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Von wegen "Baywatch": So hart arbeiten Mallorcas Rettungsschwimmer

Ständig in Alarmbereitschaft: Martin Ciancaelini hat das Fernglas immer griffbereit.

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Am Strand, wo die Urlauber ihr Sonnenbad nehmen und ins Meer springen, den eigenen Arbeitsplatz haben ... Was für viele wie ein Traum klingt, gehört für Martin Ciancaelini seit fünf Jahren zum Alltag. Der 45-jährige Argentinier darf einen Rettungsschwimmerturm am Strand von Port d’Alcúdia als seine Arbeitsstätte bezeichnen. Er sagt: „Es ist ein normaler Job wie jeder andere auch. So wie die Leute das vom Fernsehen kennen, ist es jedoch nicht. Mit Baywatch hat das alles nichts zu tun.” Auch wenn er täglich braungebrannt von 10 bis 18 Uhr an der Playa im Einsatz sei, bedeute das nicht automatisch einen größeren Erfolg beim anderen Geschlecht, fügt er hinzu. „Viele denken, Rettungsschwimmer zu sein wäre ein Hobby. Doch tatsächlich arbeite ich permanent konzentriert. Ständig bin ich auf der Hut und kontrolliere, ob sich nicht etwa ein Kind unbeaufsichtigt im Wasser aufhält oder jemand einen Sonnenstich erleidet. Besonders aufpassen muss man, wenn die Urlauber angetrunken sind.”

Und auch bei schlechtem Wetter und Regen müsse er an den Stadtstrand, erklärt Martin Ciancaelini mit dem Fernglas in der Hand. Da er nur in den Sommermonaten arbeitet, hat sich der Argentinier für den Winter ein zweites Standbein als Physiotherapeut aufgebaut.

Für gewöhnlich dauert die Saison vom 1. Mai bis zum 31. Oktober. Hierfür werden die „Socorristas”, wie sie in Spanien heißen, von der Gemeinde Alcúdia bei der Firma Mar O2 gebucht. Um seinen Beruf ausüben zu können, absolvierte Ciancaelini eine einjährige Ausbildung in seinem südamerikanischen Heimatland. Jene orientiert sich an den Richtlinien der International Life Saving Federation (ILS). Da in Spanien jedoch andere Vorgaben gelten, musste er auf Mallorca eine entsprechende Fortbildung machen. Zum Theorieteil gehörten auch anatomische und physiologische Kenntnisse. Auch Grundlagen zu Strömungen und Wasserbewegungen sind Teile des Lernstoffs. In einem Notfallkoffer auf seinem Rettungsschwimmerturm hat Ciancaelini einen Defibrillator, einen Verbandskasten und eine Sauerstoffflasche griffbereit. Auch eine Trillerpfeife, Schwimmflossen sowie eine Rettungsboje gehören zu seiner Ausrüstung.

Insgesamt zwanzig Rettungsschwimmer sind an den drei Stränden des Ferienorts im Nordwesten der Insel täglich präsent. Bei einem größeren Einsatz verständigt Ciancaelini mit seinem Funkgerät den höhergestellten Rettungsschwimmer, den sogenannten „patrón de embarcación”. Dieser kann auf einem Jetski sofort zum Unfallort eilen. Und sollten die Erste-Hilfe-Maßnahmen nicht mehr ausreichen, wird ein Rettungswagen gerufen. Im Laufe des Sommers kann es an den Stränden von Port d’Alcúdia zu bis zu 20 Einsätzen kommen.

Die für die Rettungsschwimmer vielleicht größte Gefahr liegt in dem ständigen Aufenthalt in der Sonne. Ciancaelini sagt: „Unsere Firma stellt uns zwar Sonnenöl zur Verfügung. Doch versuche ich trotzdem, so viel Zeit wie möglich, im Schatten zu verbringen.”

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