Zehn Tage Bauzeit, 8000 Quadratmeter Beton und sieben Verkaufsstellen: Wie jetzt bekannt wurde, haben Händler im Drogen-Ghetto Son Banya auf Mallorca offenbar rund 200.000 Euro in zahlreiche illegale Anbauten investiert – bar bezahlt und ohne jegliche Genehmigung. Die neu errichteten Gebäude waren am Dienstag (8.4.) von Polizei und städtischen Einsatzkräften dem Erdboden gleichgemacht worden. Nun rücken die geheimen Bauarbeiten der kriminellen Clans in den Fokus der Ermittlungen.
Betonzufahrt und Verkaufsbuden auf Schwarzgeld-Basis
Die Polizei geht davon aus, dass die acht führenden Clans von Son Banya die Finanzierung und Organisation des Projekts unter sich aufgeteilt hatten. Namen wie „El Vito“, „El Nano“, „El Pepino“ oder „Los Andújar“ sind den Behörden seit Jahren bekannt – auch als Enkel oder Nachfolger der legendären „La Paca“, einstiger Drogenbossin des Viertels. Sie alle sollen sich am Bau der Installationen beteiligt haben, die eine Fläche von mehr als 8000 Quadratmetern inklusive Kreisverkehr und Zufahrtstraße umfasste. Hinzu kamen rund 370 Quadratmeter in Form von sieben neu errichteten Casetas – kleine Häuschen zum Drogenverkauf.
Bemerkenswert: Die Zahl der neuen Verkaufsstellen lag unter der Zahl der Clans. Ermittler vermuten deshalb, dass sich zwei Familien eine der Verkaufsbuden teilten – möglicherweise handelte es sich um einen besonders einflussreichen Zusammenschluss.
Versteckte Bagger und Betonmischer
Bei den Abrissarbeiten stießen die Einsatzkräfte auf mehrere Hinweise zur Herkunft der Baustrukturen. Zwei Bagger und mehrere Handbetonmischer lagen am Rand der Siedlung versteckt – offenbar waren auch Bewohner Son Banyas selbst an der Errichtung beteiligt. Einige verfügten nach Erkenntnissen der Polizei über handwerkliche Erfahrung im Mauerbau.
Die Ermittlungen konzentrieren sich nun auf die Lieferketten: Wer stellte die Baumaterialien bereit, welche Firmen waren beteiligt? Zwar liegen den Beamten bereits Kennzeichen mehrerer Lastwagen vor, die während der Bauphase beobachtet wurden. Dennoch rechnet man nicht mit ernsthaften Konsequenzen. Die Auftraggeber gelten als zahlungsunfähig, selbst im Falle einer Verurteilung drohen ihnen wohl keine realisierbaren Geldstrafen.
Die Stadt Palma hatte am Dienstag mit schwerem Gerät und unter Polizeischutz die illegale Anbauten im Zentrum Son Banyas beseitigt – ein weiterer Schritt im langjährigen Bemühen, das von Armut und Drogenhandel geprägte Ghetto endgültig aufzulösen.