Es war ein Abschied ins Ungewisse. Im Dezember 2021 rief Larrick Ebanks eine Freundin an, um ihr mitzuteilen, dass die Ärzte ihn gleich in ein künstliches Koma versetzen würden. Wann er wieder aufwachen würde, wusste niemand. Der 58-jährige britische Musiker, der auf den Balearen lebt, war mit einer schweren beidseitigen Lungenentzündung nach einer Corona-Infektion ins Krankenhaus Son Espases in Palma eingeliefert worden. Sein Zustand war kritisch, oder vielmehr: sehr kritisch.
Die Ärzte schlossen ihn an eine ECMO-Maschine an – ein Gerät, das sein Blut außerhalb des Körpers mit Sauerstoff anreicherte und seinen vom Virus gebeutelten Lungen Zeit zur Erholung gab. 82 Tage blieb Ebanks bewusstlos an der Apparatur. Fast drei Monate. Kein Patient auf den Balearen war jemals länger an ein solches Gerät angeschlossen.
Am Montag nun kehrte Ebanks in die Klinik zurück – diesmal als Spender. Er übergab dem medizinischen Team eine neue ECMO-Maschine im Wert von 78.650 Euro, die er durch eine monatelange Spendenkampagne finanziert hatte. "Als ich aus dem Koma erwachte und all die Menschen um mich herum sah und die enormen Anstrengungen, die sie unternommen hatten, um mir zu helfen, wurde mir klar, dass ich etwas mit meinem Leben anfangen musste, um anderen zu helfen", sagte Ebanks bei der Übergabe, umringt von Pflegepersonal, Angehörigen und Freunden.
Die Ärztin María Teresa Millán, die den Patienten damals betreute, zeigte sich bewegt von der Geste. ECMO-Geräte – die Abkürzung steht für extrakorporale Membranoxygenierung – kämen in "kritischen Situationen" zum Einsatz, wenn Herz oder Lunge versagten. "Es handelt sich um eine Therapie, die für Patienten mit schweren Lungenentzündungen oder Herzinsuffizienz entscheidend sein kann", erklärte der Intensivmediziner José Raúl Arévalo. Die Apparatur könne auch bei Kindern angewendet und zu besonders schweren Fällen transportiert werden. Allerdings sei ihre Handhabung komplex und erfordere spezialisiertes Personal. Sie komme nur zum Einsatz, "wenn alle konventionellen Maßnahmen versagt haben".
Seit einem Monat ergänzt das gespendete Gerät die vier bereits vorhandenen ECMO-Maschinen auf der Intensivstation. Einen Großteil der Summe steuerte die Stiftung JoyRon bei, die benachteiligten Kindern auf den Balearen hilft und die Gelder aus zahlreichen Benefizveranstaltungen kanalisierte, die Ebanks in den vergangenen Monaten organisiert hatte. Die Stiftung des Gesundheitsforschungsinstituts der Inseln (Idisba) wickelte die Spende administrativ ab. Denn: Zuwendungen dieser Art an öffentliche Krankenhäuser sind ungewöhnlich.
Geheilt ist Ebanks nicht. Seine rechte Lunge sei gelähmt, "als hätte ich eine kleine Blase darin", schilderte er. Auch die linke Lunge bereite ihm Probleme. Die Ärzte hätten ihm gesagt, dass sich sein Zustand wahrscheinlich nicht mehr bessern werde. Dennoch trete der Sänger weiterhin auf und fühle sich "glücklich, dass sein Leben weitergehen" könne.
Von der neuen Maschine werden künftig auch Kinder profitieren wie der dreieinhalbjährige Tadeo Konnings, der mit einem seltenen Herzfehler geboren wurde. Bereits in der zwölften Schwangerschaftswoche diagnostizierten Ärzte den Defekt. Die Familie musste nach Barcelona ins Krankenhaus Sant Joan de Déu übersiedeln, damit das Kind gleich nach der Geburt behandelt werden konnte. "Nach einer Komplikation bei der Operation hing er neun Tage am ECMO-Gerät", erzählte sein Vater Freddy Konnings.
Er kannte Ebanks aus dem Fitnessstudio und teilte die Geschichte seines Sohnes mit ihm. Gemeinsam beteiligten sie sich an den Spendenaktionen. "Ich fand es seltsam, dass es auf den Balearen nur vier ECMO-Maschinen gab, während Tadeo in Barcelona zwei in seinem Zimmer hatte", sagte Konnings. Allein die Geschichte seines Sohnes habe viel dazu beigetragen, die Menschen für das Thema zu sensibilisieren.
Mit der fünften Maschine verfügt das Krankenhaus Son Espases nun über erweiterte Kapazitäten für Patienten in lebensbedrohlichen Situationen. Gänzlich verschwunden ist Corona bekanntlich nicht, in den Köpfen der Menschen ist das Virus allerdings nicht mehr präsent. "Ich glaube, wir sind auf dieser Welt, um einander zu helfen", sagte Ebanks.