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Prozess um Tim V.

Geschworene im Fall des deutschen Autobahn-Toten auf Mallorca beginnen mit Beratungen

Zwei Spanier müssen sich vor Gericht verantworten, weil sie im Oktober 2022 einen deutschen Touristen aus einem fahrenden Auto geworfen haben sollen

Die beiden Angeklagten vor dem Geschworenengericht in Palma. | M.A. Cañellas

| | Mallorca |

Es ist einer der Gerichtsprozesse auf Mallorca, die derzeit die Gemüter in Spanien und Deutschland stark erregen: Im Fall des mutmaßlichen Autobahn-Mordes an dem jungen deutschen Ballermann-Urlauber Tim V. haben die Geschworenen am Dienstag ihre Beratungen unter Ausschluss der Öffentlichkeit aufgenommen. Die sogenannten "Jurados" waren während der gesamten Verhandlung am Obersten Gerichtshof der Balearen anwesend. Der Prozess, der am Donnerstag, 5. Dezember, mit den Anhörungen der Zeugen und Angeklagten nach insgesamt sieben Verhandlungstagen endete, hat viele in Atem gehalten.

Die Hintergründe des Falls

Die tragischen Ereignisse, um die es in diesem Prozess geht, nahmen ihren Anfang in der Nacht vom 8. Oktober 2022 an der Playa de Palma. Laut den Ermittlungen sollen die beiden Angeklagten gegen 22.30 Uhr den 20-jährigen Tim V. auf der Straße aufgegriffen und ihn gegen seinen Willen in ihren Lieferwagen gezwungen haben. Der junge Mann, dessen Blutalkoholkonzentration zu diesem Zeitpunkt bei 2,41 Promille lag, sollte offenbar ausgeraubt werden.

Anschließend, so die Zusammenfassung der Ermittlungen durch die MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora", steuerten die Angeklagten mit dem Opfer die Flughafenautobahn Ma-19 an, wo sie den betrunkenen Urlauber aus dem fahrenden Lieferwagen auf die Fahrbahn warfen. Ein nachfolgendes Fahrzeug überfuhr den jungen Mann, der in der Dunkelheit auf der Straße lag.

Aussagen der Angeklagten

Vor Gericht bestreiten die Angeklagten, eine vorsätzliche Straftat begangen zu haben. Der 36-jährige Fahrer des Lieferwagens, Francisco Jesús J., erklärte, dass die beiden Spanier angehalten hätten, als sie gesehen hätten, dass ein Taxi den jungen Deutschen nicht mitnehmen wollte. Sie hätten ihm daraufhin angeboten, ihn nach Palma zu fahren. "Niemals hatten wir die Absicht, ihn auszurauben, ihm Gewalt anzutun oder ihn auf die Straße zu werfen", sagte der Angeklagte vor Gericht.

Der 44-jährige Beifahrer des Lieferwagens, José David R.S., erklärte: "Der wahre Grund, warum Tim nicht mehr unter uns Lebenden ist, hat sieben Buchstaben: Alkohol."

Zeugenaussagen im Prozess

Ein zentraler Zeuge war der Fahrer eines Fiat 500, der in der besagten Nacht hinter dem Citroën Berlingo fuhr. Dieser Augenzeuge berichtete, dass er gesehen habe, wie der bewusstlose und völlig hilflose Tim V. von zwei Händen aus dem Lieferwagen auf die Straße geschubst wurde. "Er fiel wie ein Sack Kartoffeln", erklärte der Zeuge. Zudem sei das Fahrverhalten des Lieferwagenfahrers auffällig gewesen.

Anklage und Verteidigung

Die Staatsanwaltschaft sowie die Anwältin der Familie des Opfers fordern für jeden der Angeklagten eine Haftstrafe von 25 Jahren wegen Mordes. Die Verteidigung der Angeklagten plädiert hingegen auf Freispruch. Nun liegt es an den Geschworenen, das Urteil in diesem emotional aufgeladenen Fall zu fällen.

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