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Massentourismus

Caló des Moro: Guardia Civil löst "Strandbesetzung" auf

Die Bucht Caló des Moro bei Santanyí wird jeden Sommer von Besuchern förmlich überrannt. Aus Protest dagegen machten sich dort heute mehrere Hundert Inselbewohner breit. Bis die Polizei kam

Die Guardia Civil löste die "Strandbesetzung" gegen 12.30 Uhr, eine halbe Stunde vor dem geplanten Ende auf. Begründung: Es handele sich um eine nicht genehmigte Demonstration. | Ultima Hora

| | Caló des Moro, Mallorca | |

Um 12.30 Uhr war Schluss. Die Guardia Civil hat diesen Sonntagmittag eine Strandbesetzung in der beliebten Bucht Caló des Moro im Süden Mallorcas aufgelöst, an der mehr als 300 Inselbewohner teilgenommen hatten. Auf zwei großen Transparenten stand „Ocupem les nostres platges” (Besetzen wir unsere Strände) und „És ben hora d'aturar”, als „es ist Zeit, einzuhalten”, aber auch „es ist Zeit, zu behalten”. Zweck der Initiative: Am Meer baden und gleichzeitig gegen die Überfüllung der Strände durch Touristen zu protestieren, die den Einheimischen den Zugang zu den Stränden erschwert.

Aufgerufen zu der „Strandaktion” hatte die Bewegung Mallorca Platja Tour. Ab acht Uhr genossen Menschen von der ganzen Insel ein Bad in einer der von Influencern am meisten fotografierten Buchten. Ein Informant verteilte an die Touristen, die sich näherten, Flugblätter, die den Sinn der Aktion erklärten, und die frühe Uhrzeit: „Etwas später wäre es unmöglich gewesen, an den Strand zu gehen, dann hätten wir Schlange stehen müssen.”

Kurz vor 12 Uhr begannen die Urlauber in Scharen nach Es Caló des Moro zu kommen. Kaum hatte eine Gruppe von Badegästen angefanen, „Tourists go home” zu rufen, erschien auch schon Guardia Civil. Zur Entrüstung der Anwesenden identifizierten Uniformierte und Zivilbeamte einige Badegäste, die sich im Wasser befanden. Die Beamten forderten die Anwesenden zudem auf, die Transparente zu entfernen.

Nach dem Aufmarsch der Guardia Civil begannen die Badegäste, sich zu zerstreuen, „Die Polizisten errichteten eine Absperrung, damit die Mallorquiner vom Strand hinaufgingen und die Ausländer hinuntergehen durften. Sie fragten uns Mallorquiner nach unseren Ausweisen und nicht die Touristen”, zitierte die Zeitung „Ultima Hora” einen empörten Teilnehmer der Aktion. Die Beamten ihrerseits interpretierten die Strandbesetzung als nicht genehmigte Demonstration. Sie wiesen zudem darauf hin, dass keine Slogans gerufen werden dürften.

Durch das Eingreifen der Guardia Civil endete der „Protestvormittag” eine halbe Stunde früher als geplant. Die Initiative Mallorca Platja Tour teilte auf Twitter mit: „Wir haben es Caló des Moro wiedererlangt. Es war magisch. Wir rufen dazu auf, jeden einzelnen Strand Mallorcas zu ,zurückzugewinnen’.”

Die Strandbesetzung war nicht die erste Unmutsäußerung über den ausgeuferten Massentourismus. Am 25. Mai waren mehr als 10.000 Menschen in Palma gegen die Überfüllung der Insel und ihre Folgen auf die Straße gegangen. Eine Woche später versammelten sich rund 50 Menschen zu einer Aktion am Strand von Sa Ràpita. Und für den 21. Juli hat eine Plattform namens "Menys turisme, més vida" (Weniger Tourismus, mehr Leben) Großdemonstrationen angekündigt, die zeitgleich auf den vier Baleareninseln stattfinden sollen.

Was die heutige Strandbesetzung betrifft, erklärte eine Gruppe aus Colònia de Sant Jordi ihre Teilnahme so: „Mit dieser Aktion wollen wir deutlich machen, dass auf Mallorca Menschen leben und dass jeder das Recht hat, die Natur zu genießen. Auch wir Einwohner haben das Recht, auf der Insel zu leben. Man darf uns nicht aus unserem Zuhause vertreiben.” Ein anderer Teilnehmer meinte, dass „die Situation hier schon seit langem unhaltbar ist. Wir können uns an bestimmten Orten nicht aufhalten, obwohl wir jedes Recht haben, hier zu sein. Es ist nicht fair, dass Leute der Oberschicht aus Norwegen kommen können und wir ausgeschlossen werden. Es reicht!”.

Auch Margalida Fuster, die Präsidentin der Ortsgruppe des Kulturvereins Obra Cultural Balear (OCB) in Manacor, ließ sich dieses Ereignis nicht entgehen. Sie erklärte: „Ob Sie es glauben oder nicht, ich war noch nie in der Caló gewesen. Gerade weil es so schwierig ist, hatte ich es nicht einmal versucht. Wir wollen einfordern, dass die Buchten auch unsere sind. In Manacor haben wir auch die Cala Varques, die immer sehr voll ist. Ich komme deshalb gar nicht mehr auf die Idee, dorthin zu fahren.”

Die Bucht Caló des Moro und die daneben liegende Cala s’Almunia gehören zur Gemeinde Santanyí. Schon vor Tagen hatte deren Bürgermeisterin Maria Pons, die der konservativen Volkspartei PP angehört, samt den Ortsvorstehern von Cala Llombards, Es Llombards und Cala s’Almunia Alarm geschlagen. Sie teilten mit, dass täglich etwa 4000 Menschen mit etwa 1200 Fahrzeugen in die beiden kleinen Buchten kämen. Diese tummeln sich dann in zwei Buchten, die 30 Meter lang und zehn beziehungsweise 20 Meter breit sind. „Das ist eine echte Invasion”, sagten sie.

Aktionen wie heute von der Mallorca Platja Tour sind auch eine Reaktion auf eine Äußerung Ende Mai von Manuela Cañadas. Die Sprecherin der rechtsextremen Partei Vox im Balearenparlament hatte die aufkommenden Proteste gegen die Überfüllung der Insel so kommentiert: „Ich verstehe die Unzufriedenheit, aber wir Mallorquiner, die direkt oder indirekt vom Tourismus leben, können nicht erwarten, dass wir wie vor Jahren im Juli und August an den Strand gehen können.”

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