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Regierungsbeschluss in Madrid: Künftiges Munitionslager am Mallorca-Airport offiziell extrem wichtig

Der Neubau der Anlage an Palmas Airport sorgt für politischen Streit und Unruhe in Anwohnergemeinden

An diesem Ort auf dem Flughafen von Palma soll das geplante Munitionsdepot entstehen | Foto: T. MONTES

| Mallorca |

Der spanische Ministerrat hat das Munitionsdepot und den Luftwaffenstützpunkt Son Sant Joan von Palma de Mallorca offiziell zu einem Gebiet von nationalem Verteidigungsinteresse erklärt. Die Entscheidung vom 2. Dezember fällt rund sechs Wochen nach Bekanntwerden der Pläne für ein neues Waffenlager, das nur wenige Hundert Meter von Wohnhäusern und weniger als einen Kilometer vom Zentrum des Palma-Stadtteils Sa Casa Blanca entstehen soll.

Mehr Kontrolle durch Madrid

Mit dem neuen Status unterliegt jede Änderung, Planung oder Verwaltungsmaßnahme auf dem Gelände künftig der Zustimmung des Verteidigungsministeriums. Die Behörde prüft, ob Vorhaben mit militärischen Zielen vereinbar sind. Neben Son Sant Joan wurde auch der Luftwaffenstützpunkt Pollença auf Mallorca als Gebiet von militärischem Interesse eingestuft.

Das in Son Sant Joan geplante Munitionslager ist für Waffen bestimmt, die Kampfflugzeuge, Hubschrauber und Predator-Kampfdrohnen der Luftwaffe nutzen. Nach Angaben aus Militärkreisen würden darin voraussichtlich 20 bis 32 Raketen oder Geschosse sowie Lenkbomben oder leichte Luft-Boden-Raketen gelagert.

Widerstand in Politik und Nachbarschaft

Das Projekt stößt jedoch auf breiten Widerstand in der Bevölkerung und Teilen der Opposition. Der Parlamentsabgeordnete Vicenç Vidal der linksregionalen Parteil Mès warnt vor einer „militärischen Eskalation“ und brachte den Fall vor die Verteidigungs- und Inselkommissionen des spanischen Kongresses. Die Balearen dürften „nicht zur Plattform für Angriffe oder Verteidigungsmaßnahmen“ werden, sagte er.

Auch die linkspopulistische Podemos lehnt das Vorhaben ab. Die konservative PP kritisierte vor allem, dass sie über Medienberichte von dem Projekt erfahren habe. Inhaltlich stellt sie sich jedoch nicht dagegen – aus Rücksicht auf die „Sicherheitsbedürfnisse des Landes“. Während die sozialistische PSOE sich öffentlich bedeckt hält, unterstützt die Rechtspopulisten Vox das Projekt ausdrücklich und ohne Einschränkungen.

Militär wirbt um Vertrauen

Oberst Carlos de Montemayor, Kommandant des Stützpunkts Son Sant Joan, rief zuletzt zur Gelassenheit auf. Das Lager werde nach allen Sicherheitsstandards errichtet, betonte er bei den Feierlichkeiten zum 75-jährigen Bestehen der Basis. Die maximale Kapazität von 75 Tonnen werde nicht ausgeschöpft. Gelagert werde „nur das Nötigste“, um im Ernstfall einsatzbereit zu sein. Ein Projektbericht sieht Mindestabstände von 300 Metern zu anderen Einrichtungen der Basis vor.

Baubeginn in Kürze

Das Gelände gehört bereits dem Verteidigungsministerium. Damit entfallen Enteignungen und das Vorhaben kann rasch starten. Die Arbeiten sind vergeben und sollen innerhalb von neun Monaten abgeschlossen werden. Investitionssumme: rund 1,8 Millionen Euro. Das Lager könnte bereits im kommenden Sommer in Betrieb gehen.

Der Bau ist als erdüberdecktes Iglu konzipiert, um optische Auswirkungen zu verringern und die Struktur gleichzeitig als Schutzbarriere zu nutzen. Die Anlage besteht aus Stahlbeton und darf ausschließlich für den vorgesehenen Zweck verwendet werden.

Schwerpunkt Such- und Rettungsmissionen

Trotz des neuen Projekts bleibt die Hauptaufgabe der sogenannten Ala 49 am Standort unverändert. Die Einheit führt vor allem Such- und Rettungsmissionen (SAR), Seeüberwachung und Unterstützungsflüge für militärische Operationen in der Region durch. Auch kampforientierte SAR-Missionen gehören zum Einsatzspektrum.

Für viele Bewohner Mallorcas ist der Bau des Lagers dennoch ein Einschnitt – und die politische Debatte darüber dürfte die Insel noch länger beschäftigen.

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