Oft kann man recht gute Fachberichte und Empfehlungen für den Garten in allen möglichen Zeitschriften lesen. Sie haben nur einen, allerdings großen Defekt, sie sind für Nord- und Mitteleuropa geschrieben. In unserem Gebiet - die Inseln liegen genau vom Mittelmeer umgeben - ist ein ganz anderes Habitat, anderes Klima. Boden und Düngung kann man beeinflussen, das Wetter nicht. Das ist schon für die Aussaat und die Pflanzungen, das Stecklingemachen und Vermehren von Stauden wichtig.
Was im Norden die kalten Wintermonate mit totalen Ruhezeiten für die meisten Pflanzen sind, ist hier oft der Sommer mit Hitze und Trockenheit. Viele Pflanzen ziehen sich total zurück. Nicht nur die Bulben, Rhizome und Zwiebelgewächse, auch Stauden und Sträucher. Die Natur zeigt es an. Die "Garriga", wo Zistrosen, Rosmarin und Lavendel alle ihre Blätter einrollen, fast bis zum Vertrocknen. Nach den ersten stärkeren Herbstregen sind sie nach ein paar Tagen wieder voll da, die ganze Insel wird grün. In der mallorquinischen Sprache gibt es kein richtiges Wort für "Herbst". Im Katalanischen ja: "Tardor". Hier spricht man dagegen vom zweiten Frühling, "segona primavera" oder vom Winterfrühling "Primavera d'hivern". Alles treibt neu durch, die ersten Narzissen blühen oft schon im November.
Noch ein Phänomen: viele Sträucher aus der südlichen Hemisphäre, Südafrika und Südamerika, wie Zimmerlinde, Senecio, Montanoa, blühen hier mitten im Winter. Auf den Feldern bedecken wilde Calendula und gelber Klee große Flächen zwischen Mandel- und Feigenbäumen.
Dann kommt der kurze Winter mit kalten Nächten und auch schon mal Schnee auf den Bergspitzen. Es ist die Zeit, um laubabwerfende Sträucher und Bäume, auch die Obstbäume, zu pflanzen und wenn nötig zu beschneiden. Anfang Januar werden auch die Reben und Rosen geschnitten. Nicht die immergrünen Bäume wie Citrus, Apfelsinen und Zitronen, Hibiskus, Lorbeer und Viburnum. Die sollten bis nach der Kälte warten, um geschnitten und getrimmt zu werden. Vieles im Garten sollte anders als in Nordeuropa gemacht werden.
(aus MM 3/2017)