Drei Wochen nach der Flutkatastrophe mit 13 Toten im Osten von Mallorca soll nun ein Gericht in Manacor klären, wer oder was für das Unglück verantwortlich ist. Es steht die Hypothese im Raum, dass illegale Bauten im Bereich des Sturzbachs zu einem Wehr-Effekt und schließlich zu einer bis zu fünf Meter hohen Flutwelle geführt haben könnten.
Bilder von dem Moment, in dem die Welle das Dorf überspülte, zeigen nach Angaben der MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora", dass das Wasser nicht wie bei solchen Phänomenen üblich konstant anstieg, sondern dass plötzlich eine Riesenwelle den Torrent herunterschwappte.
Mit Hilfe eines Computermodells wollen die Ermittler nun klären, wie genau sich der Lauf des Wassers an jenem 9. Oktober darstellte. Die Vermutung liegt nahe, dass die Fluten kurz vor Sant Llorenç aus einem noch unbekannten Grund gebremst wurden, um anschließend durchzubrechen und mit voller Wucht die Gemeinde zu treffen.
In Sant Llorenç laufen unterdessen immer noch die Aufräum- und Sanierungsarbeiten. Vergangenen Freitag rissen große Bagger zwei Häuser nieder, die so stark beschädigt worden waren, dass man sie nicht mehr wiederaufbauen konnte. Die Gemeinde verhandelt nun mit den Eigentümern der freiwerdenden Grundstücke über einen Ankauf durch das Rathaus, um die Flächen für eine Verbesserung des Straßennetzes zu verwenden.
Die Balearen-Regierung gab fast zeitgleich eine endgültige Zusammenfassung aller entstandenen Schäden ab, nachdem gut 150 Gutachter etwa 500 Häuser untersucht hatten. Demnach bestünden neben den beiden Häusern, die nun abgerissen wurden, etwa 50 weitere, die starke bauliche Schäden davongetragen haben.
Unterdessen versuchen die Behörden weiterhin zu klären, was in der tragischen Nacht alles schief gelaufen ist. Die konservative Volkspartei (PP), größte Oppositionsfraktion im Balearen-Parlament, kritisiert nach wie vor hart die Regierung und hält sich offen, die Einsetzung einer unabhängigen Untersuchungskommission zu beantragen.
Der Govern hat mittlerweile zugegeben, dass die Notrufnummer 112 in der Flutnacht zusammengebrochen war. Hunderte Anrufe hätten nicht entgegengenommen werden können. Pilar Costa, Leiterin der Balearischen Staatskanzlei, versprach: „Wir werden weiter ermitteln und alle Informationen zur Verfügung stellen.” Medien berichten, die Angestellten der Notfallzentrale hätten die Regierung erst zehn Tage vor dem Unglück über akuten Personalmangel informiert.
Das ebenfalls stark in der Kritik stehende Wetteramt Aemet teilte mit, man sei in der Unglücksnacht allen gültigen Protokollen gefolgt. Das Wetter sei korrekt vorhergesagt worden, allerdings verfüge man nicht über derart präzise Modelle, um lokale Starkregenschauer, wie jenen über Sant Llorenç, zu prognostizieren. Die Intensität des niedergegangenen Unwetters sei in dieser Form also nicht vorhersehbar gewesen.