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HUMANGEOGRAFIE

Es ist nicht Santa Catalina: Wo die Reichen der Inselhauptstadt Palma de Mallorca leben

Nach Expertenmeinung gibt es zwei Palma de Mallorca – eines, in dem die Wohlhabenden leben, und ein anderes, wo jeder Cent umgedreht werden muss. Wer wo wohnt, darüber gibt eine Statistik der Finanzbehörden Aufschluss.

Stattliche Fassaden und schattenspendende Bäume: Das Topverdiener-Viertel Sant Jaume in Palma | Foto: D. Frau

| | Palma, Mallorca |

Sag' mir wo du wohnst, und ich sage dir, was du verdienst. Dass es im Grunde genommen zwei Palma de Mallorca gibt, zeigt ein Blick auf die aktuelle Statistik des spanischen Finanzamts. Die Zahlen zum verfügbaren Durchschnittseinkommen lassen ein deutliches Wohlstandsgefälle zwischen den einzelnen Stadtvierteln der Inselhauptstadt hervortreten.

Entgegen weitläufiger Meinung leben die Großverdiener Mallorcas nicht in begehrten Viertel wie Portitxol, Santa Catalina oder rund um den Passeig del Born. Vielmehr zieht es die Spitzenverdiener ins Sant-Jaume-Viertel, das sich zwischen der Flaniermeile La Rambla und dem Torrent de sa Riera erstreckt. Nach den Finanzbehörden verfügt dort jeder Haushalt über durchschnittlich 69.523 Euro jährlich zum Ausgeben.

Platz zwei geht an das jahrhundertealte Viertel Montision östlich der Kathedrale La Seu. Wo sich herausgeputzte Stadtpaläste an enge Gassen schmiegen erfreuen sich deren Bewohner über ein Netto-Durchschnittseinkommen in Höhe von 56.468 Euro. Die Zahlen beziehen sich laut MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora" auf das Steuerjahr 2023. Das Nett-Durchschnittseinkommen lag in diesem Jahr in Spanien bei 25.235 Euro.

Die Statistik zeigt eine deutlich sichtbare wirtschaftliche Schere innerhalb Palmas. So weist der Spitzenreiter Sant Jaume ein fast dreimal höheres Durchschnittseinkommen auf als das bei Urlaubern beliebte Viertel El Arenal. Deren Bewohner müssen jährlich 25.607 Euro über die Runden kommen.

Nach Ansicht von Pere Salvà, emeritierter Professor für Human-Geographie der UIB (Universität der Balearen), genießt El Arenal allerdings eine Sonderstellung. Neben durchaus wohlhabenden Villenbesitzern ließen sich in dem vom Pauschaltourismus geprägten Stadtteil auch zahlreiche Geringverdiener nieder. Dadurch werde das Durchschnittseinkommen in verzerrendem Maße gesenkt.

Ebenfalls am unteren Ende der Skala des Rankings finden sich Stadtteile wie Son Canals (25.925Euro), Son Cladera (27.109 Euro) und Pere Garau (29.111 Euro). Am oberen Ende der Tabelle, hinter Sant Jaume und Montision, rangieren unter anderem Son Dureta (47.928 Euro) und Cala Major-El Terreno (45.097 Euro).

"Palma ist eine geteilte Stadt", schlussfolgert Jesús M. González Pérez, Geographieprofessor der UIB. Während Geldprobleme im Südwesten weitgehend unbekannt seien, falle das Einkommensniveau nach Osten hin deutlich ab, so seine Analyse. Dies sei ein Prozess, der sich über viele Generationen hinweg schleichend vollzogen habe.

Die niedrigeren Einkommen im Osten gehen laut González Pérez auf die Arbeiterschaft zurück, die in den 1960er Jahren in der Hoffnung auf ein besseres Leben vom Festland zugezogen seien. Im Gegensatz dazu stehe ein "stark gentrifiziertes Sant Jaume", das sich unter dem Zuzug von wohlhabenden Neubürgern, darunter viele Mallorca-Deutsche, zu einem "elitären Viertel" entwickelt habe.

Auch der Wissenschaftler Salvà sieht ein nach Einkommen gespaltenes Palma: "Es gibt zwei Palmas – ein reiches und ein armes." Im Sant Jaume-Viertel reiche ein kurzer Spaziergang, um den Duft des Geldes zu spüren. Ähnlich verhalte es sich in den Vierteln im Osten der Stadt, wenn auch unter umgekehrten Vorzeichen. Dort sei vielerorts sichtbar, dass deren Bewohner an Geldmangel litten.

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