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WOHNRAUMKRISE

Schlafplatz im Zelt für 1.800 Euro im Monat – die Zukunft Mallorcas?

Bürgerrechtler machten am Dienstag im Herzen der Inselhauptstadt mit einer symbolischen Aktion auf die dramatische Lage am Wohnungsmarkt aufmerksam. Und warben ganz nebenbei für ihren zweiten Kongress.

Die Zukunft Mallorcas? Ein Zeltplatz für Menschen ohne Yacht und Villa | Foto: Europa Press

| | Palma, Mallorca |

Ein Schlafplatz im Zelt auf der Plaza Mayor für stolze 1.800 Euro im Monat: So sehen Kritiker des derzeitigen Tourismusmodells die Zukunft auf Mallorca. Die Bürgerbewegung Fòrum de la Societat Civil warnte am Dienstag mit einer aufsehenerregenden Aktion im Zentrum Palmas vor den "dramatischen Folgen" der Wohnungskrise. Gleichzeitig warb sie für ihren zweiten Jahreskongress, der am 20. Juni stattfinden soll.

Während sich der erste Kongress im vergangenen Jahr mit den Auswirkungen des Massentourismus und der Gentrifizierung beschäftigte, steht diesmal der Zugang zu Wohnraum im Mittelpunkt – zwei Phänomene, die nach Ansicht der Aktivisten eng miteinander verknüpft sind.

„Fehlender bezahlbarer Wohnraum ist nicht bloß ein Problem unter vielen anderen: Es ist das gravierende Problem, das eine große Anzahl von Menschen betrifft", sagt David Abril, Vorsitzender des Fòrums, gegenüber der MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora". Zum Beweis hat Abril "alarmierende Zahlen" parat. In den vergangenen zehn Jahren seien die Immobilienpreise um 75 Prozent gestiegen, während die Kaufkraft der Menschen bei weitem nicht in gleichem Maße gewachsen sei.

Besonders drastisch zeige sich die Schieflage bei den Einkommen. Das durchschnittliche Jahresgehalt auf den Balearen betrage 23.000 Euro, bei Frauen sogar nur 20.000 Euro. Die Hälfte der Bevölkerung müsse jedoch mit weniger als 18.000 Euro auskommen, 35 Prozent sogar mit unter 15.000 Euro jährlich. "Gleichzeitig werden neue Wohnungen ab 400.000 Euro aufwärts verkauft", sagt Abril.

Kaum verwunderlich also, dass es mit diesen Einkommen für die allermeisten unmöglich sei, auch nur an eine Sozialwohnung der Regionalregierung zu kommen. Diese, so der Aktivist für Bürgerrechte, kosteten beim Kauf 340.000 Euro oder 1.200 Euro Miete im Monat. „Das sind keine bezahlbaren Wohnungen."

Josep Benedicto, der Präsident des Fòrums, will Schlimmeres verhindern. „Die Zukunft der Stadt kann nicht dieses Zelt sein", sagt er und bedeutet mit der Hand auf ein bordeauxrotes Stück Kunststoff aus dem Baumarkt neben sich. "Wir haben Menschen mit Arbeit, denen es unmöglich ist, Zugang zu würdigem Wohnraum zu einem erschwinglichen Preis zu bekommen." Wohnen sei ein Recht und keine Handelsware.

Auf dem anstehenden Kongress sollen deshalb konkrete Lösungen erarbeitet werden. An Vorschlägen und Ideen mangelt es offenbar nicht. "Etwa 125 Anregungen von Experten und Bürgern sind bereits eingegangen", so Benedicto. Alle hätten sich dasselbe Ziel gesetzt: bezahlbaren Wohnraum schaffen, ohne dabei weiteres Territorium zu zerstören. Und 140 Teilnehmer hätten bereits ihre Teilnahme an dem Kongress zugesagt.

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