Es ist ein Urteil mit Symbolkraft – aber mit einem schalen Beigeschmack: Ein 15-fach vorbestrafter Mann, der seine Ex-Partnerin über Jahre terrorisierte, sexuell missbrauchte und ihr mehrfach androhte, sie wie andere Femizid-Opfer auf Mallorca abzustechen, darf sich nun eine neue Gegend zum Wohnen suchen. Zwei Jahre und acht Monate Haft plus 15 Jahre Mallorca-Verbot. So lautet der Deal, auf den sich Gericht, Staatsanwaltschaft und Verteidigung verständigt haben. Kein Prozess, kein öffentlicher Aufschrei – stattdessen ein stiller Kompromiss im Gerichtssaal.
„Du wirst der Zweite in Conforama sein“, drohte der Mann seiner Ex. Damit spielte er auf den brutalen Mord an Sacramento Roca an, die 2018 in einem Möbelgeschäft in Palma von ihrem Ex erstochen wurde. Eine von mehreren Referenzen, die der Angeklagte zu anderen realen Mordfällen zog – als wäre sie ein Synonym für seine Drohkulissen. Die Polizei stufte die Situation des Opfers als „extremes Risiko“ ein. Und die Justiz? Sie verbannte den Mann einfach von der Insel. Problem gelöst?
Psychoterror mit System
Der Fall liest sich wie das Dossier eines geistesgestörten, unberechenbaren und gewalttätigen Serienstalkers: Sie hatten eine gemeinsame Tochter, doch schon 2019 wurde der Mann erstmals verurteilt – wegen Bedrohung. Es folgten weitere Verurteilungen, Verstöße gegen Kontaktverbote, psychischer Missbrauch. Er suchte ihre Wohnung auf, bombardierte sie mit Nachrichten über Facebook, Instagram, neue Handynummern. „Du bist eine Hure, du fi...t jeden“, schrieb er. Als sie ihn blockierte, drohte er über die Kinder. Selbst ihre Eltern und ältere Kinder aus früheren Beziehungen standen plötzlich auf seiner Abschussliste.
In ihrer Anzeige schilderte die Frau nicht nur Morddrohungen, sondern auch sexuelle Gewalt – mehrmals, in Anwesenheit der Kinder. Der Mann habe ihre Möbel zerstört, sei einfach in ihre Wohnung gekommen. Es ist ein Protokoll der Gewalt, das in jedem anderen Land vermutlich Schlagzeilen gemacht hätte. In Spanien reicht es für einen Deal mit der Justiz. Motto: Hauptsache, der Typ verlässt die Insel.
500 Meter Abstand und kein Sorgerecht
Immerhin: Für die nächsten 15 Jahre darf der Mann nicht mehr Mallorca betreten, muss einen Mindestabstand von 500 Metern zum Opfer einhalten und verliert das Sorgerecht für die gemeinsame Tochter. Ob ihn das beeindruckt? Kaum. Während der gesamten Ermittlungen schwieg der Angeklagte eisern, zeigte keine Reue, keine Einsicht. Vielleicht rechnete er schon mit einer milden Lösung. Vielleicht wusste er, dass Mallorca zwar Touristen abschreckt, aber Gewalttäter offenbar nur ins nächste Flugzeug setzt.
Justiz, Polizei und Gesellschaft ringen mit einer Femizid-Welle, wie sie Spanien in dieser Dichte lange nicht erlebt hat. Und während Mahnwachen abgehalten und Gesetze verschärft werden, bleibt bei Fällen wie diesem ein fahler Nachgeschmack: Reicht es, gefährliche Männer einfach wegzuschicken? Oder verschiebt man das Problem damit nur auf die nächste Region, die nächste Frau, die nächste Katastrophe?
Denn so viel ist sicher: Wer Morddrohungen mit dem Namen eines Möbelhauses verbindet, hat mehr als nur schlechte Manieren – er hat ein System. Und das verlässt Mallorca jetzt. Nicht aus Reue. Sondern weil das Gericht keine andere Idee hatte.