Der Ort Llucmajor im Süden Mallorcas kennt viele Düfte – den von frisch gebackenen Ensaimadas etwa oder von Mandelblüten im Frühjahr. Doch was Anwohner seit Jahren die Luft abschnürt, ist weniger poetisch: Aus einer nahegelegenen Geflügelfarm weht der Gestank von Fäkalien, toten Tieren und verwesendem Futter über die Felder. Seit mehr als fünf Jahren, so berichten Anwohner, sei die Belastung kaum noch erträglich. Doch erst in dieser Woche ist der Skandal wirklich öffentlich geworden – mit Bildern, die kaum zu ertragen sind: blutige, verdreckte Käfige, verwesende Kadaver, Tiere mit offenen Wunden. Veröffentlicht hat sie der Verein Satya Animal, der seither die Schließung der Farm fordert. Und er steht damit nicht allein.
Rund hundert Menschen versammelten sich am Samstag auf dem Rathausplatz von Llucmajor. Sie hielten Schilder mit Aufschriften wie „Schließt diesen Horrorstall!“ in die Luft, zeigten Handyfotos von verendeten Vögeln – und sammelten weiter Unterschriften für ihre Petition. Mehr als 4000 Menschen haben bislang unterzeichnet. Die Empörung richtet sich nicht nur gegen die Betreiber der Farm, sondern auch gegen die Behörden, die trotz der dokumentierten Missstände bislang nur eine – wie es heißt – „lächerlich geringe“ Geldstrafe verhängt haben. Marina Sánchez, Präsidentin von Satya Animal, verlas ein Manifest und forderte eine unabhängige Untersuchung: „Hier geht es nicht nur um Tierleid, sondern auch um die öffentliche Gesundheit. Das kann niemand ernsthaft ignorieren.“
Ein Symbol politischer Gleichgültigkeit
Die Geflügelfarm ist längst zum Symbol geworden – für eine Verwaltung, die bei Umwelt- und Tierschutz offenbar gerne wegschaut. „Wir wollen eine klare Antwort. Man kann nicht weiter so tun, als sei nichts“, sagte Nati García, Sprecherin der Anwohner. Ihre Kritik zielt auch auf das Rathaus, das sich bislang auffällig zurückhält. Der Protest richtet sich aber ebenso gegen die balearische Landesregierung, die zuständig für die Kontrolle der landwirtschaftlichen Betriebe ist. Warum etwa wurden keine früheren Maßnahmen eingeleitet, obwohl Beschwerden seit Jahren vorlagen? Und warum fällt die nun verhängte Strafe so gering aus, dass sie wie eine Einladung zum Weitermachen wirkt?
Die Demonstranten sprechen aus, was viele denken: Wer Tiere auf so grausame Weise hält, sollte nicht mit einem milden Bußgeld davonkommen, sondern mit rechtlichen Konsequenzen rechnen – und mit der Stilllegung seines Betriebs. Derzeit wirkt es, als würde man lieber Gras über verwesende Kadaver wachsen lassen, als sich dem Problem ernsthaft zu stellen. Dabei geht es nicht nur um Moral, sondern auch um rechtliche Verpflichtungen. Hygienevorschriften und Tierschutzgesetze existieren nicht zum Spaß – und sie sollten für alle gelten.