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So funktionieren Schrebergärten auf Mallorca

Der Kompost wird regelmäßig mit feinem Wasserstrahl feucht gehalten, damit er gut gedeiht. | D. Kammel

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Eins stellt David Junquera direkt klar: „Man muss sich vom Konzept des nordeuropäischen Winters befreien.” In Deutschland käme niemand auf die Idee, im tiefen Winter Gemüse zu ernten. Auf Mallorca sei das ein wenig anders gelagert. Hier gedeihen selbst in den Wintermonaten Kohl, Tomaten und Salate. Daniel wacht über das Wohlergehen und Sprießen von Bohnen, Kohlrabi, Kräutern und kleinen, sehr scharfen Peperoni. „Son mortales”, antwortet er auf die Frage, ob sie sehr scharf seien – und lacht laut. Nein, tödlich seien sie natürlich nicht.

Der Leiter des Projekts ist Berater und „Chef” der Kleingärten in der Biogranja La Real, einer Initiative in unmittelbarer Nähe des Palmesaner Industriegebietes Can Valero. Hier, wenige Meter entfernt von Autowerkstätten, Lagern oder Druckereien würde man keine Beete oder Bienenhotels erwarten. Und doch gibt es sie.

Das Gelände gleicht einem verwunschenen Garten. Es grenzt direkt an die Kirchenmauern, der Kirchturm davor gibt dem grünen Garten einen malerischen Hauch. Entlang der alten Steinwand ziehen sich Passionsfrüchte. Die Blüten, die immer nur einen Tag aufgehen, ranken sich am Efeu empor. Dahinter gackern Hühner.

Jetzt im Winter tragen die Orangen- und Zitronenbäume reife Früchte, die für alle Teilnehmer der Kleingartenanlage gedacht sind. Rotkohl, Brokkoli, aber auch Rote Bete, Mangold und Lauch sind reif und bereit zur Ernte. Vor jedem Beet steht ein kleines Schild mit dem Namen, den der Pächter seiner „Scholle” gegeben hat. Manche haben auch eine Vogelscheuche oder ein Insektenhotel aufgestellt.

Die Pflanzen stellt die Initiative Biogranja, je nach Saison kauft David Junquera die entsprechenden Setzlinge in Son Ferriol ein und zieht sie im Gewächshaus größer. Zucchini, Bohnen, diverse Kohlarten – die Mitglieder der grünen Oase dürfen sich bedienen und je nach Gusto auf ihrem Beet anbauen.

Brigitte Lucke war von Anfang an dabei, da ihr die Idee eines Gemeinschaftsgartens sehr gut gefiel. Die Biogranja empfindet die Lehrerin, die an der Universität der Balearen Deutsch unterrichtet, inzwischen als verlängerten Arm ihrer Familie. Ihr Beet ist gepflegt. „Ich komme vor allem am Wochenende, schaue, wie der Salat und Kohl wachsen, ernte ein paar Frühlingszwiebeln und freue mich, dass die Zuckererbsen blühen.”

Die meisten, die sich eines der Beete angemietet haben, leben in Palma. „Heutzutage wohnen viele Menschen in Wohnungen, ein eigener Garten, vor allem mit Gemüse, ist nicht mehr die Norm”, sagt David. Aber häufig käme der Wunsch auf, der Natur wieder etwas näher zu kommen. Das bestätigt auch Brigitte Lucke: „Ich wohne gern in der Stadt, aber ich liebe auch die Natur und das Landleben. Eine Finca mit Garten kann ich mit meinem Beruf und Lebensstil nicht vereinbaren, aber mit meinem Beet in der Biogranja kann ich meine Sehnsüchte, nach in der Erde graben, Gemüse züchten und ernten, befriedigen.”

Die Gärten sind vor allem dazu da, für den Eigenbedarf Gemüse oder auch Obst anzubauen. Reine Blumenbeete sieht man kaum. „Jeder darf hier theoretisch machen, was er möchte”, sagt David. Betonung auf „theoretisch”, denn so ganz egal ist es nicht, wie ein Beet gepflegt wird. „Tomaten im Februar zu pflanzen macht einfach keinen Sinn”, betont der Hobbygärtner. „Wir pflanzen zweimal im Jahr an, im Frühjahr und im Spätsommer. Ich gebe den Leuten Hilfestellung.”

Heutzutage seien wir daran gewöhnt, zu jeder Zeit alles machen zu können, wann wir möchten. „Der Natur jedoch ist unser Eigenwille egal”, sagt David. „Sie braucht ihren Rhythmus. Aber ich bin auch für Experimente zu haben”, fügt er lachend hinzu.

Als Düngemittel verwendet die Granja Schafdung, der besonders ökologisch ist, da Schafe ausschließlich Gras fressen. Im Herbst kommt der Dung auf die Erde.

Ein Beet sticht ein wenig hervor. Hier sind ausschließlich kleine, rote Chilis angebaut. „Das ist meine Parzelle”, sagt Junquera. „Ich bin ein großer Fan der Chilischote.” Ein paar Schnecken haben es sich auf den Blättern bequem gemacht. Sie lieben den Regen und sind aus ihren Gehäusen gekrochen. „Gegen die Schnecken verwenden wir Eisen, wenn es sein muss”, so David. Exzessiv sollte das Eisen allerdings auch nicht verteilt werden. Das Mineral sickert sonst in die Erde. „Pflanzen kommen und gehen, aber die Erde bleibt und wir sollten sie pflegen”, so der Gärtner.

Wer Teil der Kleingartencommunity werden möchte, kann zwischen zwei Beet-Größen wählen. Die Pacht wird pro Monat berechnet, aber eine gewisse Ausdauer ist erwünscht. Einmal zehn Quadratmeter für 70 Euro oder sechs für 50. Darin sind die Pflanzen, Bewässerung und Beratung enthalten.

Zur Zeit sind sechs Beete frei. Ein Anruf bei David Junquera (971-254195) genügt, kurz darlegen, warum man gärtnern möchte und schon kann es losgehen. Der 48-Jährige ist kein „Armchair-Expert”. Lieber packt er an und hilft anderen, beim „Buddeln für Erwachsene”.

www.biogranjalareal.com

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