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Massifizierung auf Mallorca: Hoteliers und Tourismusgegner ziehen alle an einem Strang

Bürgerdemo auf Mallorca, Manifest der Unternehmer, Task Force der Landesregierung: Wie eine ganze Insel gegen die Kollateralschäden der touristischen Übersättigung derzeit zu Felde zieht

Auch in Sóller sind die Einwohner die vielen Touristen inzwischen leid. | Ultima Hora

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Es wird heiß auf Mallorca. Und das nicht nur im meteorologischen Sinne. Inmitten der Sommerhitze bereitet sich die Insel auf eine Demonstration vor, die eine neue Ära des Tourismus einläuten könnte. Grund: Erstmals ziehen Bürger, Unternehmer und Politiker gemeinsam an einem Strang, um den negativen Auswirkungen des Massentourismus entgegenzuwirken.

So startete die Bürgerinitiative „Menys turisme, més vida” – „Weniger Tourismus, mehr Leben” – am Montag (8.7.) eine Aktionswoche, die mit verschiedenen Veranstaltungen in den Städten und Dörfern der Insel für Aufmerksamkeit sorgt. Von gemeinschaftlichem Plakatekleben in Palma bis zu Workshops in Sineu und Gesprächsrunden in Kulturzentren – die Bevölkerung wird mobilisiert, um auf die bevorstehende Großdemonstration am 21. Juli aufmerksam zu machen.

Am Mittwoch fanden in Sineu Workshops zur Herstellung von großformatigen Plakaten statt, die die Sorgen und Wünsche der Bürger aufzeigen sollen. Eine offene Versammlung in Artà an der Nordküste brachte zahlreiche Stimmen zusammen, die sich gegen die negativen Auswirkungen des Massentourismus aussprachen. Der Höhepunkt dieser Woche wird jedoch der Protestmarsch „Guiri-Marxa” sein, der am Freitag um 17.30 Uhr in Palma startet. Dieser Marsch soll die Vereinnahmung der Insel durch auswärtige Touristen ( „Guiris” in Spanisch, Anm. d. Red. ) anprangern und einen deutlichen Appell an die Politik senden.

Kollektiver Aufschrei

nach Veränderung

Die letzten Monate haben gezeigt, dass der Widerstand gegen den Massentourismus auf den Balearen und in ganz Spanien wächst. Im Mai dieses Jahres zogen rund 10.000 Menschen friedlich durch Palma, um ihren Unmut gegen die Auswüchse des Massentourismus kundzutun. Am vergangenen Wochenende demonstrierten in Barcelona und Girona insgesamt knapp 20.000 Menschen gegen die explodierenden Mieten und Immobilienpreise, die durch den Tourismus verursacht werden.

Unter dem Motto „Canviem el rumb, posem límits al turisme” (Ändern wir den Kurs, setzen wir dem Tourismus Grenzen) hatte die Plattform „Menys Turisme, Més Vida” erneut zu einer Großdemonstration in Palma aufgerufen. Jaume Pujol, Sprecher der Plattform, betont: „Unser Ziel ist es, einen Wendepunkt und einen Schlag auf den Tisch mitten in der Saison zu setzen.” Mehr als 80 Organisationen und soziale Gruppen auf Mallorca unterstützen diesen Protest, um gegen die Überfüllung der Balearen und die damit verbundenen negativen Auswirkungen auf Umwelt, Lebensqualität und lokale Kultur zu kämpfen.

Ruf nach einem neuen Tourismusmodell

Doch es sind nicht nur Bürgerinitiativen, die sich gegen die negativen Folgen des Massentourismus einsetzen. Auch der spanische Tourismusverband Exceltur hat kürzlich ein 80-Punkte-Manifest vorgestellt, das tiefgreifende Veränderungen in der Branche fordert. Gabriel Escarrer, Präsident von Exceltur und Vorstandsvorsitzender von Meliá Hotels International, betonte in seiner Rede die Notwendigkeit eines nachhaltigen und sozial verträglichen Tourismus. „Alles andere schadet dem Image der Destinationen und den Anwohnern. Wir wollen ein anderes Modell, das allen zugutekommt”, erklärte Escarrer.

Das Manifest von Exceltur fordert unter anderem die Beendigung von exzessivem Partytourismus, die Eindämmung des Massentourismus in stark frequentierten Gebieten und die konsequente Bekämpfung illegaler Angebote in den Bereichen privater Touristenunterkünfte und Transport. Es betont die Aufwertung der lokalen Identität und die Stärkung der Nachhaltigkeit durch umweltfreundliche Bauweisen, die Förderung regionaler Produkte und die Verbesserung der Arbeitsbedingungen für Beschäftigte im Tourismus.

Die balearische Landesregierung unter Ministerpräsidentin Marga Prohens hat ebenfalls Maßnahmen ergriffen, um die Probleme des Massentourismus anzugehen. Ende Mai wurde der „Runde Tisch” ins Leben gerufen, um gemeinsam mit Unternehmen und der Bevölkerung Lösungen zu suchen. „Angesichts der Herausforderung, das Tourismusmodell zu verändern, müssen mutige Entscheidungen getroffen werden. Das wollen wir Hand in Hand mit der gesamten balearischen Gesellschaft tun, mit dem größtmöglichen Konsens”, betonte Antoni Costa, Vize-Ministerpräsident und Minister für Wirtschaft und Finanzen.

Der „Runde Tisch” lädt Vertreter der Wirtschaft, der Wissenschaft, der Kultur und der Politik der Inseln sowie Gewerkschaften, Nachbarschaftsverbände und verschiedene Vereinigungen der Gesellschaft ein. In einem ersten Schritt soll eine große Meinungsumfrage die Gemütslage der Inselbewohner messen, die seit Jahren insbesondere über unbezahlbaren Wohnraum, chronisch verstopfte Straßen und rücksichtslose Lärmbelästigung klagen. Gleichzeitig sollen im bevorstehenden Sommer eine Vielzahl von Daten gesammelt und später in Expertenteams ausgewertet werden: die Verkehrsbelastung auf den wichtigsten Straßen, die Besucherzahlen an ausgesuchten Urlaubszielen und die Beobachtung noch zu bestimmender Naturräume.

Es ist nun an den Teilnehmern des Debattenforums, Ideen und Verbesserungsvorschläge zu Papier zu bringen. Ministerpräsidentin Prohens wünscht sich beispielsweise Ideen, wie sich die Balearenwirtschaft künftig diverser aufstellen lasse, weg von der Monokultur Tourismus.

Die Demonstration am 21. Juli dürfte ein entscheidender Moment sein, um den politischen Druck zu erhöhen und internationale Aufmerksamkeit zu erregen. Es ist ein Zeichen dafür, dass die Menschen auf Mallorca bereit sind, für ihre Zukunft zu kämpfen und gemeinsam Lösungen für die Herausforderungen des Massentourismus zu finden. Diese Einheit in Vielfalt könnte der Schlüssel zu einer nachhaltigen und prosperierenden Zukunft für die Balearen sein.

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