Die Ermittlungen im groß angelegten Lebensmittelskandal um verdorbene Meeresfrüchte auf Mallorca bringen immer brisantere Details ans Licht. Wie nun bekannt wurde, ließen die von der Guardia Civil und den Inspektoren der balearischen Gesundheitsbehörde ausgewerteten Etiketten keinen Zweifel daran, wie lange die Ware bereits überlagert war: Auf zahlreichen Verpackungen fanden sich Produktionsdaten aus dem Jahr 2018 und Mindesthaltbarkeitsdaten bis Ende 2019.
Die Kontrolleure entdeckten die insgesamt zwanzig Tonnen Fisch und Meeresfrüchte, die teils seit über sechs Jahren abgelaufen waren, in einer Lagerhalle eines Lebensmittelvertriebs. Dort stießen sie auf mehrere Paletten, die bereits für die Auslieferung vorbereitet waren. Nach Informationen der MM-Schwesterzeitung Ultima Hora sollten die Kisten an zahlreiche Hotels und Restaurants der Insel gehen – der betroffene Großhändler belieferte vor allem den Gastronomiesektor Mallorcas.
Teile der Produkte mehrfach aufgetaut
Bei der Inspektion stellte sich zudem heraus, dass ein Teil der Produkte mehrfach eingefroren und wieder aufgetaut worden war. Durch die gebrochene Kühlkette hatten sich die Waren zu einer potenziellen Quelle gefährlicher Bakterien entwickelt – ein Risiko, das schwere Lebensmittelvergiftungen hätte auslösen können. Besonders heikel: Neben rohen Erzeugnissen fanden die Beamten auch bereits gekochte Waren, deren Haltbarkeit noch schneller abläuft und deren mikrobiologisches Risiko entsprechend höher ist.
Fachleute weisen darauf hin, dass gefrorene Meeresprodukte nur begrenzt haltbar sind: Blau- und Weißfische sollten je nach Art binnen drei bis sechs Monaten verzehrt werden, Meeresfrüchte innerhalb eines Jahres. Die vorgefundenen Produkte überschritten diese Richtwerte um ein Vielfaches.
Die Guardia Civil betont, dass keines der verunreinigten Lebensmittel in Umlauf gelangt ist. Der rechtzeitige Zugriff im April habe verhindert, dass die Ware in den Restaurants der Insel auf den Tellern gelandet wäre. Die Balearen-Regierung hatte bereits eine Strafe von 90.000 Euro gegen das Unternehmen verhängt.