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POLEMIK

Mallorca-Politiker setzt Katalanisch-Förderung mit Prostitution und Drogen gleich

Weil seiner Partei die 300.000 Euro an Subventionen ein Dorn im Auge sind, Sorgt Vox-Sprecher Gili mit einem gewagten Vergleich für Aufsehen.

Gefällt sich in der Rolle des Enfant Terrible: Vox-Sprecher Antonio Gili (Mitte) im Inselrat von Mallorca | Foto: M.À. Cañellas

| | Palma, Mallorca |

Wenn es um ihr politisches Steckenpferd auf den Balearen, der Sprachpolitik, geht, nimmt die Rechtsaußenpartei Vox nur selten ein Blatt vor den Mund. Mit drastischen Worten hat deren Sprecher im Inselrat von Mallorca, Antonio Gili, jetzt Subventionen für Vereine und Organisationen angegriffen, die sich für den Erhalt beziehungsweise die Verbreitung der katalanischen Sprache einsetzen. Es sei genauso unmoralisch, öffentliche Gelder für die Förderung des Katalanischen auszugeben wie für "Prostituierte und Kokain", sagte Gili am Donnerstag während einer Ratssitzung.

Anlass für den zumindest gewagten Vergleich waren 300.000 Euro an Fördermitteln, die neun Vereine zur Stärkung der katalanischen Sprache erhalten sollen. Zu den Empfängern gehörten unter anderem die Sprachhüter der OCB (Obra Cultural Balear) sowie Joves de Mallorca per la Llengua, meldete die MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora". Die regierende Volkspartei PP hatte zuvor den Subventionen zugestimmt, was Gili scharf kritisierte.

Der Vox-Politiker bezeichnete die Förderungen als "trojanisches Pferd", das nur dazu diene, das "Standard-Katalanisch aus Barcelona" durchzusetzen. Die unterstützten Organisationen seien "Parasiten", die das Katalanische auf Kosten des traditionellen Mallorquinischen durchsetzen wollten. Gili sprach von einer "Schande" und warf den Empfängern vor, "Spanien zerstören" zu wollen.

Die PP-Sprecherin Núria Riera verteidigte die Entscheidung und verwies darauf, dass beide Amtssprachen der Balearen respektiert werden müssten. Sie reagierte scharf auf Gilis Vergleich: "Wenn Sie Prostitution brauchen, um diese Hilfen abzulehnen, sollten Sie dort vielleicht mal genauer hinsehen."

Joan Ferrer von der sozialdemokratischen PSIB, einer gewichtigen Verfechterin der katalanischen Sprache auf den Inseln, kritisierte das Vorgehen der Inselregierung und warf der PP-Mehrheit "Schwäche" und "Grobheit" vor.

Die einzelnen Fördermittel bewegen sich zwischen 10.000 und 60.000 Euro und gehen an Medien-, Kultur- und Bildungsorganisationen, die sich für die katalanische Sprache einsetzen. Seit Jahren tobt auf Mallorca und den Nachbarinseln ein Streit darüber, wie viel Raum dem Katalanischen im öffentlichen Leben eingeräumt werden solle, ohne den Befürwortern des Spanischen zu sehr auf die Füße zu treten.

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