(aktualisiert um 15.20 Uhr)
Die Guardia Civil hat am Freitag einen auf Mallorca lebenden britischen Staatsbürger festgenommen, der auf der Insel als Broker für Luxusyachten tätig ist. Der Zugriff der Behörden erfolgte nach einem Antrag aus den USA in Madrid, berichtete die spanische MM-Schwesterzeitung Ultima Hora am Samstag unter Berufung auf die spanische Nachrichtenagentur Efe. Ein Amtsrichter in der spanischen Hauptstadt setzte den Briten am Samstag um 14 Uhr unter Auflagen vorerst auf freien Fuß.
Das US-Justizministerium wirft dem Unternehmer auf Mallorca vor, dem russischen Oligarchen und Putin-Vertrauten Viktor Vekselberg geholfen zu haben, ein System zur Umgehung von Sanktionen und zur Geldwäsche errichtet zu haben, um die Yacht "Tango" im Wert von mehr als 90 Millionen Dollar in Betrieb zu halten. Vekselberg steht infolge der Krim-Annexion durch Russland 2014 seit April 2018 auf der Sanktionsliste der USA. Die Behörden wollten daraufhin auch dessen Yacht beschlagnahmen, die im Club Náutico in Palma ihren Stammplatz hat.
Die US-Justiz hatte von Spanien die unverzügliche Auslieferung des Briten, der als angesehener Geschäftsmann und Bürger in Santa Maria gemeldet ist, gefordert. Der Mann war während eines Aufenthaltes in Madrid festgenommen und für eine Nacht inhaftiert worden. Am Samstag lehnte ein spanischer Richter die Auslieferung des Briten an die USA ab. Auch der Antrag auf Einweisung des Beschuldigten in Untersuchungshaft wurde von dem Ermittlungsrichter abgelehnt. Stattdessen zog das Gericht den Reisepass des Briten ein. Der Mallorca-Resident muss sich nun alle 14 Tage bei der Polizei melden.
Nach Darstellung der US-Behörden soll der britische Yachtbroker nach der Verhängung von Sanktionen gegen Vekselberg im Jahre 2018 die Verwaltung des Schiffes gemanagt haben. Dabei soll er Ermittlern zufolge ein Firmennetzwerk kreiert haben, um die US-Sanktionen zu umgehen. Der Mann habe dafür mit einem Angestellten von Vekselberg konspiriert und dabei eine komplizierte Eigentümerstruktur von Briefkastenfirmen entwickelt, um zu verschleiern, dass die Yacht tatsächlich das Eigentum des russischen Oligarchen sei.
Diese Bemühungen haben es ungeachtet der Sanktionen ermöglicht, dass die Luxusyacht weiterhin mit allen verfügbaren Dienstleistungen und Gütern betrieben und verchartert werden konnte, und auf diese Weise Hunderttausende von Dollar über illegal erlangte Dienstleistungen und Finanztransaktionen über amerikanische Firmen verwirklicht werden konnten, die alle Vekselberg zugute kamen, so die Vorwürfe aus den USA. Die „Tango“ wurde erst nach dem russischen Angriff auf die Ukraine im April 2022 an die Kette gelegt.
Laut des am Freitag veröffentlichten Haftbefehls werden der britische Resident und der russische Angestellte von Vekselberg der Verstöße gegen die Sanktionsbestimmungen sowie der Geldwäsche durch die fortgesetzte wirtschaftliche Nutzung der Yacht beschuldigt. Die Verhaftung in Spanien geht auf ein Auslieferungsersuchen der USA zurück, während ein ähnlicher Haftbefehl gegen den russischen Mitarbeiter vorliegt, zu dessen Aufenthaltsort das US-Justizministerium jedoch keine Angaben gemacht hat.
"Vermittler zur Umgehung von Sanktionen ermöglichen es Oligarchen, die das Regime von Wladimir Putin unterstützen, die US-Gesetze zu umgehen. Die Vereinigten Staaten werden nicht zulassen, dass ihre Finanzinstitute manipuliert oder betrogen werden, um diejenigen zu begünstigen, die einen illegalen Krieg unterstützen", sagte der US-Staatsanwalt für den District of Columbia, Matthew Graves. Den Beschuldigungen zufolge haben der Brite und der Russe trotz der im April 2018 gegen Vekselberg verhängten US-Sanktionen den weiteren Betrieb der Yacht durch die Nutzung von US-Firmen und des US-Finanzsystems ermöglicht und versucht zu verschleiern, dass das Schiff dem russischen Oligarchen gehört. Masters droht nun die Auslieferung an die Vereinigten Staaten.
Die Beschlagnahme der Yacht hatte seit 2018 auch die Gerichte in Palma beschäftigt. So hatten die Rechtsvertreter der Eigentümerfirma der Yacht Widerspruch gegen die richterliche Anweisung eingelegt, die die Beschlagnahmung der „Tango“ auf Antrag der US-Justiz für zulässig erklärt hatte. Im September 2022 wurde das Verfahren an die nächsthöhere Instanz vergeben. Sie hat noch zu entscheiden, ob das Schiff tatsächlich als das Eigentum von Vekselberg zu betrachten ist oder nicht. Die Justiz in Palma hatte die Behörden in den USA aufgefordert, die Besitzverhältnisse mit weiteren Dokumenten hinreichend zu belegen.