Die Eltern der mallorquinischen Trapez-Akrobatin Marina Barceló sind am Unfallort in Bautzen eingetroffen. Gemeinsam mit ihrem 29-jährigen Sohn reisten Maite Cerdà und Gabriel Barceló nach Sachsen, wo ihre 26-jährige Tochter am vergangenen Samstag während einer Vorstellung im Zirkus Paul Busch tödlich verunglückt war. Auf dem sandigen Boden der Manege fanden sie ein Blumengebinde vor. "Wir haben noch nicht verarbeitet, dass unsere jüngste Tochter nicht mehr unter uns ist", sagen die Eltern gegenüber der MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora".
Ihre Tochter war am Samstagnachmittag vor etwa hundert Zuschauern aus rund fünf Metern Höhe kopfüber auf den Boden gestürzt. Nach Angaben einer Augenzeugin ereignete sich das Unglück während einer gewagten Trapez-Nummer. Keiner ihrer Kollegen soll sich zu diesem Zeitpunkt unter den Zuschauern befunden haben. Wiederbelebungssversuche von rasch herbeigeeilten Rettungskräften blieben erfolglos. Es handelt sich um den ersten tödlichen Unfall bei einer Zirkusvorstellung in Deutschland seit 40 Jahren.
Barcelós Eltern können ihr Unglück bis heute nicht fassen. "Marina liebte den authentischen Zirkus", erinnert sich die Mutter. "Ihr Ziel war es, in einem italienischen Zirkus mit mehr Renommee unterzukommen." Die Auftritte beim traditionsreichen Zirkus Paul Busch sollte nur eine Zwischenstation auf dem Weg nach oben sein. Ihre Tochter sei nicht fest angestellt gewesen, sondern habe eine Gage pro Auftritt erhalten, so die Mutter. "Ihr ganzes Geld investierte Marina in ihre Ausrüstung."
Barceló hatte eine Ausbildung an der Escuela Superior de Arte Dramático de las Islas Baleares in Palma de Mallorca absolviert, an die sie ein Erasmus-Semester in den Niederlanden dranhängte. Ihre Zirkusausbildung erhielt sie beim Circo Stromboli, bevor sie 2018 professionell beim Circo Raluy in Barcelona begann. Die junge Akrobatin, die sich zuletzt selbst Deutsch beigebracht hatte und ihre Bühnenkostüme selbst nähte, lebte in einem Wohnwagen und tourte mit dem Zirkus durch Europa.
Über die Berichterstattung in der Presse und den sozialen Medien zum Tod ihrer Tochter äußerte sich die Familie "Ultima Hora" gegenüber kritisch. "Da waren viel sensationsheischende Meldungen darunter", sagte die Mutter. Nie hätte die Familie damit gerechnet, so viel an öffentlicher Aufmerksamkeit in Deutschland, Spanien und den Niederlanden zu erhalten.
Der Circo Stromboli plant eine Gedenkfeier, in deren Rahmen die Eltern die hinterlassene Ausrüstung ihrer Tochter zu übergeben gedenken. "In diesem Zirkus unternahm Martina ihre ersten professionellen Schritte als Akrobatin", so die Mutter der Verstorbenen.