Die Bierbörse "Beer Palma" ist noch in vollem Gange. Bis einschließlich Sonntag, 10. Mai, können die Besucher über 150 Biersorten aus dem Aus- und Inland verköstigen. Vor allem am vergangenen Wochenende, als der Wettergott die Insel mit viel Sonne und Temperaturen über 30 Grad verwöhnte, waren die Biertische und -bänke unterhalb der Kathedrale gut besetzt und die Zapfhähne im Dauereinsatz.
Neben den industriell hergestellten Bieren, deren Geschmack fast ein jeder kennt, erfreut sich dieses Jahr vor allem das Flüssiggold aus den Händen der lokalen Handwerksbrauern großer Beliebtheit. Fast wie Pilze sprießen auf Mallorca immer mehr Craft-Biere-Produzenten aus dem Boden. Aber wie schmecken sie eigentlich? MM hat den Test gemacht und sich mit einem Experten aus der Bierstraße durch das Sortiment getrunken.
"Ist da abgestandene Capri-Sonne drin?" fragt Michael Bohrmann und verzieht das Gesicht. Der Wirt des "Deutschen Eck" an der Playa de Palma hat nicht nur beruflich mit dem Gerstensaft zu tun, er hat auch in seinem Leben viel und gerne Bier getrunken. "Ich kann schon fast kein Bier mehr sehen", sagt er lachend.
Das erste Test-Bier, die "Rossa" von Cerveza Tramuntana, hat es ihm nicht wirklich angetan. "Also mit dem deutschen Reinheitsgebot hat das geschmacklich nichts zu tun", so die Meinung des gemütlichen Düsseldorfers, der es sowohl mit Kölsch als auch mit Alt hält. Vielmehr denke er beim Trinken an exotische Früchte. "Hat was von Papaya, ist aber irgendwie kein Bier" meint er, stellt es zur Seite und zündet sich eine Zigarette an.
Wesentlich besser kommt die Rubia aus dem Hause Nau weg. "Ja", zischt Bohrmann, wischt sich den Mund ab und fügt hinzu: "Das ist ein Bier! Es hat Schaum und schmeckt, wie Bier zu schmecken hat. Ist zwar kein Krombacher, aber durchaus lecker. Oder wie man im Rheinland sagt: Schwer in Ordnung." Ein Bier, das muss für Bohrmann vor allem drei Voraussetzungen erfüllen: Einen ordentlichen Schaum muss es haben, ein gutes Maß an Kohlensäure sowie einen sanften, aber dennoch leicht würzigen Pils-Geschmack.
Vom Stand gleich neben Cerveza Nau kommt die "Roja" von Talayotika, aber der Sud lässt Bohrmanns Gesichtszüge erneut entgleisen. "Ein Bier muss nach Bier riechen und nicht nach Kaugummi", grummelt er. "Wenn ich etwas trinken will, das nach Apfel schmeckt, dann trinke ich Apfelsaft, aber kein Bier." Der Geschmack sei zwar nicht per se unangenehm, aber er selbst könne nicht sagen, ob das nun ein schlechtes oder ein gutes Bier sei, es sei eher überhaupt kein Bier.
Ein ähnliches Zeugnis stellt der strenge Tester der Cerveza Forastera aus. "Die fast gelbe Farbe ist auffällig", sagt Bohrmann. "Wenn man da Milch dazu tut, hat man einen Happy Milkshake", meint er scherzhaft. "Dass es etwas wässrig ist, ist an sich nicht so schlimm, ich mag es nämlich nicht, wenn ein Bier zu viele Geschmacksnoten hat. Aber ein wenig Würze darf es dann schon sein." Daran mangelt es nach seiner Meinung bei Sullerica zwar nicht, allerdings scheint es ihm die falsche Würze zu sein. Erneut erinnert ihn der Geschmack des Bieres an Limonade.
Ein Lächeln auf die Lippen hingegen zaubert Bohrmann das Gebräu der Beer Lovers aus Alcúdia. Es sei einfach nicht so bitter wie viele der anderen Biere, die dem Experten zu parfümiert geschmeckt haben. Außerdem, und das sei für ihn als Düsseldorfer wichtig, komme es dem Altbier sehr nahe. Das ist für mich das beste der Biere hier, so die Meinung des Wirts. Auch mit Galilea von Can Cerveser ist Bohrmann - auf seine ganz persönliche Art - zufrieden: "Schmeckt wie alkoholfreies Alt, nicht übel."
Wer die Biere selbst testen möchte, kann dies noch am Samstag und Sonntag zwischen 11 und 23 Uhr auf der Beer Palma tun.
Nähere Infos zur Messe finden Sie hier.
(aus MM 19/2015)