So viel Bürgernähe hatte Mateo Isern sicher nicht erwartet. Auf einem offiziellen Rundgang durch Arenal traf der Bürgermeister von Palma am Mittwoch nicht nur auf Hoteliers, Geschäftsleute und Polizisten aus dem Viertel, sondern auch aufgebrachte Anwohner, Vertreter von Bürgerinitiaven und schimpfende afrikanische Straßenhändler.
Letztere erwarteten Isern samt Gefolge aus Mitarbeitern und Pressevertretern auf der Plaça Tokio und beschwerten sich lauthals über eine Aktion der Stadt: Die Behörden hatten am Montag mehr als 300.000 Billigsouvenirs vernichten lassen, die die Polizei im Laufe des Sommers von ambulanten Straßenhändlern, meist Schwarzafrikanern, konfisziert hatte. Eine Planierraupe zermalmte die Sonnenbrillen, Mützen, Spielsachen, DVDs, unter ihren Ketten, bevor die Ware verbrannt wurde.
"Wir leben davon, wie kann man uns die Dinge einfach entwenden?", riefen die betroffenen Straßenhändler dem Bürgermeister ins Gesicht. Die Erklärungen Iserns, der ambulante Straßenhandel sei schlichtweg illegal und keinesfalls zu dulden, beruhigte die aufgebrachte Menge nicht.
Seit Beginn seiner Amtszeit besucht Mateo Isern regelmäßig Stadtteile in Palma, um sich vor Ort und im direkten Gespräch mit den Bürgern ein Bild von den Problemen des jeweiligen "barrio" zu machen.
Im Mittelpunkt des Rundgangs durch Palmas Ortsteil Arenal stand das Thema Sicherheit. "Die geplanten Millionen für die Sanierung der Playa de Palma sind nicht da, aber wir tun, was in unserer Macht steht, um die größten Missstände in den Griff zu bekommen", sagte Isern vor Vertretern der Hotel- und Handelsverbände.
Die massive Verstärkung der Polizei während der Sommersaison habe bereits Wirkung gezeigt: Hütchenspieler seien ganz verschwunden, illegale Straßenhändler würden konsequent verfolgt, die Zahl der Kriminaldelikte sei merklich zurückgegangen. Zu verdanken sei dies der verbesserten Kooperation zwischen der National- und der Lokalpolizei.
Auch in Sachen Umweltschutz wusste Isern Positives zu berichten: Seitdem der "Torrent de Jueus", der die Grenze zwischen den Gemeinden Palma und Llucmajor markiert, konsequent gesäubert werde, habe sich die Qualität des Grundwassers merklich verbessert.
Dass damit das Müllproblem in Arenal allerdings noch lange nicht gelöst ist, zeigte die Reaktion einer weiteren Gruppe von Anwohnern auf der Plaça Tokio, die dem Bürgermeister gerne Fragen zu Müll- und Abwasserproblemen gestellt hätte. Sie bekamen allerdings keine Chance, den Alkalden direkt anzusprechen, und zogen resigniert ab.
Andere Nachbarn wiederum lobten Iserns bisherige Arbeit in höchsten Tönen: "Das Straßenbild hat sich eindeutig verbessert, seitdem die Polizei mehr Präsenz und Aktion zeigt", sagt Catalina Agiló. "Es gibt keine Hütchenspieler mehr, weniger ambulante Händler und weniger Taschendiebe, das macht sich besonders für uns Anwohner sehr positiv bemerkbar. Wir fühlen uns besonders nachts hier sehr viel sicherer."
Zusammen mit ihrer Freundin Margarita Planisi, ebenfalls Bewohnerin von Arenal, versucht sie Polizei und Politiker zu unterstützen, indem sie auf Missstände in ihrem Viertel aufmerksam macht. "Die Obdachlosen stören uns zum Beispiel gar nicht", sagt Catalina, und zeigt auf einen Mann, der mit Decken und Plastiktüten allein auf einer Steinbank liegt. Lange habe der wohl nicht mehr zu leben. "Viele sind todkrank, kommen hierher, um zu sterben, ihr Weg ist hier zu Ende, und das wissen sie", beschreibt sie die tragischen Fälle.
Vier Männer, allesamt Deutsche, seien in diesem Sommer schon auf diesem Platz gestorben. "Wir bringen den Obdachlosen ab und zu Decken, reden mit ihnen, sie wollen aber keine Hilfe, und wenn man ihnen Geld gibt, dann kaufen sie sich Wein." Vollkommen mittellos seien sie in der Regel nicht. "Sie haben oft Geld für ein wenig Essen, beziehen vielleicht Sozialhilfe aus Deutschland, aber sie sind so krank, dass sie nicht mehr weiter wollen."
Mateo Isern steht derweil mit dem Rücken zu der Szene, gibt einem TV-Sender ein Interview und verspricht, auch weiterhin alles zu tun, um die Zustände in diesem Stadtteil zu verbessern. Dass die Mittel der Stadt begrenzt sind, wird hier - in dritter Linie hinter der Meerespromenade - an jeder Ecke deutlich.