Weihnachten ist stets eine Zeit der Besinnlichkeit und der Freude, aber häufig auch des Reisens und des Leidens. Insbesondere, wenn man wie MM-Leser Peter Lange auf Mallorca lebt und dennoch seine hochbetagte Mutter in Deutschland an Heiligabend nicht alleine wissen möchte. Also machte sich der Inselresident von Artà aus auf den Weg, ungeachtet all der Corona-Bestimmungen und der daraus resultierenden Reiseerschwernisse. Hier sein Bericht:
Mutter ist 96 Jahre alt. Im September buche ich einen Flug (PMI-Köln) für den 17. Dezember hin und 27. zurück. Mutter lebt allein, ich möchte sie also über Weihnachten besuchen. Ja, wir wissen alle, schwer ist es in Coronazeiten zu planen, aber dennoch einen Versuch wert.
Dass der Eurowingsflug mit Ziel Köln nach Düsseldorf verlegt wurde – auch nicht schlimm. Nimmt man sich den Leihwagen in Düsseldorf und gibt ihn in Köln wieder ab.
Aber in Deutschland kommt zwischenzeitlich die neue Coronaregel der zehntägigen Quarantäne mit Testerlaubnis frühestens am fünften Tag. Da macht ein Kurzbesuch in Deutschland kaum noch Sinn – organisatorisch.
Aber es klagt jemand, und in NRW darf plötzlich ohne Quarantäne eingereist werden.
Jetzt gibt es aber in Spanien die neue Regel: Einreise nur mit maximal 72 Stunden altem, negativem Test in spanischer Sprache. Nervig, dauernd Neues, aber ich reise trotzdem. Ich fülle das Einreiseformular für Deutschland aus und bin kurz vor Weihnachten pünktlich in Münster.
Aber jetzt neues Problem: Woher bekomme ich während der Feiertage einen Coronatest für meine Einreise in Spanien am 27. Dezember? Ohne Test droht hohe Strafe! Info von informierten Freunden: Düsseldorf Flughafen, Testcenter, 68 Euro, Ergebnis in 24 Stunden.
Ok, mache ich, ist aber nicht ganz einfach: Man muss sich vorher im Internet anmelden, Pass einscannen, bezahlen und allerlei Angaben machen. Es erfolgt eine Bestätigung per Email, dass man kommen darf. Also, am 1. Weihnachtstag (25. Dezember) – man hat ja nichts Besseres vor – 1,5 Stunden Fahrt zum Airport Düsseldorf und das Testcenter suchen.
War einfach, denn es gab eine sehr, sehr lange Schlange. Laut Ordner zirka 600 Menschen. Aber: Nach genau fünf Stunden und 50 Minuten in der Warteschlange wurde ich schon getestet.
Im Parkhaus nochmals 25 Euro bezahlt und zurück nach Münster. Toll, nach genau 24 Stunden kam das negative Testergebnis per Mail mit QR-Code und Zertifikat.
26. Dezember: Jetzt nur noch bei Ryanair online einchecken, das spanische SpTH-Formular im Internet ausfüllen, wieder einen QR-Code erhalten, Bordkarte ausdrucken und am nächsten Tag nach Köln fahren. Fast leerer Flughafen, aber der Flug um 19.15 Uhr nach Mallorca war ganz gut gebucht. Flugzeug zu geschätzten 70 Prozent belegt, alle diszipliniert mit Maske und nach gut zwei Stunden endlich wieder zu Hause.
Auf dem Weg zum Ausgang wurde ich von fünf Gelbwesten informiert, dass ich Passport und Einreiseformular am Ausgang zeigen muss, was ich sicher auch selbst gemerkt hätte. An der Kontrollstation stehen die Wärmebildcameras, nette Mitarbeiter scannen den QR-Code vom Einreiseformular, kontrollieren den Ausweis und jetzt: Wer will mein Corona-Zertifikat sehen, das mich einen Tagesausflug, nicht wenig Geld, viel Nerven und sechs Stunde Schlangestehen gekostet hat? Keiner!! Niemand!!!
Hole ich also mein Auto und fahre (während der Sperrstundenzeit) nach Artà. Keine Kontrolle.
Ende Januar wird Mutter 97! „Guten Flug“ hat mir meine Nachbarin heute schon gewünscht.