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DEMOGRAPHIE

Problem mit Stadtbild? Mallorquiner auf ihrer Insel bald in der Minderheit

Noch wurde gut die Hälfte der Bevölkerung auf der Insel geboren. Doch schon in zwei Jahren, so schätzen Statistiker, könnten waschechte Balearen in der Minderheit sein.

Auf Ibiza und Formentera sind Einheimische längst eine Minderheit, auf Mallorca könnte es in zwei Jahren soweit sein | Foto: Gemma Andreu

| Palma, Mallorca |

Mallorca gehen allmählich die Mallorquiner abhanden. Und auf den benachbarten Inseln sieht es nicht anders aus. Nur noch 51,5 Prozent der Einwohner der Balearen sind dort auch geboren – Tendenz fallend. Damit sind die Balearen die Region Spaniens mit dem niedrigsten Anteil an einheimischer Bevölkerung. Sollte sich der Trend fortsetzen, dürften die auf den Inseln Geborenen bereits in zwei Jahren in der Minderheit sein. Dies geht aus aktuellen Zahlen des spanischen Statistikamtes INE hervor.

Die Ursachen für diesen demografischen Umbruch sind demnach vielschichtig. Zum einen stagniert das natürliche Bevölkerungswachstum auf den Inseln seit Jahren nahezu vollständig. Es werden kaum noch Kinder geboren, ein Nachwuchs fehlt weitgehend. Zum anderen verzeichnen die Balearen einen "massiven Zuzug ausländischer Staatsbürger, die mittlerweile 28,7 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen", zitiert die MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora" aus dem Bericht. Damit leben auf den Inseln mehr Menschen aus dem Ausland als aus anderen spanischen Regionen.

Auffallend dazu, aber kein Widerspruch: Zugleich kehren immer mehr zugezogene Festlandsspanier den Balearen wieder den Rücken. Seit der Corona-Pandemie hat die Zahl der Bewohner aus anderen autonomen Gemeinschaften um fast 6.000 Personen abgenommen – ein kontinuierlicher Exodus, der sich durch nahezu alle Herkunftsregionen zieht. Nur noch 19,7 Prozent der 1,25 Millionen Einwohner stammen vom Festland. Besonders Andalusien und die beiden Kastilien verzeichnen deutliche Bevölkerungsverluste auf den Inseln.

Als Hauptgrund für diese Abwanderung will das INE "das extrem hohe Preisniveau", insbesondere bei Immobilien, ausgemacht haben. Viele Festlandsspanier, die jahrzehntelang auf den Inseln gelebt und gearbeitet haben, kehren nach ihrer Pensionierung auf das deutlich günstigere Festland zurück. Die Balearen sind für viele schlicht unerschwinglich geworden.

Im gleichen Zeitraum ist die ausländische Bevölkerung jedoch um fast 66.000 Menschen gewachsen. Besonders stark zugenommen hat die Zahl der Einwanderer aus lateinamerikanischen Ländern wie Kolumbien, Ecuador, Bolivien und Venezuela sowie aus Marokko. In der Gesamtbevölkerung der Balearen stellen Ausländer mittlerweile einen deutlich höheren Anteil als Festlandsspanier.

Im landesweiten Vergleich steht nur Madrid ähnlich da: In der Hauptstadt sind 53,9 Prozent der Einwohner dort geboren. Madrid und die Balearen sind die einzigen Regionen Spaniens, in denen der Anteil der Einheimischen unter 60 Prozent liegt. Am anderen Ende der Skala stehen die Extremadura mit 83,6 Prozent, Galicien mit 81,9 Prozent und Andalusien mit 80,9 Prozent einheimischer Bevölkerung.

Auch innerhalb Mallorcas zeigen sich den INE-Zahlen zufolge große Unterschiede. In der Gemeinde Calvià sind nur 37 Prozent der 54.000 Einwohner auf den Balearen geboren, während Ausländer mit 38 Prozent sogar die größte Gruppe stellen. Den höchsten Anteil an Einheimischen weist Mancor de la Vall auf: 78 Prozent der knapp 1.700 Bewohner wurden auf den Inseln geboren.

Die südlich gelegene Insel Formentera ist mit einem Einheimischenanteil von nur 36,6 Prozent die am stärksten durchmischte Insel, gefolgt von Ibiza mit 37,8 Prozent. Auf Mallorca liegt der Anteil bei 53,6 Prozent, während Menorca mit 55 Prozent die homogenste Insel des Archipels bleibt. Fazit: Bundeskanzler Merz würde vermutlich die Meinung vertreten, die Balearen hätten ein "Problem mit dem Stadtbild".

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