Man muss weit zurück in die Vergangenheit gehen, um diesen Sachverhalt zu erklären: Cala Major, der Stadtteil von Palma an der großen Sandbucht westlich des Hafens, war in den 1950er Jahren eine Ansammlung von kleinen Sommervillen im Kiefernwald, mit einem einzigen Hotel direkt am Strand. In dem idyllischen Stadtteil erwarben vor allem Skandinavier Immobilien, um dort die Winter zu verbringen. 1958 wurde in dem Tal, das sich V-förmig in die Berge öffnet, ein botanischer Garten angepflanzt, samt einer Minigolf-Anlage und Palmen und Araukarien.
Seit jenen Tagen ist dieser Grünbereich nicht bebaut worden. Er ist so ziemlich der einzige Flecken Erde, der in den vergangenen 60 Jahren nicht mit Wohnblöcken zubetoniert wurde. Jetzt macht sich eine Bürgerinitiative dafür stark, diese letzte Grünzone in einen öffentlichen Park umzuwandeln und so vor einer Bebauung zu bewahren. "Wir haben in nur drei Tagen 50 Unterschriften gesammelt", sagt Norbert Frankenstein.
Der Inhaber eines thailändischen Restaurants im benachbarten Marivent-Viertel hat gemeinsam mit Mitstreitern auf der Internet-Plattform Change.org einen Antrag eingebracht, um die Stadtverwaltung von dem Vorhaben zu überzeugen. "Wir fordern, dass das Rathaus das Grundstück im Herzen von Cala Major kauft und dort den Center Park verwirklicht", heißt es im Text der Petitionsplattform, und weiter: "Wir brauchen keinen weiteren touristischen Hühnerstall aus Beton."
Ein Blick ins Archiv macht deutlich, dass ähnliche Vorhaben bereits 2005 und noch ohne Internet von den Anwohnervereinen vorgebracht wurden. Sie betonten, dass in dem verbauten Viertel, abgesehen vom Strand, keinerlei Grünzone für Kinder und Rentner existiere. Für diese Zwecke sei der alte botanische Garten gut geeignet.
Allerdings ist der Privatgarten heute längst nicht mehr so üppig wie früher. Die meisten Bäume wurden 2011 radikal gefällt, zu spät schritt das Rathaus mit Sanktionen ein. Auch die antike Minigolf-Anlage wurde eingeebnet. Heute ist das Grundstück mit Kies aufgefüllt, das ehemalige Haus, früher noch als Diskothek genutzt, ist eine Ruine, die Umgebung vermüllt. Und inmitten des mit Blechen und Zäunen abgeriegelten Geländes preist ein weithin sichtbares Schild das Gelände als Baugrundstück an.
(aus MM 1/2017)