Es ist ein bizarrer Fund, der die Beamten der Guardia Civil im April auf einer Finca in Ariany auf Mallorca erwartet: 19 Wildkatzen verschiedener Arten hocken in provisorischen Gehegen, darunter ein Karakal mit seinen charakteristischen Pinselohren, zwei elegante Servale und 16 Hybride – Kreuzungen zwischen Wildkatzen und gewöhnlichen Hauskatzen. Die Operation Kotach offenbart das ganze Ausmaß eines florierenden Schwarzmarkts, der Mallorcas Fauna bedroht.
Der illegale Wildtierhandel macht laut Recherchen der MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora" um die Balearen keinen Bogen. Mit kuriosen Folgen: Nasenbären streifen mittlerweile durch die Serra de Tramuntana, als gehörten sie schon immer dorthin. Waschbären haben sich in der freien Wildbahn etabliert und vermehren sich ungehindert. Was harmlos und im kleinen Stil begonnen habe, so die Zeitung, entwickle sich zur "ökologischen Zeitbombe für das empfindliche insulare Ökosystem".
"Auf den Balearen gelangen die meisten beschlagnahmten Tiere per Schiff auf die Inseln", sagt Ventura von der Naturschutzseinheit SEPRONA der Guardia Civil. Das zumindest ist wenig erstaunlich. Die Abnehmer seien meist Privatpersonen, die sich einen exotischen Hausgenossen wünschten, aber auch Unternehmen mit kommerziellen Absichten. Das Problem: "In der Mehrzahl der Fälle haben die Besitzer keine entsprechenden Papiere oder legen gefälschte Dokumente vor."
Am häufigsten beschlagnahmen Venturas Kollegen bunte Papageien und Aras sowie kleine Primaten wie Seidenäffchen. Spektakuläre Fälle wie jener der Gitano-Matriarchin La Paca aus Palmas Drogenviertel Son Banya, die 2009 wegen der illegalen Haltung eines Pavians und eines Berberaffen zur Zahlung von 22.000 Euro Strafe verdonnert wurde, sorgen nur in Ausnahmefällen für Schlagzeilen.
Dabei reguliert das internationale Washingtoner Artenschutzübereinkommen CITES seit 1975 den Handel mit mehr als 6.600 Tier- und 34.300 Pflanzenarten streng. Ausfuhr- und Einfuhrgenehmigungen sind zwingend vorgeschrieben. "Das Zuverlässigste für jeden, der ein exotisches Tier halten möchte, ist die vorherige Beratung durch die zuständige Verwaltung", rät Ventura.
Während vor zwei Jahrzehnten noch Löwen auf mallorquinischen Fincas gehalten wurden, hat sich der Trend zu kleineren Arten verschoben. Seit der eine oder andere Zirkus seine Raubtiernummern ersatzlos gestrichen habe, seien Großkatzen seltener geworden, berichtet der SEPRONA-Beamte. Doch wohin mit den beschlagnahmten Tieren? Diese werden "nach Möglichkeit in ihre natürliche Umgebung" zurückgebracht oder fristen in Auffangstationen ein eher trostloses Dasein – wie die 19 Wildkatzen aus Ariany.