Die Guardia Civil hat im Rahmen einer groß angelegten Operation gegen den illegalen Handel mit bedrohten Schildkröten zwei Deutsche in Llucmajor festgenommen, gegen zwei weitere wird ermittelt. Des Weiteren sollen zwei Spanier am Tierschmuggel beteiligt gewesen sein. Die Polizei spricht von einem der größten Händlerringe auf internationaler Ebene. Einer der festgenommenen Deutschen bestritt die Vorwürfe im Gespräch mit der MM-Redaktion energisch.
Bei der Polizeiaktion wurden mehr als 1100 Schildkröten und 750 Eier sichergestellt. Der Großteil der zu insgesamt 62 verschiedenen Arten gehörenden Tiere ist durch das CITES-Abkommen geschützt. Unter den konfiszierten Tieren sollen sich 14 der 50 am stärksten bedrohten Schildkrötenarten der Welt befinden, darunter auch eine Strahlenschildkröte aus Madagaskar, die Verkaufspreise von bis zu 60.000 Euro erzielen. Nach Polizeiangaben stammen die Tiere aus Südostasien, Mexiko, den USA und Kanada und sollen mit falschen Namen und Dokumenten versehen worden sein.
Marcel W., einer der des illegalen Tierhandels beschuldigten Deutschen, erklärte, dass sämtliche Schildkröten über gültige CITES-Papiere verfügten. Diese Papiere sind für den Handel mit geschützten Tierarten nötig. Es handelt sich um eine Art Personalausweis, der alle wichtigen Daten des betreffenden Tieres enthält und gleichzeitig als Kontrolle für den Im- und Export geschützter Tiere dient. "Wenn diese Papiere für erwachsene Tiere vorhanden sind, ist automatisch auch ihr Nachwuchs legal", erklärte W. Er habe der Polizei die entsprechenden Dokumentenordner zur Verfügung gestellt. "Die Polizei hat sich dafür nicht interessiert", sagt er. Der Hobby-Schildkrötenzüchter saß eigenen Angaben zufolge zwei Wochen in Haft, zurzeit befindet er sich vorläufig auf freiem Fuß. Wann der Fall vor Gericht kommt, ist noch unbekannt.
In einer Pressemitteilung der Polizei heißt es, dass sie im Februar vergangenen Jahres auf die Spur des illegalen Tierhandels gekommen sei, als Flughafenbeamte auf den Versand der geschützten Coahuila-Schildköte aufmerksam wurden. Die Guardia Civil konnte schließlich die Absender der Pakete auf einer von zwei Deutschen bewohnten Finca in Llucmajor ausfindig machen.
Dort entdeckten sie auch ein riesiges Zuchtgehege für Land- und Wasserschildkröten. Die beiden zeitweise inhaftierten Deutschen arbeiteten den Angaben zufolge eng mit einem Handel für exotische Tiere in Barcelona zusammen.
Die Operation fand in Zusammenarbeit mit Behörden in Deutschland, Frankreich, Österreich statt.