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"NEBELKERZEN"

Maßnahmenpaket gegen Wohnungsnot: Branchenexperten auf Mallorca äußern sich skeptisch

Erste Reaktionen auf das angekündigte Zwölf-Punkte-Programm ließen nicht lange auf sich warten. Dabei überwiegt Skepsis und die Ansicht, Madrid setzt den Hebel am falschen Ende an.

Nicht nur auf Mallorca ist bezahlbarer Wohnraum knapp, auch in Städten auf dem Festland stöhnen Menschen angesichts hoher Mieten. | UH

| | Palma, Mallorca |

Kaum hatte die spanische Zentralregierung am Montag ein umfangreiches Maßnahmenpaket zur Bekämpfung der Wohnungsnot angekündigt, nahm die Branche dazu Stellung. Immobilienexperten auf Mallorca bewerteten das Madrider Zwölf-Punkte-Programm gegenüber der MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora" überwiegend skeptisch.

Der balearische Immobilienverband ABINI äußerte Zweifel, dass die Kaufbeschränkungen für Nicht-EU-Ausländer und die Übertragung von Immobilien an ein staatliches Wohnungsbauunternehmen für eine spürbare Entspannung auf dem Wohnungsmarkt sorgten.

Der deutsche ABINI-Präsident Hans Lenz verwies darauf, dass beispielsweise US-amerikanische Käufer "nicht einmal ein Prozent des Marktes" ausmachten. Die Überführung von Immobilien in staatliche Hand bezeichnet er als "Nebelkerze". Allerdings schloss Lenz nicht aus, dass die angekündigten Maßnahmen in bestimmten Regionen auf dem Festland durchaus für eine positive Entwicklung auf dem Mietmarkt sorgen könnten.

Die Regierung in Madrid hatte zu Wochenbeginn angekündigt, mehr als 3.300 Wohnungen und fast zwei Millionen Quadratmeter Bauland an eine neu gegründete staatliche Wohnungsbaugesellschaft zu übertragen. Zusätzlich sollen im ersten Halbjahr 2025 rund 30.000 Wohnungen der staatlichen Bad Bank SAREB in das Programm eingebracht werden, davon 13.000 in den nächsten Monaten. Wie viele davon auf die Balearen entfallen, ist noch unklar.

Der Immobilienverband fordert stattdessen von der Zentralregierung schnellere und wirksamere Lösungen für die "sehr ernste Situation" auf dem Wohnungsmarkt. Als einzigen erfolgversprechenden Ansatz sieht Lenz den verstärkten Bau bezahlbarer Wohnungen. Madrid sollte sich darauf konzentrieren, hierfür die rechtlichen Rahmenbedingungen zu schaffen, so der ABINI-Präsident.

Der Immobilienexperte Artieda vom Maklerverband API zeigte sich hingegen vorsichtig optimistisch. Er beurteilte sowohl die geplante Mietpreisdeckelung als auch die Ankündigung, den sozialen Wohnungsbau zu forcieren, als "positiv". Allerdings mahnte auch er zur Zurückhaltung. Man müsse abwarten, wie die Maßnahmen in der Praxis umgesetzt würden und ob diese zu einer tatsächlichen Entspannung führten.

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