Der Ausblick von der Halbinsel ist fantastisch, die Anwesen sind luxuriös. La Mola gehört zu den teuersten Wohngegenden im Südwesten Mallorcas. Doch wer die Infrastruktur anschaut, mag das kaum glauben: Der Asphalt ist voller Schlaglöcher, die Straßenlaternen funktionieren nicht. Viele der teuren Villen sind weder ans Wassernetz noch an die Kanalisation angeschlossen, der Lieferwagen des Wasserlieferanten gehört zum täglichen Bild. Ihren Müll müssen die Bewohner der bergigen Halbinsel ins Tal nach Port d'Andratx bringen. Besserung ist nicht in Sicht.
"Es ist doch kein Luxus, dass man heil den Berg hoch und runter kommt", klagt Andreas Bootz. Der Kölner und seine Frau haben im Juli 2015 eine Ferienwohnung auf La Mola gekauft. Das Paar spaziert abends gern in den Hafen: "Es brennt keine Straßenlaterne, alles ist abgerostet, und natürlich der schlechte Zustand der Straße", sagt Bootz. Was er nicht verstehen will, ist, dass es mit der Erschließung der Urbanisation nicht vorangeht. Die Vorbesitzer der Wohnung haben bereits 2010 exakt 7700 Euro an Erschließungskosten an die Gemeinde bezahlt. "Alle Parteien ziehen sich auf juristische Positionen zurück", sagt er.
Kurt Hermann hat seit 18 Jahren einen Ferienwohnsitz auf der Halbinsel im Südwesten von Mallorca: "Einmal wurde hier die Straße geteert, doch die Lkw zerstören die Fahrbahn." Er beklagt auch, dass die Anwohner nicht einmal wüssten, wo das Geld, das sie für die Erschließung bereits überwiesen haben, überhaupt liegt.
Nun regt sich Protest. Geschäftsleute, Investoren und Anwohner haben die Online-Plattform www.vecinosdelamola.com ins Leben gerufen, um Unterschriften zu sammeln. Über 200 Unterstützer haben sich bereits angeschlossen. Die Betroffenen machen auf der Webseite ihrem Ärger Luft: "Es ist eine Zumutung für Immobilienbesitzer, Anlieger, Bewohner, Besucher und Andiener", schreibt ein Nachbar. "Das sind katastrophale Zustände auf La Mola. Keine weiteren Zahlungen ohne Start der Sanierung", formuliert ein anderer. Motorrad- und Fahrradfahrer seien bereits gestürzt. Hinzu kommt: Sämtliche Investitionen und Bauanträge liegen für die Halbinsel auf Eis.
Im Rathaus weiß man von der Online-Plattform. "Ich kann die Anlieger völlig verstehen", sagt der Bürgermeister von Andratx, Jaume Porsell. Dass nach acht Jahren noch keine Lösung für La Mola gefunden wurde, sei "nicht normal".
Warum beginnen die Erschließungsarbeiten in La Mola nicht? Die Halbinsel ist eine von zehn privaten Urbanisationen in Andratx. Die einstigen Bauunternehmer kamen ihrer Verpflichtung zur Erschließung aber nicht nach. 2008 beauftragte die Gemeindeverwaltung das Unternehmen Acciona mit dem Bau von Straßen, Gehwegen, Kanalsystem und Wasserleitungen. Geplante Bauzeit: zwei Jahre. 44 Millionen Euro waren damals veranschlagt. Der Vertrag wurde für alle zehn Urbanisationen zusammen geschlossen: "Das war unklug. Doch man muss aus den Fehler der Vergangenheit lernen", so Bürgermeister Porsell.
Die Anwohner wurden für die Erschließungskosten zur Kasse gebeten. Baubeginn war, wenn 75 Prozent der Anwohner die Gebühren bezahlt hatten. Auf La Mola taten das nur 50 Prozent. Mitschuld daran trägt auch die Gemeinde: Zahlungsbescheide mit unverständlichen oder schlicht falschen Daten wurden verschickt, viele Anwohner bekamen überhaupt keine Benachrichtigungen.
Es wurde noch komplizierter: Unterdessen klagte eine katalanische Unternehmerfamilie, die seit 1960 einen Großteil von La Mola erschlossen hatte, gegen die Gemeinde und bekam recht. Bereits gebaute Infrastruktur muss nun aus dem Bauvertrag herausgerechnet und die Anwohnergebühren neu kalkuliert werden. Dort hakt es zwischen Andratx und Acciona.
Acciona wurde für die neun bisher fertiggestellten Urbanisationen noch nicht bezahlt. Solange nicht alle von der Gemeinde abgenommen sind, gibt es kein Geld. "Wir können kein Datum nennen, weder für die Bauabnahme noch wann es in La Mola losgeht", sagt Porsell.
(aus MM 18/2017)