sondereinheit der Lokalpolizei eingeschleust worden, schreibt Ultima Hora. Weitere in dem Mitschnitt genannte Personen und Polizisten müssen nun ihrerseits mit einer Vernehmung rechnen.

Die näheren Hintergründe sind unbekannt, auch weil das Gericht eine Nachrichtensperre verhängte. Fest steht jedoch, dass einige Beamte verdächtigt werden, an der Playa de Palma ihren Polizeiaufgaben nicht nachgekommen zu sein. Das könnte laut Ultima Hora dahingehend interpretiert werden, dass sie in der neuralgischen Tourismuszone bei ihren Tätigkeiten zweierlei Maß anwandten und auf diese Weise die in Konkurrenz zueinander stehenden Unternehmen in den Bereichen Hotellerie, Gastronomie und Freizeitangebote unterschiedlich behandelten.

Weiter wurde bekannt, dass einige Polizisten ein Bordell im Carrer del Llaut an der Playa de Palma insgeheim kontrolliert haben sollen. Dabei seien möglicherweise auch Besucher heimlich fotografiert oder gefilmt worden. Es besteht der Verdacht, dass mit den Aufnahmen aus dem hochfrequentierten Lokal Besucher, unter ihnen mallorquinische Unternehmer, gefügig gemacht oder erpresst werden sollten.

Der Korruptionsskandal war zu Wochenbeginn publik geworden, als zunächst vier zum Teil hochrangige Beamte der Lokalpolizei festgenommen wurden. Auch der Sicherheitsdezernent des Rathauses von Palma, Guillermo Navarro, musste bereits als Beschuldigter den Ermittlern Rede und Antwort stehen.

Die Ermittlungen zu den verdächtigten Beamten der Lokalpolizei nehmen dabei auch diverse Fälle aus der Vergangenheit unter die Lupe. In einem Fall geht es um ein unverhältnismäßig harsches Vorgehen am Flughafen in Palma, in einem anderen Fall um eine umstrittene Vernehmung.

Ein ähnlicher Polizeiskandal wie jetzt in Palma ist bereits im Vorjahr in der von Briten dominierten Tourismusmeile Magaluf in Calvià bekannt geworden. Er wird von derselben Ermittlungsrichterin untersucht. Daneben ermittelt sie auch die Vorfälle innerhalb der Polizeidirektion von Palma in Zusammenhang mit manipulierten Bewerbertests bei der Stellenvergabe.

(aktualisiert um 17.40 Uhr. Neu: Haftbefehle. Zahl der Festgenommenen ist auf zehn gestiegen, Rathaus sespendiert Beamte)

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