Der Niederländer Romano Liberto van der Dussen ist auf Mallorca aus dem Gefängnis entlassen worden. Spaniens Oberster Gerichtshof hatte den 43-jährigen nach zwölf Jahren Haft von einem schweren Vergewaltigungsvorwurf frei gesprochen.
Es geht um drei brutale Sex-Attacken, die sich im August 2003 in Fuengirola an der Costa del Sol ereignet hatten. Bereits seit 2007 war bekannt, dass zumindest in einem der Fälle die Täter-DNA nicht von van der Dussen stammt, sondern vom Briten Mark Phillip Dixie, der wegen anderer Verbrechen in London einsitzt.
Trotz jahrelanger Bemühungen war die spanische Justiz aber zunächst nicht davon zu überzeugen, dass van der Dussen unschuldig ist. Alle drei Vergewaltigungsopfer hatten ihn bei Gegenüberstellungen als Täter identifiziert, was von ihm auf eine gewisse Ähnlichkeit zu Mark Phillip Dixie und auf unsaubere Arbeit der Guardia Civil zurückgeführt wird. Angeblich war er bei der Gegenüberstellung der einzige Nordeuropäer unter einer Reihe von Spaniern, so dass der Verdacht automatisch auf ihn fallen musste. Sein Foto befand sich nur deswegen in der Polizeikartei, weil es einmal zu einer häuslichen Auseinandersetzung mit seiner spanischen Lebensgefährtin gekommen war.
Der Holländer wurde zu 15 Jahren Haft verurteilt, bezeichnete sich jedoch stets als unschuldig. Lediglich sechs Jahre davon wurden ihm nun erlassen, da das Gericht ihn in zwei der Vergewaltigungsfälle immer noch für den Täter hält. Eine Einigung mit der Staatsanwaltschaft auf sieben Jahre hatte er seinerzeit abgelehnt, obwohl ihm eine Verurteilung zu 20 Jahren drohte. "Wie ist es möglich, dass man sich in einem demokratischen Land gegen unberechtigte Vorwürfe nicht einmal verteidigen kann?", sagte er zur MM-Schwesterzeitung Ultima Hora.
Van der Dussen ist völlig mittellos und hat nur mit einer geringen Entschädigung zu rechnen, will aber weiter für seine vollständige Rehabilitierung kämpfen. Die letzten zweieinhalb Jahre Haft musste er auf Mallorca verbringen. Mitarbeiter des niederländischen Konsulats nahmen den entlassenen Häftling in Empfang. (mic)