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"Das Fass ist voll": Wie Gegner des Massentourismus die Gesellschaft wachrütteln wollen

Am 26. Juni sollen auf dem "I. Congreso de Turismo de la Sociedad Civil" Wege gefunden werden, wie die Urlaubsindustrie zu mehr Nachhaltigkeit finden kann.

Verstehen sich als Sprach der mallorquinischen Gesellschaft: die Initiatoren des "I. Congreso de Turismo de la Sociedad Civil". | Ultima Hora

| Palma, Mallorca |

Die Gegner des gegenwärtigen Tourismusmodells auf Mallorca machen Ernst: Verstopfte Straßen, unbezahlbare Mieten und in Mitleidenschaft gezogenen Naturräume könnten im Sinne der Bevölkerung nicht länger hingenommen werden, sagte Jaume Garau am Mittwoch im Rahmen der offiziellen Vorstellung des I. Congreso de Turismo de la Sociedad Civil. "Es gibt das weitverbreitete Gefühl, dass uns vieles aus den Händen geglitten ist, dass wir das Rad zurückdrehen müssen", sagte Garau gegenüber dem MM-Schwesterblatt "Ultima Hora". Deswegen das erste Symposium, das kein geringeres Ziel verfolge, als in der Gesellschaft für einen Denkanstoß zu sorgen. Garau ist einer der Initiatoren der für den 26. Juni anberaumten Veranstaltung, bei der "alle Interessierten" willkommen seien. Im Besonderen wünscht er sich aber, dass auch Vertreter der Landesregierung und des Inselrates sowie der einflussreichen Unternehmerverbände aus der Tourismusbranche den Weg in die ehemalige Universitätseinrichtung Luliana (Estudi General Lullià) finden.

Das Symposium, so Garau gegenüber der Zeitung, soll als konstruktiver Weckruf aus dem Inneren der Gesellschaft Mallorcas verstanden werden. Für die kommenden Wochen kündigte der Mitinitiator eine Reihe von Veranstaltungen und Aktivitäten an, mit deren Hilfe bis zum 26. Juni ein Papier verfasst werden soll, das man als Diskussionsgrundlage nutzen wolle. Darin sollen Wege und Möglichkeiten aufgezeigt werden, wie der Tourismus wieder in nachhaltige Bahnen geleitet werden könne, sagte Garau. Gesucht werde somit ein Modell, das auf der Insel sozialen Frieden gewährleiste. In anderen Worten: Den Veranstaltern liegt nichts Geringeres am Herzen, als eine Art Think Tank auf die Beine zu stellen, in dem möglichst viele Vertreter des gesamten gesellschaftlichen Spektrums vertreten sind.

Ein paar konkrete Ideen zum künftigen Tourismusmodell haben die Initiatoren des I. Congreso de Turismo de la Sociedad Civil am Montag bereits vorgestellt. Um die Straßen Mallorcas von sich stauenden Blechlawinen zu befreien, streben Garau und Mitstreiter eine gesetzlich verankerte Deckelung wie auf Formentera vor. Dort gibt der Inselrat seit Jahren vor, wie viele Kraftfahrzeuge zeitweise auf die Insel eingeführt werden dürfen. Auf der südlichsten Nachbarinsel Mallorcas müssen deren Halter überdies eine Art Inselmaut entrichten. Mehr staatlich geförderter Wohnraum, so die Vorstellung Garaus, könnte hingegen über eine Umwandlung von Hotelbetten in Wohnungen erreicht werden. "Wir müssen die Urlauberzahlen zurückfahren."

Für Garaus Mitstreiter David Abril ist der Tourismus nicht bloß ein Wirtschaftszweig. Und schon gar nicht auf einer Insel wie Mallorca. "Er lässt sich von gesellschaftlich relevanten Themen wie Migration und Wohnungsbau nicht trennen." Im Fall Mallorcas habe dieser Wirtschaftszweig eine derart dominante Stellung erreicht, dass die Insel inzwischen weltweit als Negativbeispiel diene, zu welchen Problemen dies führen könne. Nach Meinung von Abril kann es ein Weiter so nicht geben. Gleichwohl ist ihm bewusst, dass ein geregeltes Zurückfahren des Tourismus für die Branche wenig attraktiv sei. "Wir werden aber nicht umhin kommen, mit Hoteliers eine Formel zu finden, überschüssige Hotelbetten vom Markt zu nehmen", glaubt Abril.

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