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Dieser neue Schädling bedroht jetzt die Agaven auf Mallorca

Käfer befällt zunehmend Pflanzen auf Mallorca. Das balearische Landwirtschaftsministerium will aber nichts dagegen unternehmen

Diese Agave ist hinüber: der „picudo negro” hat zugeschlagen.

| Palma, Mallorca |

Mit einer abgeknickten Agave auf dem Nachbargrundstück habe es angefangen, erzählt Alex Blohme. Beim Nachschauen habe sich gezeigt, dass die Pflanze innen voller Käfer und Larven war. Schnell habe sich der Schädling ausgebreitet und nun seien auch auf seinem Grundstück, das sich zwischen Campos und Felanitx befindet, alle Agaven von dem Käfer befallen, ein Drachenbaum ebenfalls. „Bei einem anderen Nachbarn 500 Meter weiter sind auch alle Agaven kaputt”, fügt Blohme hinzu.

Bei dem Käfer handelt es sich um den Agavenrüssler (Scyphophorus acupunctatus, auf Spanisch „picudo negro de los agaves”). Er ist ein Verwandter des Palmenrüsslers (Rhynchophorus ferrugineus / „picudo rojo”). Wie dieser besitzt er einen langen harten Rüssel, ist aber nicht rotbraun, sondern schwarz und mit einer Länge von neun bis fünfzehn Millimetern deutlich kleiner. Der „picudo negro” kommt aus Mexiko und gilt als wichtigster Schädling der kultivierten Agave. In seiner Heimat hat er die Bestände der Agavenkulturen dezimiert, die für die Tequilaproduktion verwendet werden. Er kann aber auch wilde Agaven und andere Pflanzen befallen, insbesondere Aloe Vera, Yucca-Palmen und Drachenbäume (Dracaena).

Nach Europa soll der Agavenrüssler über Zierpflanzen eingeschleppt worden sein. In Spanien wurde er erstmals 2007 in Barcelona festgestellt. Von dort hat er sich nach Süden vor allem in Alicante, Murcia, Almería und Huelva sowie auf den Balearen ausgebreitet. Auf Ibiza gefährdet er das Kunsthandwerk der Espardenyes (Spanisch Espadrilles), die traditionell aus Agavenfasern gefertigt werden.

Über die Wurzeln und deren untere Blätter oder Stängel dringt der Schädling in die Pflanze ein und legt seine Eier. Die geborenen Larven bohren Gänge, während die erwachsenen Käfer Löcher in die Blätter fressen. Zudem injizieren sie beim Beißen eine Bakterie, die Fäulnis verursacht. Der Lebenszyklus beträgt 50 bis 90 Tage, wobei sich bis zu fünf Generationen im Jahr entwickeln können. Im Laufe ihres Lebens legt ein Weibchen 30 bis 50 Eier. Bei seiner primären Wirtspflanze, der Agave, greift der picudo negro bevorzugt ältere Exemplare in einem Alter von mehr als vier Jahren an, weil diese größere Mengen an Zucker produzieren. Er kann aber auch junge Pflanzen befallen.

Im Prinzip ist die Ausbreitungskapazität begrenzt, denn nur weibliche Agavenrüssler können fliegen, die männlichen besitzen keine funktionalen Flügel. Trotzdem werde der Käfer seit ein, zwei Jahren zunehmend zu einem Problem auf der Insel, sagt Rafael Adrover von Eco Jardinería in Felanitx. „Vielleicht liegt es daran, dass immer mehr Pflanzenschutzmittel verboten werden.”

Auf Mallorca greift der „picudo negro” bislang fast ausschließlich die amerikanische Agave an und vereinzelt Drachenbäume. „Bei uns ist keine einzige Aloe-Vera-Pflanze befallen”, teilt Sebastian Telwest von der Aloe-Vera-Farm in Santa Margalida mit. Lediglich eine Agave, die auch auf der Finca wachse, sei betroffen. Auch Yuccas scheinen verschont zu bleiben.

In Südamerika, wo die Plage wirtschaftliche Auswirkungen hat, existieren Aktionspläne, um den Agavenrüssler zu bekämpfen. Anders auf den Balearen. „Bei uns gilt die amerikanische Agave als invasive Art. Deshalb unternehmen wir nichts gegen den Schädling”, sagt der Sprecher des balearischen Landwirtschaftsministeriums, Toni Crespi.

Ob die Agave, die seit 500 Jahren auf den Balearen wächst und vielerorts das Landschaftsbild mitprägt, sich nun verabschiedet, wird sich zeigen. Aussichtslos sei die Lage nicht, meint Miguel Sánchez von der Gartenfirma Sanchezjardins in Felanitx. Präventiv könnten Agaven mit biologischen oder nicht-biologischen Pflanzenschutzmitteln gut behandelt werden. Dunkle Flecken auf den Blättern wiesen auf ersten Kontakt hin. „Wenn man frühzeitig handelt, kann man die Krankheit heilen.” Sei der Käfer aber erst einmal in der Pflanze drin, bleibe nichts übrig, als sie komplett zu entfernen und zu verbrennen, um eine weitere Verbreitung zu verhindern.

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