Die Lage an der Immobilienfront auf Mallorca spitzt sich weiter zu, und niemand weiß so recht, auf was das Ganze hinsteuert. Früher undenkbar, werden derzeit an einem Ort in Palma die Gegensätze zwischen wohlhabenden Immobilienbesitzern und Wohnungslosen besonders unmittelbar sichtbar: Im Viertel Nou Llevant im Südosten der Stadt, wo seit einigen Jahren auch viele Deutsche in Neubauten leben und sich die Betreiber der Drogerie Rossmann und der dort befindlichen Lidl-Filiale eines anhaltenden Kundenzustroms erfreuen, hausen neuerdings zunehmend Menschen in Zelten und Campmobilen – auf Wiesen, unter Bäumen und in Parkbuchten.
Die angespannte Situation dürfte durch ungebremst weiter steigende Mieten und Kaufpreise noch befeuert werden. Im Schnitt verdiente ein Eigentümer im letzten vom spanischen Finanzamt Agencia Tributaria statistisch erfassten Jahr 2023 genau 12.487 Euro an einem Mieter. Das liegt deutlich über dem spanischen Durchschnitt, der auf 8888 Euro beziffert wird, von günstigen Gegenden wie Extremadura (5952 Euro) oder Murcia (6186 Euro) gar nicht zu reden. Es wird allgemein davon ausgegangen, dass die Zahlen von 2024 die Schere zwischen Luxus-Arealen wie den Balearen und anderen Gebieten weiter öffnen dürfte.
Quadratmeterpreis hat 4000-Euro-Schwelle erreicht
Was die Verkäufe anbelangt, so sieht die Lage ähnlich aus: Der Quadratmeterpreis auf Mallorca hat schon fast die bedenklich hohe 4000 Euro-Schwelle erreicht, während er auf spanischer Ebene bei lediglich 1940 Euro liegt. Was nicht verwundert, denn laut der balearischen Notarkammer drängen immer mehr solvente ausländische Käufer auf den Insel-Markt, von denen viele, die inzwischen verlangten hohen Summen einfach cash bezahlen, statt umständlich – wie das unter Spaniern seit ewigen Zeiten üblich ist – eine Hypothek in einer Bank aufzunehmen.
Angesichts der immer brenzligeren Lage am Wohnungsmarkt preschte jetzt die konservative Insel-Regierung offenbar notgedrungen vor: Ministerpräsidentin Marga Prohens (Volkspartei) versprach am Montag unüberhörbar, mit einem Budget in Höhe von 228 Millionen Euro 1213 neue Sozialwohnungen auf den Inseln bauen zu lassen, die die 2509 bestehenden Immobilien dieser Art ergänzen sollen.
Wohnraum für "die Leute von hier"
Auf Mallorca heruntergebrochen wären das 613 Objekte, von denen die weitaus meisten – nämlich 210 – in Palma angeboten werden sollen und der Rest querbeet in anderen Inselorten wie Marratxí, Sóller, Llucmajor, Petra, Sineu und Manacor. Dabei sprach die Politikerin von "den Leuten von hier", die bedacht werden müssten. Gesetzesänderungen – etwa die einfacher gewordene Umwidmung von Läden zu Wohnungen oder Erleichterungen bei Bauvorhaben auf ländlichem Grund – würden den Beginn dieser Maßnahme beschleunigen, so Prohens.
Wobei der Drang, "normalen" Arbeitnehmern entgegenzukommen, bei Politikern der Volkspartei begrenzt scheint. Man ist dort etwa streng dagegen, Mieten in besonders in Mitleidenschaft gezogenen Vierteln zu deckeln. Die Rahmenbedingungen für die Maßnahme wurden von der sozialistisch geführten spanischen Zentralregierung eigentlich ermöglicht.
Mietendeckel in anderen spanischen Städten funktioniert
Dass die Deckelung den Wildwuchs eindämmen kann, hat jüngst die sozialistische Bürgermeisterin der in Galicien befindlichen Stadt La Coruña, Inés Rey, bewiesen. Der Lokalpolitikerin war es zuvor gelungen, den konservativen Landespolitikern ein Ja zu der Deckelung abzutrotzen.
In Palma sagte Inés Rey kürzlich, dass die auf zweieinhalb Jahre begrenzte Maßnahme dazu geführt habe, die Mieten leicht heruntergehen zu lassen. Dies habe sich im Unterschied zum restlichen Galicien so entwickelt, wo die Preise durchweg gestiegen seien. In der Stadt La Coruña, die relativ isoliert auf einer Halbinsel liegt und damit durchaus mit Palma vergleichbar ist, habe sich die Durchschnittsmiete auf 730 Euro pro Monat eingependelt – ein Traumbetrag verglichen mit den viel höheren Mieten auf der Insel.